Gruppe von Frühsportlern hat mehr als 1800 Unterstützer-Unterschriften gesammelt. Brainstorming beim Runden Tisch von GAL & Unabhängigen.

Pinneberg. Die Protestwelle gegen eine mögliche Schließung des Pinneberger Hallenbades ebbt nicht ab. Mehr als 80 Personen, wohl fast alle Hallenbad-Befürworter, folgten am Montagabend der Einladung der Fraktion von GAL & Unabhängigen zu einem Runden Tisch. Unter ihnen die Pinnebergerin Angret Turowski, 80, eine der ältesten Schwimmerinnen, die täglich das Bad an der Burmeisterallee besucht.

"Für viele in meinem Alter ist das Schwimmen die einzige sportliche Möglichkeit, etwas zum Wohlbefinden und für die Gesundheit zu tun", sagt die Seniorin. Sie spreche für die Generation der 60 bis 90 Jahre alten Schwimmbadbesucher. Angret Turowskis Appell an diejenigen, die das Bad aus finanziellen Gründen auf den Prüfstand gestellt hatten, aber erfolgte im Namen aller Generationen: "Erhalten Sie das Schwimmbad! Für das Babyschwimmen, zum Schwimmen lernen für Kinder, für das Schulschwimmen, für die Vereinssportler und die Freizeitschwimmer."

Alle diese Gruppen waren am Montag beim Runden Tisch vertreten und beteiligten sich unter Leitung von Moderatorin Kerstin Marlis Engelhardt an Diskussion und Ideensammlung. Sigrid Rogge und ihre Mitstreiterinnen sammelten vor Beginn der Versammlung weiter fleißig Unterstützerunterschriften. Laut der Vertreterin der Gruppe der Frühschwimmer umfasst die Unterschriftenliste mittlerweile mehr als 1800 Namen. Die Pinnebergerin ist optimistisch: "Ich bin sicher, dass das Hallenbad nicht geschlossen wird."

Ausgelöst worden war die Diskussion um das Hallenbad der Kreisstadt, das dem Betreiber Stadtwerke und damit über eine verringerte Gewinnausschüttung der Stadt ein jährliches Defizit von mehr als einer Millionen Euro beschert, durch die Absichtserklärung der politischen Mehrheit, unter den Rettungsschirm des Landes zu schlüpfen. Das Land knüpft die Gewährung von Finanzhilfen an Sparvorgaben.

Die Politiker, darunter auch von GAL & Unabhängigen, hatten wiederholt erklärt, fortan müssten alle Ausgaben auf den Prüfstand. Immer wieder fielen im Zuge dieser Debatte das Hallenbad, aber auch die Zuschüsse an VHS und Musikschule sowie die Kosten für Stadtbücherei und Stadtmuseum.

"Es gibt Beratungen, keine Beschlüsse", betonte am Montag, zum wiederholten Male, Stadtwerke-Geschäftsführer Henning Fuchs. Er, von vielen Diskussionsteilnehmern vorweg wohl zum Feindbild erklärt, warf sich für sein Bad in die Bresche. Fuchs sprach davon, dass das "Hallenbad auf dem Altar des Rettungsschirms geopfert werden solle". Er war vom Aufsichtsrat der Kommunalwirtschaft Pinneberg GmbH beauftragt worden, bis zum Sommer Problemlösungen aufzuzeigen. Der Stadtwerke-Chef verwies, unter dem lauten Beifall der Anwesenden, darauf, dass das Bad defizitär, aber keineswegs marode sei. "Unser Bad ist technisch gepflegt", sagte Fuchs. Allerdings, so gestand der Geschäftsführer zu, könne es angesichts einer mehr als 40 Jahre währenden Lebenszeit passieren, dass in absehbarer Zeit Teile der Technik wie die Wasseraufbereitungsanlage ausgetauscht werden müssten. Eine komplette technische Sanierung werde bis zu sieben Millionen Euro kosten. Auf die Frage aus dem Auditorium, warum man in Pinneberg keine Rücklagen für diesen Fall gebildet habe, sagte Fuchs: "Der Einwand ist objektiv richtig. Es wurden zu viele Gewinne aus den Stadtwerken rausgezogen."

Viele Besucher des Runden Tisches machten deutlich, dass sie bereit wären, mehr Eintritt zu bezahlen. Dazu sagte der Stadtwerke-Geschäftsführer: "Über die Eintrittspreise lässt sich die Wirtschaftlichkeit nicht massiv ändern." Die Palette der Vorschläge, die die Diskussionsteilnehmer entwickelten, umfasste zum Beispiel die Idee, die Wassertemperatur von heute 29 Grad abzusenken, um Energie zu sparen.

Ein anderer Bürger votierte dafür, die Beleuchtung zu reduzieren. Wie Fuchs im Gespräch mit dem Abendblatt erklärte, hält er es schwerlich für möglich, das jährliche Defizit des Bades, in dem 16 Mitarbeiter arbeiten, unter 800 000 Euro zu drücken: "Wir halten die Verluste des Hallenbads nicht für weit absenkbar." Ausgerechnet worden sei zudem, dass man, um 100 000 Euro Energiekosten jährlich einzusparen, zunächst bis zu 900 000 Euro in eine energetische Sanierung investieren müsse. Insgesamt betragen die Energiekosten pro Jahr rund 350 000 Euro.

Immer wieder tauchte im Verlauf des Abends die Forderung auf, die Nachbargemeinden, aus denen laut einer Umfrage mehr als 55 Prozent der Hallenbadbesucher kommen, an den Kosten der Einrichtung zu beteiligen.

Markus Krause, Leiter der Schwimmabteilung des VfL Pinneberg mit mehr als 450 Aktiven, lobte GAL & Unabhängige für die Organisation des Runden Tisches. Krause argumentierte, dass im Falle einer Schließung des Bades an der Burmeisterallee die Schulkinder zum Schulschwimmen zu anderen Bädern transportiert werden müssten: "Das kostet richtig Geld." Was den Leistungsbereich angeht, erwartet Krause, dass Spitzenschwimmer abwandern, sollten sie ihre Trainings- und Wettkampfstätte verlieren. Holger Meyer, Schulleiter der Grundschule in Thesdorf, sagte: "Es ist kein Luxus, der den Schulen hier geboten wird. Es ist eine Notwendigkeit, die in der Schulverordnung festgeschrieben ist."