Norderstedt. Norderstedter Einkaufsquartier wurde erneuert: Der schlechte Ruf des Treffpunktes im Hochhaus-Viertel ist endlich Vergangenheit.

  • Bänke im Einkaufsquartier waren früher ein Trinkertreffpunkt
  • Umgestaltung des Marktgeländes und des nahen ZOB abgeschlossen
  • Geschäftsleute blicken positiv in Zukunft

Das kleine Einkaufsquartier am Glashütter Markt in Norderstedt hatte früher nicht den allerbesten Ruf. Es war äußerlich in die Jahre gekommen, Läden standen leer, das Areal galt als Trinkertreffpunkt. Aber die Dinge haben sich stark gebessert, sagen Händler und Kunden. Die Gebäude und der Marktplatz wurden aufwändig umgestaltet, auch der gegenüber liegende ZOB wurde runderneuert. Leerstände gibt es nun nicht mehr, Geschäftsleute blicken positiv in die Zukunft. Anwohner haben allerdings noch ein paar Wünsche, wie sich das Angebot im Quartier erweitern ließe.

Optiker Uwe Mävers ist mit seinem Geschäft schon seit 24 Jahren vor Ort. Er sagt: „In den letzten Jahren gab viele Wechsel bei den Geschäften. Aber nun sieht es sehr stabil aus.“ Das sei vor allem dem Umbau zu verdanken, der 2020 begann und eineinhalb Jahre dauerte. Die Eigentümer des Geländes ließen den Platz neu pflastern, es wurden neue Sitzgelegenheiten geschaffen. Sämtliche Fassaden wurden gedämmt und erneuert. 2022 baute die Stadt auch den ZOB komplett um, der gegenüber des Einkaufsquartiers liegt.

„Früher saßen hier die Leute und tranken. Das ist vorbei.“

Kundenmagnet und Treffpunkt für das ganze Quartier: die Filiale der Bäckerei Nitt. Im Bild: Filialleiterin Dorthe Rüther (r.) und ihre Angestellte Ariana Shiba.
Kundenmagnet und Treffpunkt für das ganze Quartier: die Filiale der Bäckerei Nitt. Im Bild: Filialleiterin Dorthe Rüther (r.) und ihre Angestellte Ariana Shiba. © FMG | Claas Greite

Die ganze Atmosphäre habe sich spürbar verbessert – und das habe auch schon vor dem Umbau begonnen, wie mehrere Einzelhändler übereinstimmend sagen. „Früher saßen hier Leute und tranken“, so Uwe Mävers. „Das ist jetzt vorbei.“ Michael Kalka, der seit zehn Jahren bei dem Raumausstatter „Adams Polsterwerkstatt“ arbeitet, sagt dazu: „Ab und zu tritt das noch auf. Aber es ist ein Bruchteil, im Vergleich zu früher.“ Auch Tim Tuchel, Inhaber des Fitnessstudios MyGym Norderstedt, das früher „Kraftwerk“ hieß und seit 28 Jahren vor Ort ist, sagt: „Das Quartier hat sich zum Positiven entwickelt. Der schlechte Ruf ist schon lange überholt.“

Am EKZ Glashütter Markt wurde der Platz neu gepflastert, die Fassaden erneuert. Optisch prägend ist nach wie vor das Hochhaus der Vonovia im Hintergrund.
Am EKZ Glashütter Markt wurde der Platz neu gepflastert, die Fassaden erneuert. Optisch prägend ist nach wie vor das Hochhaus der Vonovia im Hintergrund. © FMG | Claas Greite

Laut Kalka gibt es „drei wichtige Kundenmagneten“ für das Quartier. Das seien das Studio Kraftwerk, der Aldi-Markt und die Eichen-Apotheke. Optiker Mävers nennt auch das Fitnessstudio, außerdem die Filiale der Bäckerei Nitt, die seit zwei Jahren vor Ort ist. Der Bäckerladen habe sich zu einem wichtigen Treffpunkt im Viertel entwickelt, sagen viele, die die Gegend kennen. So etwa Angelika Fiedler-Böhme von der Ortsgruppe „Glashütte 1“ des Nachbarschaftsnetzwerkes NeNo: „Nitt ist eine große Bereicherung. Viele Senioren verabreden sich dort, zum Kaffee und zum Plausch.“

„Glashütte ist ein Arbeiterquartier und ein Dorf“, sagt die Nitt-Filialleiterin

Filialleiterin Dorthe Rüther bestätigt das. „Für die Rentner ist der Ort hier schon sehr wichtig. Viele treffen sich hier, zum Beispiel zum Frühstück.“ Aber sie betont auch, dass „junge Familien“ oft in die Bäckereifiliale finden. Zum Beispiel, wenn sie mit ihren Kindern von dem nahe gelegenen Spielplatz kommen. „Manche Mütter nehmen sich den Espresso dann gleich wieder auf den Spielplatz mit.“

