Beate Raudies holt im Wahlkreis Elmshorn Direktmandat für die SPD zurück. CDU-Mann Peter Lehnert siegt erneut souverän.

Elmshorn/Quickborn. Als um kurz nach 18 Uhr die Landes-Prognose für die SPD auf dem Fernsehbildschirm erschien, gab es in der Gaststätte "Im Winkel" in Elmshorn lange Gesichter. Im Laufe des Sonntagabends besserte sich die Stimmung bei der Wahlparty der Elmshorner SPD dann etwas: Schließlich stand kurz nach 21 Uhr endgültig fest, dass Beate Raudies, 45, das Direktmandat für die Genossen im Wahlkreis 22 (Elmshorn) zurückerobern würde.

So richtig zum Feiern zumute war den Sozialdemokraten angesichts des schlechten Landesergebnisses jedoch nicht. Bereits um kurz vor 19 Uhr platzte dem Bundestagsabgeordneten und SPD-Ortsvorsitzenden Ernst Dieter Rossmann der Kragen: Unzufrieden mit den Hochrechnungen der ARD, versuchte Rossmann einen Wechsel zum ZDF - mit der Folge, dass zunächst nur Schnee auf dem Fernsehbildschirm erschien. Erst nach geraumer Zeit wurde klar, dass Rossmann die falsche Fernbedienung benutzt hatte. Als schließlich doch das ZDF-Bild erschien und die SPD bei der Hochrechnung dieses Senders nur knapp hinter der CDU lag, entspannten sich die Gesichtszüge der etwa 50 Gäste.

Und die konnten weiterhin mächtig applaudieren, als Rossmann die Ergebnisse aus den Elmshorner Wahlbezirken, die telefonisch aus dem Rathaus übermittelt wurden, vorlas. Zwischendurch begrüßte der Ortsvorsitzende auch zwei Neumitglieder - ebenfalls Balsam auf die wunde Seele der Genossen. "Wir haben einen tollen Wahlkampf gemacht", sagte Rossmann. Die SPD habe nun die große Chance, Regierungsverantwortung zu übernehmen - wenn auch nur mit einer Stimme Vorsprung. "Eine Stimme kann eine stabile Mehrheit sein. Herr Carstensen ist auch nicht dafür gescholten worden, dass er zusammen mit der FDP mit einer Ein-Stimmen-Mehrheit regiert."

Auch der SPD-Kreisvorsitzende Hans-Helmut Birke hatte sich unter die Gäste gemischt und drückte Beate Raudies die Daumen. "Ich bin mir sicher, dass wir das Direktmandat kriegen", wiederholte er gebetsmühlenartig den ganzen Abend. Zunächst waren die kleineren Umlandgemeinden ausgezählt worden, wo von Abercron in Führung lag. Auch Tornesch entschied er knapp für sich. Der Vorsprung der SPD in Elmshorn war jedoch so groß, dass letztlich der SPD das Direktmandat nicht zu nehmen war.

"Das ist ein ganz tolles Ergebnis, ich bin überglücklich und freue mich riesig auf die Arbeit im Landtag", sagte Raudies. Die schlechte Wahlbeteiligung sei klar zu Lasten der SPD gegangen. "Dass wir trotzdem das Direktmandat zurückgeholt haben, ist überwältigend." Den Fraktionsvorsitz im Elmshorner Stadtparlament wird sie jetzt niederlegen.

Seinen Sitz im Landtag verloren hat Michael von Abercron. Der 59-Jährige feierte mit seinem engsten Kreis im CCE-Café - und zeigte sich als fairer Verlierer. Als seine letzten Getreuen gegen 21.30 Uhr aufbrachen, fuhr er kurz zur SPD-Wahlparty, um seiner Konkurrentin zu gratulieren. "Ich wusste von vornherein, dass es eng werden würde." Der CDU sei es seit Kriegsende erst zweimal gelungen, das Direktmandat im Wahlkreis 22 direkt zu gewinnen. "Wenn wir auf Landesebene einen größeren Vorsprung gehabt hätten, dann hätte es vielleicht klappen können." Ab 18 Uhr schauten die Christdemokraten alle paar Minuten ins Internet, um die von der Kreisverwaltung ständig aktualisierten Wahlergebnisse abzurufen. Die Ernüchterung wurde jedoch im Laufe des Abends immer größer. "Es ist so verdammt schade, weil wir einen exzellenten Kandidaten haben, der es verdient hätte", fasste Manfred Irgens, CDU-Parteichef aus Tornesch, seine Enttäuschung in Worte. Von Abercron selbst munterte seine geknickten Anhänger immer wieder auf. "Ich bin natürlich enttäuscht, weil wir einen exzellenten und leidenschaftlichen Wahlkampf geführt haben. Aber wir können es nicht ändern", sagte er.

Von Abercron muss nun sein Büro im Landtag räumen. "Ich habe jetzt mehr Zeit für meine Familie und meine zwei kleinen Kinder, die sind zuletzt zu kurz gekommen", sagte der 59-Jährige. Erst im Januar habe seine Familie Zuwachs erhalten. "Aber meine Frau hat mich kaum noch gesehen." Beruflich wolle er jetzt versuchen, in seinem alten Beruf als Selbstständiger wieder Fuß zu fassen.

Im Wahlkreis Pinneberg-Nord hat erwartungsgemäß Peter Lehnert (CDU) gewonnen. Zum fünften Mal hintereinander seit 1996 holte er die meisten Stimmen, sogar in allen 25 Orten, die zu diesem Wahlkreis gehören. Mit 44,3 Prozent bedeutete dies für ihn wieder das zweitbeste Ergebnis im Land für die CDU wie bereits 2009. "Ich habe sogar noch 1,6 Prozentpunkte zugelegt", sagt Lehnert stolz. "Ich glaube der Wähler honoriert es, wenn man dauerhaft solide arbeitet." Zum Feiern fuhr der Abonnements-Sieger allerdings lieber nach Kiel zu seinen Fraktionskollegen. Immerhin hatte er eine Handy-Nummer zum Gratulieren hinterlassen.

Die Wahlparty der SPD-Kandidatin Johanna Skalski, 34, im Quickborner "Kamphuis" hatte sich bereits um kurz vor 21.30 Uhr aufgelöst. Angesichts der ersten Ergebnisse aus den Wahlbezirken war früh klar, dass die SPD-Kandidatin klar gegen den CDU-Herausforderer Peter Lehnert den Kürzeren ziehen würde. Johanna Skalski und auch ihre Genossen waren aber dennoch über das erzielte Ergebnis sehr zufrieden. "Das ist mehr als respektabel", sagte die Kandidatin.

Es sei von vornherein klar gewesen, dass der traditionell CDU-dominierte Wahlkreis 23 für die SPD kaum zu gewinnen sei. "Mein Gegner ist ein langjähriger Landtagsabgeordneter, der ist schwer zu schlagen." Die Rechtsanwältin aus Tornesch hat, wie sie selbst sagt, viel Unterstützung durch die SPD-Ortsvereine im Wahlkreis erhalten und alle seien wieder ein Stück zusammengerückt. Als Dank fuhr sie nach dem Ende ihrer Wahlparty noch nach Barmstedt, wo sich der dortige Ortsverein im griechischen Restaurant Omiros traf. Eine kleine Spitze gegen ihren politischen Gegner konnte sich Johanna Skalski nicht verkneifen: "Peter Lehnert, der feiert in Kiel. Aber ich bin vor Ort im Wahlkreis, um mich bei meinen Unterstützern zu bedanken."