Ab 2016 soll in Schleswig-Holstein statt Hallenfußball nur noch das technisch anspruchsvolle Futsal gespielt werden

Kreis Segeberg. Wer ein System reformieren will, das seit Jahrzehnten funktioniert und akzeptiert ist, der stößt immer auf Widerstand. So gesehen kommt es keineswegs überraschend, dass sich in Schleswig-Holstein prompt eine Opposition gebildet hat, die der offenbar feststehenden Neuordnung des Hallenfußballs sehr skeptisch gegenübersteht. Ab 2016 soll im nördlichsten Bundesland ausschließlich Futsal gespielt werden, der klassische Kick mit Bande wäre dann Geschichte. So propagiert es der Weltverband FIFA seit Jahren – die hohen Herren des Fußballs wünschen eine internationale Vereinheitlichung.

Der Deutsche Fußball-Bund folgte dieser Maßgabe auf seinem Bundestag im Oktober, als unter anderem ein Masterplan für den Amateurbereich beschlossen wurde. Einer der Kernpunkte: die Implementierung von Futsal als offizieller Variante des Hallenfußballs.

Als erster Landesverband setzte Bayern diese Vorgabe schon für den Winter 2013 um. Schleswig-Holstein ist nun gefolgt – wenn auch mit einer Vorlaufzeit. „Ab 2016 gibt es definitiv keine vom SHFV oder von den Kreisverbänden genehmigten Hallenfußballturniere mehr“, sagte Hans-Ludwig Meyer, Präsident des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes, unlängst in einem Interview mit den „Lübecker Nachrichten“. Seine Begründung: „Wer nach Bestätigung für unsere Linie sucht, muss sich nur einmal die Hallenfußballturniere angucken. Das ist ein Gerangel, Gebuffe und Geschrote an den Banden. Futsal ist doch die richtige Hallensportart. Mir gefällt das Augenmerk auf Technik und Schnelligkeit.“

Im Kreis Segeberg hält sich die Begeisterung über diese Aussagen in Grenzen. „Herr Meyer hat sich zu weit vorgewagt. Ich verstehe nicht, warum nicht mit der Basis gesprochen wird“, sagt Jens Martens, Trainer des SV Henstedt-Ulzburg. „Das wird uns noch große Probleme bereiten. Wir haben beim Integrations-Cup in Flensburg bereits Futsal gespielt, das hat uns nicht so gut gefallen.“ Damals monierte Martens die uneinheitliche Regelauslegung der Schiedsrichter. Sein Vorschlag: „Bei offiziellen Turnieren wie dem Hallenmasters kann gerne Futsal gespielt werden, ansonsten sollte das den Vereinen überlassen sein.“

Mirco Gimm ist seit Jahren Mitorganisator des größten Turnieres im Kreis Segeberg, das stets Anfang Januar in Leezen stattfindet. An drei Tagen sind dort nicht nur rund 200 Aktive auf dem Parkett unterwegs, sondern auch über 1000 Zuschauer in der Halle, die dem Leezener SC wichtige Einnahmen garantieren; diese wiederum sind für den Etat der Sparte unverzichtbar. Die Befürchtung beim LSC: Futsal könnte für die Fans weniger attraktiv sein, das Zuschauerinteresse sinken. „Ich bin für eine Lösung, die beide Varianten erlaubt. Das sollten dann aber die Vereine entscheiden“, so Gimm.

Martin Genz, Kapitän des TuS Hartenholm, sieht die Reform ebenfall kritisch. „Ich habe noch nie Futsal gespielt und auch keine Lust dazu. Zumal wir gar nicht die Zeit haben, uns etwas Neues zu erarbeiten.“ Sein Trainer Jörg Schwarzer ergänzt: „Die kleinen Teams könnten dann nicht mehr mithalten. Die Vollbande macht doch gerade den Reiz aus, weil der Ball immer im Spiel ist.“ Ein wenig moderater formuliert es Sascha Sievers, Trainer des Schleswig-Holstein-Ligisten SV Todesfelde. „Futsal ist eine andere Sportart, darauf muss man sich einstellen, das Spiel ist technisch anspruchsvoller.“

Was bleibt, ist die Frage, ob der Segeberger Kreisverband etwa auf der nächsten SHFV-Beiratstagung im März im Verbund mit anderen Regionalvertretern einen Kompromiss erreichen kann. „Die Veranstaltungen in Leezen, Bornhöved oder Sülfeld laufen seit über 20 Jahren“, sagt Hans-Otto Woroniak, Vorsitzender des KFV. „Diese Turniere werden sterben, wenn nur noch Futsal gespielt werden darf.“ Er hat bereits angekündigt, für das Anliegen der Clubs einzustehen. „Man muss nicht mit allem konform gehen.“