Henstedt-Ulzburg. Trainer Christian Gosch spricht über seine Zeit beim SV Henstedt-Ulzburg – und darüber, was dem Verein fehlt für höhere Ambitionen.

Nach fünf Jahren war Schluss. Mit dem Auslaufen des Arbeitspapiers von Christian Gosch als Trainer von der Drittliga-Handballerinnen des SV Henstedt-Ulzburg endete eine kleine Ära. Seit 2018 stand der 49-Jährige für die „Frogs-Ladies“ an der Seitenlinie. Anfangs als Co-Trainer von Sven Rusbült, leitete Gosch die Geschicke des Teams seit 2019 hauptverantwortlich. Unter seiner Führung gelang dem SVHU mit der Vizemeisterschaft in der Saison 2021/22 einer der größten Erfolge.

Goschs Entscheidung, Henstedt-Ulzburg fünf erfolgreichen Jahren verlassen zu wollen, sorgte im Herbst des vergangenen Jahres für Verwunderung. Im Gespräch mit dem Abendblatt blickt der Trainer auf die Zeit zurück und verrät, wo man ihn in Zukunft häufiger treffen wird.

Handball: Christian Gosch – „Zum Teil mangelt es auch an Handballsachverstand“

Herr Gosch, Ihre Zeit beim SVHU ist seit kurzem Geschichte. Haben Sie sich schon damit angefreundet, ab Sommer kein Handballtrainer mehr zu sein?

Christian Gosch: Jetzt, unmittelbar nach der Saison, hätten wir eh fünf Wochen Pause gemacht. Da fährt man als Trainer herunter. Ich räume gerade meine Handball-Unterlagen auf und packe alte Sachen weg. Das ist zum Teil nicht einfach, dafür waren die vergangenen fünf Jahre zu intensiv und schön. Mit der Mannschaft hat alles gepasst. Das ist ein harter Schritt, an den ich mich erst gewöhnen muss.

Als Sie im vergangenen Herbst Ihren Abschied angekündigt haben, hat das für einige Fragezeichen gesorgt. Die Mannschaft spielte erfolgreich, der Verein bietet gute Voraussetzungen.

Ich habe nicht aufgehört, weil ich keinen Bock mehr auf Handball hatte. Die Arbeit mit der Mannschaft und dem Trainerteam hat mir großen Spaß gebracht. Aber ich musste an mich denken. Das war zum Teil ein irrer Aufwand zusätzlich zu meinem Hauptjob als Berufsschullehrer.

Während im Verein bereits von der zweiten Bundesliga geträumt wurde, haben Sie stets auf die Bremse getreten. Gingen Ihnen das Wunschdenken einiger zu weit?

Der SVHU bietet bessere Voraussetzungen als 90 Prozent aller Vereine in Schleswig-Holstein. Die Hallen, der Nachwuchs, die Sponsoren. Für die Dritte Liga wird hier ein gutes Paket geboten, das aber weit weg von Zweitligaverhältnissen ist. Dazu benötigt es Strukturen in der Handballabteilung, um nachhaltig erfolgreich zu sein. Vor allem der Leistungssportgedanke ist noch nicht in allen Köpfen angekommen, zum Teil mangelt es auch an Handballsachverstand. Mit den Voraussetzungen im Nachwuchsbereich müsste mehr gehen, aber es kommt nicht richtig etwas dabei rum.

SV Henstedt-Ulzburg: Höhere Trainingsumfänge nicht machbar

Was fehlt dem SV Henstedt-Ulzburg zu Vereinen wie dem Rostocker HC oder Frankfurter HC, die an die Tür zur zweiten Liga klopfen?

Vor allem die höheren Trainingsumfänge mit fünf und mehr Einheiten pro Woche machen einen Unterschied. Das kann ich mit meinen Spielerinnen, die zum Teil aus Lübeck oder Hamburg kommen und in Vollzeit arbeiten oder studieren, nicht machen. In Rostock und Frankfurt liegen Wohnort und Halle dicht beieinander. Hier werden auch ausländische Spielerinnen mit Profiverträgen angestellt.

In der abgelaufenen Saison hat der SVHU statt um die Meisterschaft gegen den Abstieg gekämpft. Welche Chancen rechnen Sie dem Team in der kommenden Runde aus?

Meinem Nachfolger kann ich trotz einiger Abgänge einen Kader von 14 Spielerinnen übergeben. Die erste Aufstellung ist immer noch gut, es fehlt aber die Tiefe. Dafür braucht es einige Neuzugänge. Ich weiß, dass der Verein hier dran ist. Mit dem Team ist ein Platz im Mittelfeld möglich. Nach aktuellem Stand werden einige Mannschaften in der Liga sein, die man hinter sich lassen kann. Das Ziel für den Club muss es sein, die 3. Liga langfristig zu halten. Das wird auch mit dem Umfeld in Henstedt-Ulzburg schwer genug.

Ihre gute Verbindung zu den Spielerinnen war ein Hauptgrund für den Erfolg des SVHU in den vergangenen Jahren. Wie schwer fällt Ihnen der Abschied?

Nach dem letzten Saisonspiel hat sich das Team bei mir für die letzten Jahre bedankt, aber ich muss mich bei ihnen bedanken. Es war eine tolle Zeit und eine Zusammenarbeit, die von großem Vertrauen geprägt war.

SV Henstedt-Ulzburg: Vizemeisterschaft 2022 als größter Erfolg

Vor allem die Saison 2021/22 wird in Erinnerung bleiben, als Ihr Team großem Verletzungspech zum Trotz Vizemeister der 3. Liga-Staffel A wurde…

Eine solche Saison wird es nie wieder geben. Eigentlich waren wir gar nicht so gut, haben aber über unseren Möglichkeiten performt. Die Gemeinschaft hat allen Widerständen getrotzt. Das war eine Entwicklung nach Jahren gemeinsamer Arbeit. Wir haben den SVHU und die Marke „Frogs-Ladies“ nach außen gestärkt und uns Respekt erarbeitet.

Was macht Christian Gosch mit seiner Freizeit, wenn er keine Handballmannschaft mehr trainiert? Sie sollen ein passionierter Golfer sein.

Ich bin kein Profi (lacht) und habe ein halbes Jahr lang keinen Schläger mehr in der Hand gehabt. Ich möchte selbst mehr Sport machen und werde bei einigen Handballclubs hospitieren. Der Sport ist und bleibt mein Hobby.