Die Mitnahme von Kfz-Kennzeichen ist von 2013 an bundesweit möglich, so kann Geld gespart werden. Schleswig-Holstein ist Vorreiter.

Kreis Pinneberg. "Kennzeichen PI? - Nie!!" Nicht nur bei vielen Hamburgern ist das Kürzel für den Kreis Pinneberg an Kraftfahrzeugen verpönt. Wird doch die Buchstabenkombination gern mit "Provinz-Idiot" oder auch mit "pennt immer" übersetzt. Doch die Hanseaten von der Elbe haben bislang keine Wahl: Wer seinen Wohnort - sei es aus privaten oder beruflichen Gründen - in den Kreis Pinneberg verlegt, muss sein Auto oder Motorrad ummelden. Denn maßgebend für die Zuteilung des Fahrzeugkennzeichens ist der Hauptwohnsitz des Eigentümers.

+++Zieht das Autokennzeichen bereits ab 2013 mit um?+++

Allerdings ist eine Änderung in Sicht: Die Konferenz der Bundes- und Landesverkehrsminister hat kürzlich beschlossen, von 2013 an die Mitnahme des Kennzeichens zu ermöglichen. Das heißt, wer beispielsweise als waschechter Münchner in den Kreis Pinneberg, nach Bremen oder sonst wohin in anderes Bundesland verschlagen wird, darf auch am neuen Wohnsitz das bajuwarische M für München als Erinnerungsstück aus seiner alten Heimat am Auto behalten. Selbst, wenn das Fahrzeug einmal den Eigentümer wechselt, könnte das M-Kennzeichen bleiben; ein ganzes Autoleben lang, bis zum Verschrotten.

Was bundesweit erst vom 1. Januar nächsten Jahres an möglich werden soll, funktioniert im nördlichsten Bundesland bereits seit gut zwei Jahren. "Wer innerhalb Schleswig-Holsteins umzieht, kann beim Wohnsitzwechsel in einen anderen Zulassungsbezirk sein bisheriges Fahrzeugkennzeichen mitnehmen", erläutert Uwe Mohrdiek, Chef des Fachdienstes Straßenverkehr der Pinneberger Kreisverwaltung. Auch einige andere Bundesländer wie Hessen oder Thüringen haben die interne Mitnahme-Regelung schon eingeführt.

+++Das lebenslange Nummernschild fürs Auto kommt+++

Allerdings bleibt auch dem heimattreuen Autofahrer der Gang zur Zulassungsstelle an der Flensburger Straße 1 in Pinneberg nicht erspart. Denn der Fahrzeugschein wird von der Verkehrsbehörde nach dem Wohnortwechsel neu ausgestellt und mit dem Dienstsiegel des Kreises Pinneberg abgestempelt. Dann jedoch auf Wunsch eben mit dem alten Kennzeichen aus der alten Heimat des Zugezogenen. Unterbrochen wird der Mitnahmeeffekt nur, wenn das Fahrzeug zwischenzeitlich abgemeldet oder stillgelegt wurde.

Wohlgemerkt: Das alles ist freiwillig. Wer nach dem Wohnortwechsel partout die neuen Bleche spazieren fahren möchte, wird weiterhin bedient. Allerdings muss der Fahrzeughalter dann auf eigene Kosten die neuen Schilder prägen lassen. Ein Schilderpaar für Pkw ist je nach der unterschiedlichen Preisgestaltung der rund um die Zulassungsstelle angesiedelten gewerblichen Anbieter für 20 bis 30 Euro zu haben.

Uwe Mohrdiek sieht in dem Mitnahme-Angebot wie auch in der künftigen bundesweiten Neuregelung ein Stück Bürgerfreundlichkeit der Verkehrsbehörden: "Außerdem können die Fahrzeughalter Geld sparen."

Schon jetzt gibt es innerhalb des Kreises Pinneberg noch eine weitere Vereinfachung: Wer im Kreisgebiet umzieht, kann den Fahrzeugschein auch beim örtlichen Einwohnermeldeamt mit der neuen Adresse versehen lassen. Ute Schröder, Kraftfahrzeug-Expertin im Fachdienst Straßenverkehr, hat einmal nachgezählt: "Seit Inkrafttreten der neuen Regelung am 1. Februar 2010 sind bis Mitte Mai 1508 Fahrzeuge mit auswärtigem Kennzeichen im Kreis Pinneberg angemeldet worden." Mit anderen Worten: Manch ein "Oller Dussel" (OD), manch eine Rendsburger Dumpfbacke (RD) oder gar Itzehoer Zicke (IZ), die im Kreisgebiet fahren oder parken, sind wohnortmäßig längst zu Provinz-Idioten geworden. Sie wollen es nur nach außen hin nicht zeigen.

Umgekehrt geht es aber auch: Immerhin sind bereits 1732 Fahrzeughalter unter Mitnahme ihres PI-Kennzeichens in andere Zulassungsbezirke Schleswig-Holsteins ausgewandert. Und dort fahren sie nun voller Stolz mit ihren alten Blechen durch die Gegend. Diese Abtrünnigen scheinen sich trotz herabsetzender Interpretationen vom geliebten PI-Kürzel nicht trennen zu können. Na, wenn das kein Lokal-Patriotismus ist!

Dessen ungeachtet, ist im Vergleich zum Gesamtbestand die Zahl der Fremdkennzeichen noch gering: Im Kreis Pinneberg sind aktuell knapp 213.000 Fahrzeuge aller Art, vom Lkw bis zum Anhänger, mit dem PI-Zeichen angemeldet.