Norderstedt. Der 74-Jährige ist Chef der Anlage beim TC Garstedt. Und das ist noch längst nicht alles. Fast nonstop ist er für Tennis im Einsatz.

Von einem Bayern weiß man, dass er eine ausgeprägte Vorliebe für Geselligkeit und Gemeinschaftssinn hat. Das zeigte sich vor wenigen Tagen, als Christian von Grolman im familiären Kreis seinen 74. Geburtstag feierte. Mit Sohn Devin (28) und Schwiegertochter Anna genoss von Grolman in einem italienischen Restaurant in Eppendorf ein lukullisches Abendmahl. Ausnahmsweise ging es dabei mal nicht nur um Tennis.

Wer den aktiven Seniorensportler kennt, und das sind viele, mag das vielleicht kaum glauben. Tennis ist sein Leben, in allen Facetten, und ständig bereichert durch aktuelle persönliche Erfahrungen. Und das nicht nur in der Region in und um Norderstedt, wo der Ellerbeker das Clubleben des TC Garstedt seit zwölf Jahren mitprägt.

TC Garstedt: Für Christian von Grolman ist keine Aufgabe zu schwer

Auf dem rund 7000 Quadratmeter großen Gelände an der Ochsenzoller Straße ist der in Miesbach (Oberbayern) großgewordene von Grolman Anlagenwart. Er sorgt für die Instandhaltung des gesamten Clubgebietes mit seinen neun Plätzen. Fast alles liegt in seinen Händen: Ob Platzpflege, Reparaturen oder Clubhaussanierung – es gibt immer etwas zu tun.

„28 von 31 Tagen bin ich monatlich auf der Anlage“, sagt der Nachfolger von Klaus Albrecht. „Es gibt so viele Aufgaben, dass man mit der Erledigung kaum hinterherkommt.“ Vereinsboss Kai Hädicke bestätigt: „Man kann Tag und Nacht bei Christian anrufen, wenn etwas unter den Nägeln brennt. Er ist für den Club und unsere 300 Mitglieder unentbehrlich.“

Der 74-Jährige ist ein gebürtiger Oberbayer

Von Grolmans Geschichte umfasst mehr als ein halbes Tennis-Jahrhundert. Im Jahr 1957 kam er aus Süddeutschland nach Niedersachsen, wo er bei der TG Hannover zu Jugendzeiten anfing. 15 Jahre später zog es ihn weiter gen Norden, und diesmal landete er in Hamburg, wo er Mitglied beim Rahlstedter HTC wurde, dort Aufgaben im Festausschuss übernahmen und bis 1998 Sportwart war – später auch beim SC Condor.

Einige Jahre zuvor, es war der 22. November 1992, feierte Deutschlands langjährige Tennis-Legende Boris Becker seinen 25. Geburtstag. Es war der Tag seines größten sportlichen Triumphes nach dem erstmaligen Wimbledon-Erfolg 1985 im Alter von 17. Der Leimener unternahm in der Frankfurter Festhalle den dritten Anlauf, endlich die ATP-WM zu gewinnen – und schaffte es.

Nach dem WM-Titel von Boris Becker macht er seiner Frau einen Heiratsantrag

Christian von Grolman saß im Publikum, jubelte mit. Er hatte als Gast der veranstaltenden Investmentgruppe IMG Tickets bekommen. Ihm bot sich eine optimale Einsicht auf den Court, als er das packende Endspiel verfolgte. Becker bezwang den amerikanischen Weltranglistenersten Jim Courier in drei Sätzen. Von Grolman war so begeistert, dass ihn die Spontanität ergriff. Noch am selben Abend machte er bei einem Restaurantbesuch seiner damaligen Lebensgefährtin Kerry einen Heiratsantrag. Die Hochzeit fand ein Jahr später am 10. Dezember statt. Das Schicksal wollte es später leider so, dass Kerry von Grolman vor vier Jahren verstarb.

Als Oberschiedsrichter muss Christian von Grolman alles im Blick haben. An Turnierwochenenden übernachtet er gerne im eigenen Van.
Als Oberschiedsrichter muss Christian von Grolman alles im Blick haben. An Turnierwochenenden übernachtet er gerne im eigenen Van. © Thomas Maibom

Diesem harten persönlichen Schlag begegnete ihr Mann auf seine eigene Art. Von Grolman wurde immer kontaktfreudiger. So machte er 2002 ein weiteres Mal Bekanntschaft mit internationalen Tennis-Promis. Auf Einladung von Mercedes Hamburg bestritt der Tennis-Senior beim Uhlenhorster HC in Poppenbüttel ein Show-Doppelmatch gegen die Zwillingsbrüder Brüder Bob und Mike Bryan aus den USA (16 gemeinsame Grandslam-Titel, 39 ATP-Masters).

Er spielte in Hamburg Doppel gegen zwei Daviscup-Champions

Es folgten weitere unvergessliche Momente. 2005 betrat von Grolman die große Bühne des Tennissports am Hamburger Rothenbaum. Sechs Abendblatt-Leser hatten sich im Rahmen einer gemeinsamen Quizspiel-Aktion des Schweizer Uhrenherstellers Rado und der Sportredaktion der Hamburger Tageszeitung für Doppel- und Mixedmatches gegen die ehemaligen Daviscupsieger Carl-Uwe Steeb und Patrick Kühnen qualifiziert.

Unter den Gewinnern befand sich Christian von Grolman mit seinem Partner, an dessen Namen er sich nicht mehr genau erinnert. 90 Minuten stand man sich auf dem Court gegenüber, und alle hatten riesigen Spaß, nur Patrick Kühnen nicht so Recht, denn dieser servierte den Gegnern häufig schwierige Bälle.

Der Tennis-Altmeister entwickelt mit allen Jahrgängen gute Laune auf dem Platz. Im Sommer 2021 nahm er zusammen mit Mia Morgenstern, damals elf Jahre jung, an den Clubmeisterschaften im Mixed teil. „Weit gekommen sind wir nicht, aber es war eine runde Sache.“

Eine Leidenschaft ist der Job des Oberschiedsrichters bei Turnieren

Er selbst spielt für die Herren 70 des TC Garstedt in der 2. Klasse des Landesverbandes Schleswig-Holstein. Am Ende der Hallensaison steht die Vizemeisterschaft zu Buche. Seine Einzelbilanz von 3:1 zeigt: Das regelmäßige Training mit den Norderstedter Tennis-Oldies trägt Früchte. Der Tennissport bietet ihm bis heute die Chance, alte Freundschaften zu pflegen und neue zu entdecken. Langeweile kennt der frühere Pharmareferent nicht. Dafür sorgt ein anderes Engagement in der Freizeit – natürlich geht es um Tennis. Seit 2022 ist von Grolman Senioren-Referent im Hamburger Tennisverband. Bereits seit 1998 kümmert er sich zudem als Regionalbeauftragter um die Belange der Vereine in Hamburgs Osten.

Man fragt sich, wann dieser Mann Entspannung findet. Manchmal schon. Dann nämlich, wenn Christian von Grolman in seinen VW-Bully steigt und zu Turnieren fährt. Er ist Oberschiedsrichter, sein großes Hobby seit 32 Jahren. Er überwacht die Auslosung, entscheidet, wer wann und wo spielt, ist die letzte Instanz bei Regelfragen, teilt Schiedsrichter ein, ist Ansprechpartner für Organisatoren, Spieler, Trainer und Presse. Das Geheimnis hierbei: „Regelkenntnis und diplomatisches Geschick muss man mitbringen.“