Hamburg. Die Elf von Trainer Olufemi Smith geht beim ETV nach einer desaströsen Leistung unter. Die Gründe für das Norderstedter Debakel.

Das Desaster für die Regionalliga-Fußballer von Eintracht Norderstedt nahm schon nach 120 Sekunden seinen Lauf. „Torschütze für unser Team war mit der Rückennummer zehn Mannschaftsführer Jonas Behounek“, schallte es im Sportpark Eimsbüttel aus den Lautsprechern. Das Problem: Der Stadionsprecher hatte Behounek im Eifer des Gefechts mit Blerim Qestaj verwechselt. Und der ist der Kapitän von Aufsteiger Eimsbütteler TV.

Qestaj war kurz zuvor nach einem Fehlpass von Marc Bölter mit einem Schuss aus 25 Metern in den Winkel für den Tabellenletzten erfolgreich gewesen – und leitete so die sensationelle 0:5 (0:4)-Niederlage der Gäste ein.

Eintracht Norderstedt bleibt meilenweit hinter Leistungsvermögen zurück

Das Traumtor war der spektakuläre Auftakt einer aus Norderstedter Sicht unterirdisch schlechten Regionalliga-Partie, der kuriose Versprecher symptomatisch für eine von Anfang bis Ende peinlichen Performance des Favoriten.

„Wir wollen drei Punkte holen und beweisen, dass wir zu Recht Tabellenvierter sind“, hatte Eintracht-Trainer Olufemi Smith vor der Begegnung selbstbewusst verkündet. Doch weit gefehlt: Seine Mannschaft blieb meilenweit hinter dem Leistungsvermögen zurück, das sie in dieser Saison bei den Erfolgen gegen den Hamburger SV II (5:0), die SV Drochtersen/Assel (3:1), den FC Teutonia 05 (3:1) und den VfB Oldenburg (5:0) beeindruckend demonstriert hatte.

„Wir haben uns in der Anfangsphase den Schneid abkaufen lassen“

Doch wie konnte es dazu kommen? „Wir haben uns in der Anfangsphase den Schneid abkaufen lassen“, sagte der Sportliche Leiter Denny Schiemann. Das stimmt. Aber wieso ließen sich die Norderstedter von der rauen Gangart, der Leidenschaft und dem Einsatzwillen des ETV – also all dem, wovor Coach Smith im Vorfeld der Partie gewarnt hatte – derart beeindrucken?

„Wenn es früh 0:2 oder 0:3 steht und der Gegner Aufwind hat, wird es sehr, sehr schwer, den Schalter umzulegen. Unterschätzt haben wir die Eimsbütteler nicht. Ich war vor dem Match noch in der Kabine, die Jungs haben gebrannt, hatten Bock auf das Match. Aber irgendwas hat dazu geführt, dass es so schlecht für uns gelaufen ist. Das gilt es jetzt aufzuarbeiten“, sagte Schiemann.

Auftritt von Eintracht Norderstedt ist von vorn bis hinten katastrophal

Abwehrchef Moritz Frahm, der sich vor dem Traumtor von Maurice Bokye zum 4:0 (42.) wie eine Slalomstange austanzen ließ, fand beim Versuch, das Erlebte einzuordnen, klare Worte.

„Keiner von uns kann von sich behaupten, auch nur ansatzweise eine gute Leistung gezeigt zu haben“, sagte er selbstkritisch., „das war von vorn bis hinten einfach nur katastrophal. Wir hatten ja sogar einige gute Chancen, aber an so einem Tag gehen die halt nicht rein. Das ist wahnsinnig frustrierend, das liegt an der Einstellung.“ Sich selbst bewertete er so: „Ich als Abwehrspieler habe meinen Job nicht erledigt.“

Nick Gutmann, Kevin von Anhalt und Nick Selutin vergeben gute Chancen

Eintracht Norderstedt hätte das Match durch Nick Gutmann (12.), Kevin von Anhalt (14.) und Nick Selutin (15.) in eine ganz andere Richtung lenken können, sie konnten den starken ETV-Keeper Viktor Weber jedoch nicht überwinden. Stattdessen gelang ausgerechnet dem Ex-Norderstedter Dominik Akyol nach Vorlage von Abdul-Malik Yago das 2:0 (21.).

Damit nicht genug: Das 3:0 für den Eimsbütteler TV fiel nach einem bösen Patzer von Noah Musse, der für den angeschlagenen Juri Marxen (Pferdekuss) in der Startformation stand. Akyol war zur Stelle, passte auf Niklas Bär, der den Ball cool im Eintracht-Kasten unterbrachte (32.).

Energisches Aufbäumen nach dem Seitenwechsel bleibt aus

Dann endlich jubelten auch die Norderstedter. Allerdings nur ganz kurz. Denn Schiedsrichter Jannik Schneider (VfR Laboe) entschied in der 34. Minute nach einer Ecke des für Marc Bölter eingewechselten Philipp Koch sowie der anschließenden Kopfballverlängerung von Kevin von Anhalt, die Nick Gutmann über die Linie drückte, auf Abseits.

Wer nach dem Seitenwechsel auf ein energisches Aufbäumen der Eintracht gegen die drohende Pleite gehofft hatte, sah sich getäuscht. Mehr als einen abgefälschten Distanzschuss von Philipp Koch (55.), einen Pfostentreffer (Kevin von Anhalt/65.) sowie einen Volleyschuss von Manuel Brendel (75.) brachte die Offensive nicht zustande. Stattdessen markierte Nick Leptien in der 70. Minute das niederschmetternde 5:0.

Eintracht Norderstedt hat ein Problem zwischen den Ohren

Eintracht-Trainer Olufemi Smith: „Das war unterirdisch, einfach nur katastrophal. Meiner Meinung nach haben wir ein Problem zwischen den Ohren. In Sachen Mentalität, Einstellung und Einsatzbereitschaft war der ETV besser als wir. Das kann einfach nicht sein.“

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Eimsbütteler TV – Eintracht Norderstedt 5:0 (4:0). Schiedsrichter: Jannik Schneider (VfR Laboe). – Tore: 1:0 Blerim Questaj (2.), 2:0 Dominik Akyol (21.), 3:0 Niklas Bär (33.), 4:0 Maurice Boakye (42.), 5:0 Nick Leptien (70.). – Eintracht: Exner – Musse (35. Awuku), Frahm, Ibraimo (82. Kling), Kummerfeld – Bölter (29. Koch) – Gutmann, Zehir (73. Brendel), Behounek, Selutin (57. Brüning) – von Anhalt..