Elmshorns Bürgermeisterin ist Teil der Koalitionsverhandlungen auf Landesebene. SPD-Fraktionsvorsitzender Raudies gibt Amt ab.

Elmshorn. Die Landtagswahl könnte im Kreis Pinneberg für personelle Veränderungen sorgen. Etwa im Elmshorner Rathaus: So wird seit Monaten hinter vorgehaltener Hand spekuliert, dass Bürgermeisterin Brigitte Fronzek im Fall einer SPD-geführten Landesregierung für ein Amt als Staatssekretärin oder gar Ministerin in Frage kommen könnte. Zu Diskussion für die erfahrene Verwaltungsrechtlerin stehen das Innen- und Justizressort.

Fronzek selbst war Montag und Dienstag nicht in ihrem Büro - aber auch nicht zu etwaigen Geheimverhandlungen in Kiel. Sie nahm vielmehr an einem Treffen der hauptamtlichen Bürgermeister des Kreises auf der Insel Helgoland teil. Am Rande der Konferenz gab sich die 59-Jährige, auf einen möglichen Wechsel nach Kiel angesprochen, sehr zurückhaltend. "Ausschließen kann ich nichts. Aber ich rechne nicht wirklich damit." Im Falle eines entsprechenden Angebots "werde ich mir das überlegen. Es kommt natürlich drauf an, was angeboten wird".

Kein Geheimnis ist, dass sich Fronzek und der SPD-Spitzenkandidat und mögliche Ministerpräsident Torsten Albig gut verstehen. Die Elmshorner Bürgermeisterin hatte sich bei der parteiinternen Mitgliederbefragung, die 2010 und 2011 in jedem Kreisverband des Landes Schleswig-Holstein öffentlich abgehalten wurden, als Spitzenkandidatin beworben. Etwas mehr als neun Prozent der Mitglieder entschieden sich für sie. Damit lag die Bürgermeisterin auf Platz drei hinter Albig und dem SPD-Landeschef Ralf Stegner.

"Ich bin gern Bürgermeisterin von Elmshorn, und meine Amtszeit läuft noch 19 Monate, in denen die Hafenspange und die neue KGSE eingeweiht werden", sagte Fronzek. Projekte, für die sie sich eingesetzt habe und deren Vollendung sie freue. "Ich werde auf jeden Fall für die Landes-SPD an den Koalitionsverhandlungen teilnehmen", sagte Fronzek weiter. Sie vertrete in den Gesprächen mit Grünen und SSW die Bereiche Innen, Recht und Kommunen. Das bedeute jedoch nicht automatisch die spätere Übernahme eines Regierungsamtes, wiegelte Fronzek ab. "Ich war auch 2005 an den Koalitionsverhandlungen beteiligt und habe keinen Posten erhalten." Ihr gehe es rein um inhaltliche Fragen und nicht um Ämter, beteuert die 58-Jährige.

Diese Reihenfolge betonte auch der SPD-Kreisvorsitzende Hannes Birke, der am Montagabend an der Sitzung des Parteirates in Kiel teilnahm, die von Pinnebergs Bürgermeisterin Kristin Alheit geleitet wurde. "Zunächst wird es bei den Sondierungsgesprächen und möglichen Koalitionsverhandlungen rein um inhaltliche Fragen gehen. Die Personalentscheidungen sind nachrangig und werden erst ganz am Schluss geklärt", zeigte Birke die Präferenzen auf. Zu möglichen Ambitionen oder Berufungen seiner Elmshorner Genossin Fronzek wollte sich Birke nicht äußern.

Einmütig habe der Parteirat dem eigenen Spitzenkandidaten Albig grünes Licht für dessen Ankündigung gegeben, mit Grünen und dem SSW noch in dieser Woche auszuloten, ob es genügend inhaltliche Überschneidungen der drei Fraktionen gibt, die die Ausarbeitung eines Koalitionsvertrages rechtfertigen würden. "Albig hat sich da klipp und klar für diese Schleswig-Holstein-Ampel ausgesprochen." Die Große Koalition mit der CDU komme für ihn nicht in Frage, auch wenn die SPD das Verhandlungsangebot der CDU dazu wohlwollend angenommen habe. "Wir suchen jetzt die Koalition der Sieger", betonte Birke. Denn alle drei, SPD, Grüne und SSW, hätten die Wahl gewonnen, weil sie sich im Vergleich zu 2009 verbessert hätten. Die Zeit dränge, sagte Birke. "Bis zum 9. Juni muss alles ausverhandelt sein. Dann ist Landesparteitag der SPD."

Eine zweite, durch die Landtagswahl ausgelöste personelle Veränderung betrifft ebenfalls Elmshorn: "Ich habe am Montagabend während der Fraktionssitzung angekündigt, dass ich mein Amt als Vorsitzende der Elmshorner SPD-Fraktion niederlege", kündigte Beate Raudies an. Die 45-Jährige hatte Sonntag das Direktmandat im Wahlkreis 22 für die SPD zurückerobert und ist davon überzeugt, dass ihre Arbeit im Landtag mit dem Job als Fraktionschefin in Elmshorn zeitlich nicht zu vereinbaren sei. "Die Sitzung der neu gewählten SPD-Landtagsfraktion am Dienstag in Kiel hat mich in dieser Auffassung noch bestärkt", sagte Raudies. So sei die Fraktion aufgrund der Verkleinerung des Landtages geschrumpft. "Auf uns alle kommt viel Arbeit zu."

Am 21. Mai soll der SPD-Fraktionsvorstand in Elmshorn neu gewählt werden. Als Favorit für die Nachfolge gilt der Vize-Chef Ulrich Lenk. "Ich werde keine Empfehlung geben, das muss die Fraktion selbst entschieden", sagte Beate Raudies. Sie wird ihr Mandat im Stadtverordnetenkollegium behalten, ihren Sitz im Hauptausschuss sowie dessen Vorsitz wird sie jedoch ebenfalls niederlegen.