Im Sommer starten 2.320 Fünftklässler an weiterführenden Schulen. An den G-8-Gymnasien ist die Lage entspannt, das “Turbo-Abi“ ist Routine.

Kreis Pinneberg. Wo es die Möglichkeit gibt, am Gymnasium das Abitur in neun statt in acht Jahren zu machen, wird sie genutzt. Das ergibt sich aus den aktuellen Anmeldezahlen für die künftigen fünften Klassen.

Im Kreis Pinneberg bieten zwei Gymnasien das sogenannte Y-Modell an: Das Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasium in Barmstedt und das Elsensee-Gymnasium in Quickborn ermöglichen Schülern entweder in acht Jahren (G 8) oder in neun Jahren (G 9) das Abitur zu machen. In Schleswig-Holstein gibt es nur vier Oberschulen, die nach dem Y-Modell arbeiten. Die beiden Gymnasien im Kreis Pinneberg haben eine lange Erfahrung damit, weil sie seit 2001 parallel zum neunjährigen Abitur versuchsweise G 8 eingeführt hatten. Nach einer Probephase von sieben Jahren an Pilotschulen hatte die große Koalition aus CDU und SPD landesweit an Gymnasien das Turbo-Abi in acht statt neun Jahren eingeführt.

Damals war das Wehklagen der Eltern, die ihre Kinder überfordert sahen, groß. Die schwarz-gelbe Landesregierung ruderte 2011 schließlich zurück und stellt den Gymnasien frei, zu G 9 zurückzukehren oder sogar beide Wege zum Abitur anzubieten. Das Barmstedter und das Elmshorner Gymnasium blieben damals beim Y-Modell.

Von den 96 angemeldeten Kindern, die im Sommer am Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasium in Barmstedt in den fünften Klassen starten, werden 68 in eine der drei G-9-Klassen gehen. "Nur 28 bilden die einzige G-8-Klasse", sagt Schulleiter Wolf-Rüdiger Salbrecht. Das Gymnasium habe im vorigen Jahr einige Kinder zu ihrem Glück zwingen müssen", erzählt Salbrecht.

Da sich zu wenige Schüler für eine G-8-Klasse angemeldet hatten, wurden fünf Kinder aus Barmstedt dazugelost, sodass es immerhin 27 Schüler in einer G-8-Klasse waren. G 9 wählten im vergangenen Jahr 77 Schüler. "Keines der fünf betroffenen Kinder ist durch diese Wahl überfordert worden", versichert Salbrecht. Es seien Kinder aus Barmstedt ausgesucht worden, weil die in unmittelbarer Nähe wohnten und keinen so langen Schulweg wie diejenigen aus den Umlandgemeinden hätten. In diesem Jahr ist Salbrecht um das Losverfahren herumgekommen. Ursprünglich hatten sich nur 17 Kinder für G 8 angemeldet. Durch einen Appell an alle Eltern, die G 9 favorisierten, revidierten elf Eltern diese Entscheidung und meldeten ihre Kinder doch noch für die G-8-Klasse an.

An den Gymnasien, die nur G 8 anbieten, hat sich die Lage entspannt

Auch das Elsensee-Gymnasium in Quickborn verzeichnet einen Run auf G 9. In diesem Jahr sind es 60 Schüler, die in G-9-Klassen starten. Nur 26 Kinder haben G 8 gewählt. Im vorigen Jahr waren es noch jeweils zwei Schulklassen für G 8 und G 9. Das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Quickborn, das komplett zu G 8 zurückgekehrt ist, hat dieses Jahr nur noch 71 Anmeldungen für drei Klassen. Voriges Jahr waren es noch 100 und 2010 sogar 140 Anmeldungen.

Auch wenn das neunjährige Abi beliebt bleibt - es ist die Ausnahme. Neben den beiden Schulen aus dem Kreis sind lediglich weitere elf der insgesamt 99 Gymnasien im Land komplett zu G 9 zurückgekehrt.

An den Schulen, die G 8 anbieten, hat sich die Lage offenbar entspannt. Peter Rosteck, Leiter des Elmshorner Bismarck-Gymnasiums, registriert eine "vernünftige Routine", die sich seit der Einführung von G 8 und nach anfänglichen Problemen ergeben habe. Die Schule biete den Kindern einen umfangreichen Förderbereich in den 5. und 6. Klassen und Intensivstunden.

Der weitaus größte Teil der Schüler komme gut klar mit G 8, "und Klagen über zu viele Hausaufgaben und zu wenig Freizeit haben wir auch schon gehört, als wir noch G 9 hatten", sagt Peter Rosteck. Im neuen Schuljahr werden 136 Fünftklässler in fünf Klassen ihre Karriere am Bismarck-Gymnasium starten. Zulauf verzeichnet der Schulleiter der Bismarck-Schule nicht nur bei den fünften Klassen, sondern auch in der Oberstufe. Aus sechs werden zum nächsten Schuljahr sieben 11. Klassen, da es viele Realschüler und Schüler anderer Gymnasien an seine Schule gezogen hat. Grund dafür ist laut Schulleiter Rosteck die Zahl von sieben Oberstufenprofilen, unter anderen ein ästhetisches und ein sportliches Profil.