Zweitliga-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg erkämpfen ein 30:30 gegen den Tabellenzweiten Bergischer HC. Im Abstiegskampf kann dieser Punkt Gold wert sein.

Henstedt-Ulzburg. Die Pressekonferenz nach dem Handball-Zweitligaspiel zwischen den Männern des SV Henstedt-Ulzburg und des Bergischen HC begann mit einem kleinen Bruch der Konventionen. Für diesen entschuldigte sich der erleichtert wirkende Gästetrainer Sebastian Hinze nach dem dramatischen 30:30 (16:18)-Unentschieden gleich im ersten Satz seines Statements. "Eigentlich müsste ich ja zuerst dem SV Henstedt-Ulzburg zu seinem Punktgewinn gratulieren", sagte der Trainer des hoch favorisierten Tabellenzweiten aus Solingen, "aber ebenso muss ich auch meine Mannschaft beglückwünschen. Wir mussten hier hart kämpfen."

Es war ein Stück engagierter Arbeit von beiden Teams, das die rund 700 Zuschauer in der Halle Maurepasstraße, darunter 80 Gästefans, begeisterte. In der spannenden Schlussphase wäre sogar ein Heimerfolg der SVHU-"Frogs" möglich gewesen. Die Crew von Trainer Tobias Skerka lag in der 55. Minute mit 29:26 vorn, konnte die Führung dann aber nicht über die Zeit retten. Aber: Im Abstiegskampf kann dieser Punkt Gold wert sein.

"Ein Unentschieden gegen einen der Titelaspiranten in der 2. Bundesliga ist völlig okay, wir wollen da nicht übermütig werden", sagte Skerka, "ich weiß zwar, dass kurz vor Schluss eine Vier-Tore-Führung möglich gewesen wäre; aber ich sehe vor allem all die positiven Dinge, die bei uns geklappt haben."

Dazu gehörte unter anderem die auffällige Leistungssteigerung der zuletzt beim 37:35 in Ferndorf etwas gescholtene SVHU-Abwehr. Diesmal agierte die 6:0-Formation hellwach, setzte die Torfabrik der 2. Bundesliga (durchschnittlich 31 Treffer pro Spiel) von Beginn an unter Druck, provozierte beim Gegner Ballverluste und legte so den Grundstein zur schnellen 3:0-Führung der Hausherren (4.).

Vielleicht hätte sich der SV Henstedt-Ulzburg in dieser Phase sogar ein noch größeres Polster gegen den Aufstiegsanwärter herauswerfen können, wenn da auf der linken Rückraumposition der Gäste nicht der Schwede Emil Berggren gewesen wäre. Der 26 Jahre alte U21-Weltmeister von 2007 setzte sich in den ersten 20 Minuten der Partie fast nach Belieben in Szene und erzielte bis zum 12:12 (19.) die Hälfte der Solinger Treffer. Skerka: "Wir haben Emil erst durch eine Abwehrumstellung in den Griff bekommen, als wir von den halben Positionen aus den Mittelmann des BHC nicht mehr aggressiv attackiert und somit auch weniger Lücken gelassen haben."

Dennoch mussten die Gastgeber wegen einiger vergebener Großchancen bis zum Seitenwechsel doch noch einen Rückstand hinnehmen, der bis zum 21:23 (41.) Bestand hatte. Kurioserweise brachte eine Phase in doppelter Unterzahl, die der SVHU mit 2:2 gestalten konnte, die Henstedt-Ulzburger wieder in Fahrt.

Mit einem glänzend aufgelegten Stephan Hampel (14 Paraden) im Tor sowie einer nach wie vor kompromisslos agierenden Abwehr gelang der einzige Führungswechsel (24:23/45.) in der torarmen zweiten Halbzeit. Torarm zumindest aus Sicht des Bergischen HC, der sich mit zwölf eigenen Treffern begnügen musste. "Aufgrund der starken Henstedt-Ulzburger Vorstellung haben wir keine Konstanz in die Aktionen bekommen", sagte Gästecoach Hinze respektvoll, "außerdem haben unsere Spielerwechsel nicht den gewohnten Erfolg gebracht."

Diesen Umstand nutzte der SVHU, um sich in der 52. Minute auf 29:26 abzusetzen. "Leider haben wir danach zuerst mehrfach Möglichkeiten vergeben und dann ein wenig zu statisch in der Abwehr agiert", kommentierte Tobias Skerka die Phase, in der der Bergische HC zum 29:29 ausglich (58.).

Kreisläufer Jan Wrage mit seinem dritten Treffer sowie ein nun wieder sicher stehender Abwehrverbund verhinderten, dass die Begegnung komplett kippte. "Aber ich bleibe dabei: Wir haben einen wichtigen Punkt gewonnen, der uns zunächst einmal aus den Abstiegsrängen herausgebracht hat", sagte Skerka, der für den starken Spielmacher und sicheren Siebenmeterschützen Nico Kibat ein Sonderlob übrig hatte.

"Allerdings möchte ich ausdrücklich betonen, dass wirklich alle Jungs eine richtig gute Leistung gezeigt haben. Mit dem Selbstbewusstsein aus dieser Partie können wir am kommenden Sonnabend in Saarlouis mit breiter Brust auflaufen und erneut punkten."

Spielverlauf: 3:0 (4.), 3:2, 5:4 (8.), 6:4, 6:8 (13.), 7:9, 9:9 (17.), 11:12 (19.), 13:12, 15:14 (23.), 16:15 (24.), 16:18 - 16:19, 18:21 (35.), 20:21, 21:23 (41.), 24:23 (45.), 24:24, 26:24 (46.), 26:25, 28:25 (51.), 29:26, 29:29 (58.), 30:29, 30:30 (59.).

Tore des SV Henstedt-Ulzburg: Nico Kibat (9/davon 5 Siebenmeter), Jens Thöneböhn (5), Lars Bastian (4), Lasse Kohnagel und Jan Wrage (je 3), Lars-Uwe Lang und Tim Völzke (je 2), Stefan Pries und Kevin Wendlandt (je 1).

Tabelle der 2. Bundesliga: 1. TV Emsdetten (44:12 Punkte/765:686 Tore), 2. Bergischer HC (41:13/836:724), 3. ThSV Eisenach (38:18/759:711), 4. HSG Nordhorn-Lingen (33:21/782:752), 5. SG BBM Bietigheim (33:23/786:755), 6. TV 05/07 Hüttenberg (32:24/766:760), 7. TV Bittenfeld (30:24/777:767), 8. HC Erlangen (29:25/659:659), 9. VfL Bad Schwartau (27:25/711:697), 10. TSG Ludwigshafen-Friesenheim (26:30/757:761), 11. HC Empor Rostock (25:27/724:728), 12. HG Saarlouis (25:31/772:815), 13. ASV Hamm-Westfalen (23:33/781:791), 14. SV Henstedt-Ulzburg (21:33/731:777), 15. SC DHfK Leipzig (21:33/714:767), 16. Eintracht Hildesheim (20:32/652:662, die Partie gegen die HSG Nordhorn-Lingen war bei Redaktionsschluss noch nicht beendet), 17. EHV Aue (20:36/771:794), 18. TuS Ferndorf (16:38/738:823), 19. SG Leutershausen (14:40/726:778).