Die verstärkte Polizeipräsenz zeigt in Elmshorn Wirkung: Die Zahl der Zwischenfälle geht deutlich zurück. Aber nicht alle Bürger sehen das so.

Elmshorn. Die Reisenden am Elmshorner Bahnhof fühlen sich sicherer. Die Polizei zeigt seit einigen Monaten rund um den Haltepunkt deutlich mehr Präsenz. Das neue Konzept, das Landes- und Bundespolizei gemeinsam umsetzen, führt zu einem Rückgang der Einsatzzahlen. "Wir hatten bisher monatlich 70 Einsätze im Bahnhofsbereich. Die Zahl hat sich auf 35 halbiert", sagt Sven Adomat, der Leiter des Elmshorner Polizeireviers. Er hofft, dass dieser Trend dauerhaft anhält.

Der Bahnhofsvorplatz ist seit Jahren beliebter Treffpunkt von Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Sie versammeln sich in der Regel am Durchgang vom Vorplatz zum Bahnhofstunnel, sie trinken Alkohol und diskutieren lautstark. Teilweise haben sie auch ihre Hunde dabei. Mit zunehmenden Alkoholgenuss kommt es zu Zwischenfällen - etwa zu Rangeleien untereinander, zu Prügeleien. Auch alkoholbedingte Zusammenbrüche sind an der Tagesordnung. Passanten müssen sich blöde Sprüche anhören und werden um nicht mehr benötigte Fahrkarten "angebettelt", die dann verbotenerweise weiterverkauft werden. Im September 2010 waren zwei Betrunkene in Bahnhofsnähe in Streit geraten. Eine Prügelei folgte, schließlich sackte einer der Kontrahenten nach einem Herzinfarkt tot zu Boden.

Unerfreuliche Bilder wie diese will Adomat künftig nicht mehr sehen. "Unser Ziel ist es, dort Ruhe reinzukriegen, damit sich die Menschen rund um den Bahnhof sicherer fühlen", sagt er. Das Konzept: Die Sicherheit soll durch mehr Präsenz vermittelt werden. Adomat: "Wir laufen in dem Bereich häufiger Streifen und auch die Bundespolizei ist viel häufiger vor Ort." Der Polizeichef könnte sich auch eine Kameraüberwachung von kritischen Bereichen vorstellen. Entschieden ist jedoch noch nichts.

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Eines der bisher größten Probleme war die Rollenverteilung: Die Elmshorner Polizisten sind für das Bahnhofsumfeld inklusive des Tunnels zuständig - die Bundespolizei wiederum für die Bahnsteige und die Treppenzugänge. Adomat: "Wir stimmen uns jetzt sehr intensiv ab, die Zusammenarbeit klappt hervorragend." Das bestätigt auch Hans-Peter Schwartz, der Sprecher der Bundespolizei. "Wir versuchen, fast täglich vor Ort zu sein." Inzwischen gehört es fast zum gewohnten Bild, dass ein VW-Bus der Bundespolizei im Bahnhofstunnel parkt. Schwartz: "Wir werden von vielen Bürgern darauf angesprochen, die unsere Anwesenheit als sehr positiv empfinden."

Langfristig soll ein eigenes Revier der Bundespolizei am Elmshorner Bahnhof aufgebaut werden. Die Verhandlungen dazu laufen, noch ist jedoch nichts spruchreif. Bis es soweit ist, springen Elmshorner Beamte in die Bresche, wenn ihre Kollegen von der Bundespolizei noch auf der Anfahrt sind. Wenn beide Dienststellen parallel vor Ort sind, erfolgen auch gemeinsame Streifengänge. Zuletzt hatten Bundespolizisten vor Kurzem 1000 Flyer an Bahnkunden verteilt und darauf hingewiesen, dass Weitergabe und Verkauf gebrauchter Tickets strafbar ist.

Dass sich die Zahl der Zwischenfälle verringert hat, deckt sich mit den Beobachtungen von Saeed Zamani, der im bahneigenen Kiosk arbeitet. "Das hat sich hier verbessert." Ihm ist auch die verstärkte Präsenz der Polizei nicht entgangen. "Wir haben rund um die Uhr auf, ich mache häufig Nachtschicht. Seit die Polizei mehr präsent ist, fühle ich mich sicherer."

Auch Martina Peuker, die jeden Tag die Bahn für ihren Arbeitsweg nach Hamburg nutzt, begrüßt das Plus an Polizeikräften. "Ich freue mich immer, die zu sehen." Im Vergleich zu vielen Hamburger Bahnhöfen stehe es in Elmshorn nicht zum Besten.

Volker Starken, der ebenfalls täglich zwischen seinem Wohnort Elmshorn und seiner Arbeitsstätte in Hamburg pendelt, sieht die Lage nicht ganz so dramatisch. Er fühlt sich auch ohne Dauerpräsenz der Polizei am Bahnhof sicher. "Mich stören diese Leute nicht wirklich."

Bei Spielzeug Bieberstein an der Königstraße werden sie nicht so gern gesehen. "Wir haben ein Schaufenster nicht hinten raus und sehen, was auf dem Bahnhofsvorplatz passiert", sagt Verkäuferin Petra Bolls. Sie hat nicht das Gefühl, dass sich die Zahl der Einsätze verringert hat. "Wir sehen häufig, dass Polizei und Krankenwagen dort vorfahren."