Norderstedt. Der Torhüter von Eintracht Norderstedt ist statistisch die Nummer eins der Regionalliga. Das ist sein Erfolgsgeheimnis.

Das Lob kam von keinem Geringeren als einer Clublegende. „Sauber an Lars Huxsohl und die Mannschaft für die Serie 10 Spiele ohne Gegentor. Das ist richtig stark“, schrieb Johannes Höcker auf Instagram. Sieben Jahre (2012 bis 2019) stand Höcker, mittlerweile bei Oberligist WTSV Concordia aktiv, zwischen den Pfosten von Eintracht Norderstedt. Mit 15 Partien ohne Gegentor in der Aufstiegssaison 2012/2013 hält der 38 Jahre alte Bayer bis heute den Vereinsrekord. Sein 26 Jahre alter Nachfolger Huxsohl könnte diesen bis zum Saisonende brechen.

13 Begegnungen in der Regionalliga Nord bleiben ihm dafür. Spitzenreiter ist der gebürtiger Winsener schon jetzt. Aktuell führt er die Tabelle der Torhüter der Regionalliga Nord mit den meisten „zu Null“-Spielen vor Florian Kirschke (8) vom Tabellenführer VfB Lübeck an. „Bis vor Kurzem wusste ich gar nichts davon. Ich schaue nicht so sehr auf persönliche Statistiken. Wir machen als Mannschaft defensiv einen sehr guten Job. Ich bin ein Teil davon“, sagt Huxsohl. Egal ist ihm die Statistik aber nicht. „Selbstverständlich ehrt mich das als Torwart. Es ist stets mein Ziel, zu den besten Torhütern der Liga zu gehören. Auch das Lob des Trainers hat mich gefreut.“

Eintracht Norderstedt: Rekordmann Lars Huxsohl – An ihm kommt kaum ein Ball vorbei

Eintrachts Cheftrainer Olufemi Smith hatte nach dem 1:0 gegen die SV Drochtersen/Assel seinem Torsteher warme Worte zukommen lassen. „Alles, was Lars mit den Händen im Strafraum macht, ist alleroberste Kategorie in der Regionalliga Nord“, befand Smith. Seine Bestmarke bei der Eintracht aus dem Vorjahr (neunmal weiße Weste) verbesserte Huxsohl bereits um eine Partie. Allein in diesem Jahr blieb er in sechs Regionalliga-Partien fünfmal ohne Gegentreffer, zuletzt viermal in Folge.

Dabei bekam er trotz intensiver Abwehrarbeit seiner Mannschaftskollegen einiges zu tun. Seine Rekordsaison hat sich Huxsohl mit sensationellen Reflexen und großartigen Gespür für das direkte Eins-gegen-Eins-Duell mit den gegnerischen Stürmern gesichert. Gegen Emden (0:0) vereitelte Huxsohl drei Top-Chancen von Ilyas Bircan, beim Bremer SV drei Möglichkeiten ähnlicher Kategorie von Nikky Goguadze. Die Eintracht siegte 2:0. Gegen Drochtersen packte Huxsohl wieder drei glänzende Paraden aus und hielt einen Elfmeter von Alexander Neumann. Gegen Hannover 96 II (3:0) entschärfte er vier Minuten nach der Pause einen eigentlich unhaltbaren Schuss aus 20 Metern von Lars Gindorf mit einer großartigen Flugparade.

„Lars hat uns ein paar Mal den Hintern gerettet“

All diese Spiele standen auf Messers Schneide, doch der Norderstedter Keeper erwies sich als lebende Wand im Kasten. „Lars“, sagt Smith daher, „hat uns in den vergangenen Wochen ein paar Mal den Hintern gerettet.“

Aber wie macht er das? Huxsohl lobt das intensive Training mit Torwarttrainer Fabian Lucassen. Ebenso wie die Zusammenarbeit mit Spiel- und Videoanalyst Denny Schiemann. „Die Analysen und Informationen der beiden sind sehr wertvoll für meine Spielvorbereitung. Das Training mit Fabian und auch der Zusammenhalt unter uns Torhütern ist ebenso top.“

Huxsohl vertraut auf Analysen und auf seine Intuition

Allerdings gelte manchmal: Weniger ist mehr. „Klar muss ich wissen, welcher Schütze welchen starken Fuß hat. Oder wie der Gegner gerne seine Standards ausführt. Ich bereite mich für Situationen aus dem Spiel heraus aber nicht auf jeden Spieler einzeln vor. Ich kann nicht ständig umschalten und daran denken, wer welche Lieblingsecke hat. Ich muss ja schnell reagieren“, sagt Huxsohl.

Viel in seinem Spiel ist eine Mischung aus Intuition und starken Reflexen, basierend auf seiner hervorragenden körperlichen Verfassung. Ist dies also der beste Lars Huxsohl, den die Fans in seiner Karriere zu sehen bekamen? „Finde ich nicht“, sagt er selbstbewusst. „Meine Aufstiegssaison 2013/2014 mit der U19 des SV Meppen war auch sehr stark. 2018/2019 in den USA wurde ich zum besten Keeper der East Conference gewählt.“

Was Huxsohl damit auch sagt: Sein jetziger Erfolg ist keine Eintagsfliege, sondern das Resultat vieler Jahre harter Arbeit. Dazu gehört seine Weiterentwicklung im Spiel mit dem Ball. Das ist nicht Huxsohls Domäne, doch er hat Fortschritte gemacht. „Ich mag unseren Stil. Wir wollen flach von hinten herausspielen, nehmen dabei manchmal ein hohes Risiko. Da können auch Fehler passieren. Aber wir wollen eine spielstarke Mannschaft sein, die ihr Selbstbewusstsein demonstriert.“

An eine Szene erinnert er sich ganz besonders. „Im Auswärtsspiel beim VfB Lübeck haben Fabian Grau und ich gegen das hohe Pressing der Lübecker gleich am Anfang einen Doppelpass gespielt. Es war der Beginn einer schönen Kombination von uns, die fast zu einer großen Torchance geführt hätte. Das hat so richtig Spaß gemacht.“

Eintracht Norderstedt: Noch wurde der Vertrag nicht verlängert

Ob Lars Huxsohl über den Sommer hinaus bei der Eintracht bleibt, ist noch nicht ausgemacht. „Wir befinden uns in Gesprächen“, sagt er zu den Verhandlungen mit dem Verein über eine Verlängerung seines Vertrags. Und wie wichtig sind ihm bis dahin neue Rekordmarken? „Wichtiger ist mir, dass wir gut punkten. 59 Punkte zu schaffen und damit die beste Saison der Vereinsgeschichte zu spielen, ist für mich ein interessanteres Ziel als meine Serie“, sagt Huxsohl.

Johannes Höcker ist auch in dieser Hinsicht optimistisch. „Das Ziel muss sein, die Punktzahl der Saison 2014/15 zu übertreffen“, sagte er auf Instagram. „Und das packt die Mannschaft auch.“ Der nächste Schritt in diese Richtung kann beim Tabellenvorletzten VfV Borussia 06 Hildesheim (Sonntag, 15 Uhr, Stadion An der Pottkuhle) getan werden. Mit dem vierten Sieg in Folge. Möglichst zu Null.