Rüther wohnt selbst schon lange in Glashütte, kennt und schätzt die Wohngegend. „Glashütte ist ein Arbeiterquartier. Entweder, man arbeitet oder man hat ein Leben lang gearbeitet.“ Außerdem sei die Gegend ein Dorf: „Man kennt sich hier einfach!“

Zuerst auf einen Kaffee zu Nitt, dann zum Sport ins Fitnessstudio

Kehren gerne in der Bäckerei Nitt ein, die sich zum Treffpunkt für das Viertel entwickelt hat: Peter Grünke (r.) und Herbert Reiländer. Beide wohnen seit Jahrzehnten in der Gegend.
Kehren gerne in der Bäckerei Nitt ein, die sich zum Treffpunkt für das Viertel entwickelt hat: Peter Grünke (r.) und Herbert Reiländer. Beide wohnen seit Jahrzehnten in der Gegend. © FMG | Claas Greite

Zwei, die gerne bei Nitt am Glashütter Markt einkehren, sind Peter Grünke und Herbert Reiländer. Beide wohnen schon seit Jahrzehnten im Viertel, wollen später noch bei MyGym Sport machen. Aber erstmal treffen sie sich zum Kaffee im Bäckerladen. Auch Reiländer sagt, dass Ambiente und Atmosphäre am Glashütter Markt „besser geworden“ seien.

Mit den Einkaufsmöglichkeiten ist er zufrieden. Peter Grünke hebt positiv hervor, dass die Bücherei im Quartier kürzlich erneuert wurde. Es gibt jetzt die digitale Selbstleihe mit neuen Öffnungszeiten: „Jetzt kann man auch später am Abend mit seiner Karte hereingehen und Bücher ausleihen, auch wenn das Personal nicht mehr da ist. Das ist total gut.“

Ein Sommerfest gibt es nicht mehr. Wird es eines Tages wiederbelebt?

Frequenzbringer: Der Aldi-Discounter am EKZ Glashütter Markt.
Frequenzbringer: Der Aldi-Discounter am EKZ Glashütter Markt. © FMG | Claas Greite

Bei allen positiven Veränderungen: Einige Dinge fehlen in dem kleinen Einkaufsquartier nach wie vor. So ist die Werbegemeinschaft der ansässigen Händler schon seit Jahren nicht mehr aktiv, ein Quartiersmanagement gibt es auch nicht. „Früher haben wir jedes Jahr ein Sommerfest organisiert“, sagt Michael Kalka. Das sei dann aber eingeschlafen, weil sich immer weniger Gewerbetreibende hätten engagieren wollen. Das Fest würde er durchaus gerne wieder aufleben lassen: „Für das Gemeinschaftsgefühl wäre es gut. Wir wären die letzten, die sich dagegen sperren würden.“

Eisdiele, Geldautomat und ein Restaurant stehen auf der Wunschliste

Angelika Fiedler-Böhme organisiert einmal im Monat in der nahe gelegenen Thomaskirche ein Nachbarschaftstreffen, an dem hauptsächlich Seniorinnen teilnehmen. Da komme auch immer wieder zur Sprache, was sich die älteren Leute für das Einkaufsquartier wünschen. „Ein Geldautomat wäre sehr wichtig“, sagt Fiedler-Böhme. Außerdem wäre es schön, wenn es – neben Bäcker Nitt – einen weiteren Treffpunkt gäbe. „Früher hatten wir hier eine Eisdiele. Die wird schmerzlich vermisst, besonders im Sommer.“

Seit 28 Jahren vor Ort: Das Fitnessstudio MyGym Norderstedt, früher Kraftwerk.
Seit 28 Jahren vor Ort: Das Fitnessstudio MyGym Norderstedt, früher Kraftwerk. © FMG | Claas Greite

Tim Tuchel von MyGym ist der Meinung, dass ein Sanitätshaus eine gute Neuansiedlung wäre. Das würde aus seiner Sicht ins Umfeld passen, zu Apotheken, Ärzten, dem ambulanten Pflegedienst und eben seinem Fitnessstudio, das auch Reha-Sport anbietet.

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Peter Grünke und Herbert Reiländer besuchen das Quartier tagsüber gerne, abends sei es allerdings „nicht attraktiv“. Das habe nichts damit zu tun, dass man Angst haben müsse. „Gefährlich ist es hier, nicht, glaube ich“, so Reiländer. Es liege schlicht am gastronomischen Angebot. Beide würden deshalb „ein gemütliches Restaurant“ für eine Bereicherung halten.