Die sehbehinderte Hamburger Marathon-Meisterin triumphiert nach 2010 und 2011 erneut über 10 000 Meter

Manuela Sporleder war kaum noch zu erkennen. Nach ihrem Sieg beim 16. Arriba-Stadtlauf in Norderstedt hüllte sich die Schnelsenerin doppelt und dreifach in Jacken ein. "In den vergangenen Jahren haben die Leute immer gemeckert, weil es ihnen zu heiß war. Mir war das eigentlich immer recht. Doch diesmal war es ganz schön kalt", sagte die zierliche Langstreckenläuferin.

Im April war die stark sehbehinderte Sportlerin in 2:53 Stunden Hamburger Marathon-Meisterin in der Altersklasse W 40 geworden. Die Entscheidung, beim Arriba-Stadtlauf zu starten, traf die Siegerin von 2011 und 2010 einen Tag vor dem Rennen. "Ich war wegen eines leichten Schnupfens nicht hundertprozentig fit. Außerdem hatte ich nach dem Marathon mein Training etwas heruntergefahren. Aber wenn ich in Norderstedt starte, dann will ich auch gewinnen", sagte sie.

Mit 39:01 Minuten düpierte die 40- Jährige nun schon zum dritten Mal hintereinander die Konkurrenz und freute sich anschließend sehr über den Erfolg - trotz der für sie recht unangenehmen Temperaturen. "Na ja, die Zeit ist nicht so doll, aber es hat gereicht. Das ist das Wichtigste." Eineinhalb Minuten nach ihr kam die frühere Stadtlauf-Siegerin Stella Buck aus Henstedt-Ulzburg ins Ziel.

Erster bei den Männern wurde über 10 000 Meter Andrew Mason. Er benötigte 34:17 Minuten. Der gebürtige Engländer aus Leicester, der seit drei Jahren in der Hansestadt lebt, nahm zum ersten Mal am Stadtlauf teil. "Ich war aber schon mal in Norderstedt zum Schwimmen im Arriba", so der 28-Jährige. Überredet hatten ihn seine Freunde vom Hamburger Laufladen, mit denen er in einer Trainingsgruppe rennt. Mason freute sich sehr über seinen Triumph, stellte aber auch fest: "Eigentlich sind mir fünf oder zehn Kilometer viel zu kurz. Normalerweise laufe ich Marathon und Halbmarathon."

Seine Bestzeit über die 42,195 Kilometer liegt bei 2:39,5 Stunden, aufgestellt im April in London. Seine schnellste Zeit über die halbe Distanz beträgt 1:13,24 Stunden.

Schnellster im 5000-Meter-Rennen war Yannick Stubbe, 22, der früher für den TSV Nahe startete. "Ich wohne seit einem halben Jahr in Frankfurt am Main und habe dort auch schon einige Läufe absolviert. Da war an der Strecke teilweise gar nichts los, hier ist die Stimmung wirklich großartig, die Zuschauer sind super", sagte der Student der Betriebswirtschaftslehre, der seit vielen Jahre von Dieter Bocksch betreut wird.

Tolle Stimmung bringt den schnellsten 5000-Meter-Läufer in Wallung

"Ich habe mich morgens mit Handschuhen warm gemacht, weil es sehr frisch war. Aber auf der Strecke ist mir bei den vielen Anfeuerungsrufen sofort heiß geworden." Sein Ziel in diesem Jahr: "Ich möchte meine Bestleistung über 800 Meter verbessern; die steht bei 1:52,70 Minuten."

Eine Art Heimspiel in Norderstedt hatte die 5000-Meter-Gewinnerin von 2010, Camille Dietzel. Obwohl die 15- Jährige, die für die SG Wasserratten startet, einen Tag vor dem Stadtlauf in Rendsburg noch einen Volkstriathlon absolviert hatte, setzte sie sich souverän durch. "Meine Beine waren zwar ein bisschen schwer, aber ansonsten hat es wieder sehr viel Spaß gemacht", sagte Camille Dietzel.

Die erfolgreiche Triathletin, die bei Leichtathletik-Events für den SV Henstedt-Ulzburg startet, will sich in diesem Jahr für die Deutschen Jugendmeisterschaften in Mönchengladbach qualifizieren. Über 3000 Meter muss sie dann eine Zeit von 10:50 Minuten rennen - keine leichte Aufgabe.

Während den stolzen Siegern schon längst die Medaillen um den Hals baumelten, waren zahlreiche Hobbysportler noch auf der Strecke. Von den insgesamt gemeldeten 2003 Läufern und Walkern, hatten sich 1312 für den 5000- Meter-Lauf entschieden. Mit dabei waren Einzelstarter, Schulklassen, Fußball- und Handballteams. Viele Sportlerinnen und Sportler fanden sich unterwegs zusammen und gingen mehr oder weniger ehrgeizig zu Werke. Wie auch die Mitglieder der Kreuzkirche in der Wiesenstraße. "Wir hatten einen Tag zuvor unser Sommerfest und sind als Gruppe mitgelaufen", sagte Monika Kahser, die 2009 als Mitglied der Laufgruppe des Hamburger Abendblatts die 10 000 Meter absolviert hatte.

Ältester Aktiver ist Karl-Heinz Stellwag von der LG Alsternord

Diesmal beschränkte sie sich auf die 5000 Meter. Neben vielen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen waren auch einige Routiniers mit dabei. Der älteste Starter, der 84 Jahre alte Karl-Heinz Stellwag von der LG Alsternord, benötigte für die 5000 Meter 38:57 Minuten.

Für die jüngsten Stadtlaufteilnehmer - sogar Zweijährige wagten sich an der Hand von Vater oder Mutter auf die 400-Meter-Strecke - ging es beim Arribuin-Kinderrennen einfach nur darum, Spaß zu haben und anzukommen. Im Ziel warteten Süßigkeiten und die begehrte Medaille.

Diejenigen, die die 10 000 Meter besonders schnell hinter sich gebracht haben, können sich in diesem Jahr über einen Eintrag in die Bestenliste des Leichtathletik-Landesverbandes freuen. Nachdem es in den vergangenen Jahren immer wieder Probleme an den Abzweigungen gegeben hatte und die insgesamt zurückgelegte Strecke zu kurz war, lief bei der 16. Auflage des Spektakels alles korrekt. Mitorganisator Jo Mechel: "Beschwerden gab es diesmal keine. Sonst wäre hier sicher der Teufel los gewesen."