Fußball-Oberligist Eintracht Norderstedt wird alle Unterlagen bis Ende März beim Norddeutschen Fußball-Verband einreichen. Geplant wird mit einem Etat von bis zu 250.000 Euro

Norderstedt. Die Entscheidung ist gefallen: Fußball-Oberligist Eintracht Norderstedt wird fristgerecht zum 31. März einen Antrag auf Zulassung zur Regionalliga Nord stellen. Da mit könnte der aktuelle Tabellendritte - sofern kein besser platzierter Konkurrent aus dem Hamburger Verband eine Meldung abgibt und sofern die Playoff-Runde erfolgreich bestritten wird - pünktlich zu seinem zehnjährigen Bestehen aufsteigen.

Der Eintracht-Vorsitzende Reenald Koch erklärt im Interview mit dem Hamburger Abendblatt, warum sein Verein gerüstet ist für die Regionalliga und welche Herausforderungen die neue Spielklasse mit sich brächte.

Hamburger Abendblatt:

Herr Koch, Ein tracht Norderstedt ist Tabellendritter mit sieben Punkten Rückstand auf Spitzenreiter FC Elmshorn. Warum ist der Verein trotzdem reif ist für die Regionalliga?

Reenald Koch:

Wir haben der Mannschaft zugesichert: Ist sie zum Stichtag 31. März unter den Top fünf, dann werden wir die Zulassung beantragen. Und diese Platzierung wird der Fall sein. Die Stabilität des Teams ist besser, auch wenn man ein Spiel wie zuletzt gegen den FC Elmshorn (Anmerkung der Red.: 2:3 am 22. Februar) auch einmal gewinnen muss. Aber wir sind sportlich gereift. Mit der einen oder anderen Ergänzung würden wir eine schlagkräftige Mannschaft haben, die allerdings si cherlich nur ein Ziel haben würde: Den Abstieg verhindern.

Abgesehen von der Aufstiegsrunde - woran könnte das Vorhaben scheitern?

Koch:

Wenn Tabellenführer FC Elmshorn melden würde, hätten wir keine Chance. Und wer mit einem derartigen Abstand führt, hätte es auch verdient. Dass sie uns sportlich überlegen sind im Moment, daran besteht kein Zweifel. Es sei denn, Elmshorn wird nicht zugelassen. Aber das ist Sache des Norddeutschen Fußball-Verbandes. Ich weiß, dass wir alle Voraussetzungen erfüllen - technisch, organisatorisch, wirtschaftlich. Wir könnten die Saison ohne Verlust überstehen.

Wird also mit einer schwarzen Null kalkuliert? Wie teuer wäre eine Saison ungefähr?

Koch:

Etwas anderes als eine schwarze Null ist nicht denkbar, man kann mit dieser Liga nicht reich werden. Im Vergleich zu anderen Vereinen hätten wir den geringsten Etat in einer Größenordnung von 200.000 bis 250.000 Euro. Wir geben nur das Geld aus, das wir haben. Ich muss auch in aller Deutlichkeit sagen: Ohne das Engagement von Horst Plambeck wäre hier vieles nicht möglich. Mit ihm haben wir jemanden im Hintergrund, der mit Leib und Seele dabei ist. Er sieht das Gesamtkonstrukt, das damals so entworfen wurde - mit der Jugend als Unterbau. Das würden wir auch in der Regionalliga weiterführen. Die Hälfte des Kaders wäre aus dem eigenen Nachwuchs.

Wären die Sponsoren denn dazu bereit, im Falle eines Aufstiegs die Zahlungen aufzustocken?

Koch:

Ich hoffe, dass wir die eine oder andere Bande lukrativer verkaufen können. Zum Glück sind wir aber bereits gut ausgestattet. Die Bandenwerbung bildet das Gerüst des Budgets.

Mit welchem Zuschauerschnitt kann denn noch seriös kalkuliert werden?

Koch:

Gegen Barmbek-Uhlenhorst oder Altona 93 hätten wir in der Oberliga wohl mehr Zuschauer als gegen die zweiten Mannschaften des VfL Wolfsburg oder Hannover 96 in der vierten Liga. Wir planen konservativ mit einem Schnitt von 300, den würden wir auch erreichen. Die Problematik ist auch: Wann wollen wir spielen? Ich sage nach wie vor Sonntag 15 Uhr oder um 14 Uhr. Wir sind gut beraten, nach dem Worst-Case-Szenario zu gehen. Ich würde mich freuen, wenn wir 500 Fans im Schnitt hätten. Aber mir fehlt der Glaube daran. Vor zwei Wochen hatten wir eine Tagung aller Oberligisten, da haben alle Anwesenden massive Zuschauerrückgänge beklagt. Die Bundesliga hat einen so massiven Stellenwert und verändert das Freizeitverhalten der Menschen derartig stark, dass der eigene Verein vor Ort kaum noch unterstützt wird. Es gibt eine Übersättigung durch Fußball.

