Der Torhüter von Handball-Zweitligist SV Henstedt-Ulzburg trifft beim ersten Auswärtssieg beim ASV Hamm-Westfalen zum 25:24-Erfolg.

Henstedt-Ulzburg. Es ist eine Schlussszene, wie sie im Drehbuch zu einem Handball-Film nicht spannender geschrieben sein könnte. Acht Sekunden vor dem Ende der Zweitligapartie zwischen dem gastgebenden ASV Hamm-Westfalen und den Männern des SV Henstedt-Ulzburg führt der Aufsteiger aus dem Norden mit 25:24.

Doch der erste Auswärtssieg für das Team von SVHU-Coach Tobias Skerka ist in Gefahr. Die Hausherren haben einen Freiwurf auf der halblinken Position zugesprochen bekommen. Und für die Westfalen tritt kein Geringerer als Chen Pomeranz an - mit 53 Treffern zurzeit erfolgreichster Torschütze in der 2. Bundesliga.

Die Henstedt-Ulzburger lassen es bewusst auf das Duell Freiwurfschütze-Keeper ankommen, verzichten auf das Stellen einer Mauer und decken lieber die Räume am Kreis ab, um mögliche Anspiele zu unterbinden. Ihr Grund für dieses Selbstbewusstsein, die "Tormaschine" der Liga nahezu frei aus der Neun-Meter-Distanz abziehen zu lassen, steht zwischen den Pfosten des Henstedt-Ulzburger Tores und heißt Jan Peveling.

Schon 13-mal zuvor hatte der 24-Jährige, der zu dieser Saison von der HG Saarlouis zum SVHU wechselte, teils hochkarätige Chancen der Gastgeber vereitelt, darunter einen Siebenmeter. Und auch jetzt lässt der 1,91 Meter große Keeper aus Ahlen nichts anbrennen. Pomeranz nimmt Anlauf, steigt hoch und zieht kraftvoll in Richtung der linken unteren Torecke ab. Aber Peveling ist zur Stelle, kann den Ball sogar festhalten. Das ist der Sieg. Jubelnd stürmen alle Spieler, Trainer und Betreuer des SVHU aufs Feld und feiern mit ihrem Keeper ausgelassen den zweiten Triumph in Folge.

Dabei hat der Mann des Tages auf Seiten der Henstedt-Ulzburger seine eigentliche Heldentat bereits 100 Sekunden zuvor vollbracht, als es noch 24:24 unentschieden stand. ASV-Coach Kay Rothenspieler hatte Keeper Felix Storbeck für einen siebten Feldspieler ausgewechselt, um die Führung für sein Team zu erzwingen. An diesem Tag die falsche Taktik.

Peveling pariert seinen zwölften Wurf und fackelt nicht lange. Er wirft, und der Ball segelt ungehindert die knapp 40 Meter bis über die gegnerische Torlinie. Es sollte der letzte Treffer dieser Partie - das Siegtor für die Gäste aus Henstedt-Ulzburg - gewesen sein.

"Als der Ball da vor mir lag, hab ich nicht nachgedacht, nur kurz geschaut, ob der Kasten noch frei ist und hab geworfen", schilderte der SVHU-Torhüter seinen kuriosen Treffer, der die offiziell 1788 Fans in der Maxipark Arena schlagartig verstummen ließ. "Dabei hatte ich vorher noch in der Auszeit über diese Situation gegrübelt und hab auch unseren Torwartcoach Steffen Reider gefragt, ob ich dann auch werfen soll." Doch als der Ernstfall eintritt, zaudert Peveling nicht lange und macht sein erstes Siegtor.

Doch es war nicht nur Peveling, der nicht zauderte. Schlüssel zum Sieg der Henstedt-Ulzburger waren nach Ansicht von Coach Skerka der aggressiv zupackende Defensivverbund des SVHU und eine zunehmende Abgeklärtheit der Spieler, die bei den ersten vier Partien noch gefehlt hatte. "Die Jungs haben hinten mit starker Beinarbeit eine tolle Abwehr gespielt", so Skerka, "und vorne haben wir uns nur acht technische Fehler geleistet. Das ist eine Quote, mit der wir auch weiterhin Erfolg haben dürften."

Spielverlauf: 1:2 (6.), 3:2, 4:5 (14.), 6:5, 7:6, 9:6 (19.), 9:8, 11:10 (24.), 13:12 - 14:12, 14:14 (36.), 16:15 (39.), 20:15 (45.), 20:20 (51.), 22:20, 22:22 (54.), 24:24 (56.), 24:25 (59.).

Tore des SV Henstedt-Ulzburg: Florian Bitterlich und Lasse Kohnagel (je 5), Lars Bastian (4), Nico Kibat (4/davon 3 Siebenmeter), Stefan Pries und Jan Wrage (je 2), Lars-Uwe Lang, Tim Völzke und Jan Peveling (je 1).