Und wie lässt denn sich das "Produkt" Regionalliga verkaufen? Geht es nur über sportlichen Erfolg?

Koch:

Das Präsidium des NFV versucht, die Liga zu vermarkten. Das ist bei der A-Junioren Regionalliga mit der Raiffeisen-Bank als Sponsor bereits gelungen, sodass jeder Verein einen Obolus erhält. Aber heutzutage ist das nicht einfach. Es gibt Statistiken, die belegen, dass die Regionalliga ein voller Erfolg ist. Aber wenn Holstein Kiel aufsteigt und der VfB Lübeck absteigt, fehlen Zu schauermagnete. Ein Beispiel: Der SC Victoria würde ohne die 1100 Besucher aus dem Spiel gegen Kiel auf einen weitaus geringeren Schnitt kommen.

Haben die Eintracht-Spieler in den zu rückliegenden Vertragsgesprächen die Meldung zur Regionalliga als Bedingung gestellt? Inwieweit steht das Team für 2013/2014?

Koch:

Die Jungs haben gebeten, für die Regionalliga zu melden, weil sie selbst dort spielen wollen. Es ist für Nachwuchsspieler ein sportlicher Anreiz. Das Team hat auch gesagt: Wenn wir es jetzt nicht schaffen, dann machen wir es halt in der nächsten Saison. Wir haben mittlerweile 20 Spieler unter Vertrag und wollen zwei dazu holen, die bereits Regionalliga-Erfahrung besitzen.

Was erwarten Sie von der Mannschaft und von Trainer Thomas Seeliger bis zum Saisonende?

Koch:

Wir sollten den dritten Tabellenplatz mindestens verteidigen.

Sie haben oft gesagt, dass die ersten Herren das Flaggschiff des Vereins sind. Wurde es somit auch Zeit, dass dieses endlich "liefert" in Form eines Aufstiegs?

Koch:

Vielleicht brauchte alles seine Zeit. Spieler aus der U 19 finden in den Herren ein anderes Niveau vor, der Eingewöhnungsprozess dauert auch mal sechs Monate, das ist nicht immer zu kompensieren. Die Förderung der Jugend war aber immer unser größtes Anliegen. Wir werden irgendwann ernten, was wir gesät haben. Nehmen Sie Linus Meyer, Dane Kummerfeld oder Philipp Koch, die jetzt erst etabliert sind.

Muss die Mannschaft dann auch einmal vier, fünf Jahre zusammengehalten werden?

Koch:

Wir sind immer noch ein Ausbildungsverein und werden immer wieder Fälle haben wie Jordan Brown oder Isaac Akyere, die zum HSV gewechselt sind. Darauf sind wir auch stolz. Vom Leistungsstand könnte der eine oder andere jetzt schon höher spielen. Aber bei uns wird man von Fußball allein nicht leben können, das ist seit 2003 so.

Die B-Jugend belegt in der Bundesliga dauerhaft einen Abstiegsplatz. Sind sie enttäuscht von dem Abschneiden, oder musste dies befürchtet werden?

Koch:

Ich bin nicht enttäuscht. Die Mannschaft ist immer ordentlich aufgetreten, hat den Verein und die Stadt bekannt gemacht. Bessere Werbung kann es nicht geben. Der DFB hat uns gelobt und will uns demnächst auch ein U-17- oder U-18-Länderspiel zukommen lassen. Man muss den Tatsachen auch ins Auge gucken: Die B-Junioren spielen gegen Top-Mannschaften wie Hertha BSC oder Werder Bremen, bestückt mit Nationalspielern.

Gehört mittelfristig auch ein Bundesliga-Aufstieg der A-Jugend zu den Zielen?

Koch:

So, wie wir es der B-Jugend ermöglicht haben, würden wir es auch der A-Jugend ermöglichen. Wenn ein Jahrgang es schafft, in die Bundesliga aufzusteigen, dann kann das nur förderlich sein für die spätere Karriere.