Kaltenkirchen. Notruf kurz vor Mitternacht: Nachdem erneut ein Keller in Kaltenkirchen brennt, sucht die Polizei nun nach verdächtigen Personen.

Diese Menschen werden Weihnachten 2023 nicht vergessen. In Kaltenkirchen haben sich am späten Heiligabend und dann bis in die Nacht hinein teils dramatische Szenen abgespielt. Auslöser waren mehrere Notrufe, die ab 23.48 Uhr bei der Regionalleitstelle West eingingen. Bewohner aus zwei zusammenhängenden, jeweils viergeschossigen Mehrfamilienhäusern im Kallieser Stieg berichteten von starker Rauchentwicklung im Treppenhaus, die sich bereits auf die ersten Wohnungen ausgebreitet habe. Für die Freiwillige Feuerwehr wurde Großeinsatz ausgerufen mit dem Stichwort „Feuer mit Menschenleben in Gefahr“.

Beim Eintreffen des ersten Fahrzeugs bestätigten sich die Meldungen. Tatsächlich sahen die Feuerwehrleute den Rauch in zwei Treppenhäusern sowie aus mehreren Kellerfenstern kommen. Rund 25 Bewohnerinnen und Bewohner hatten ihre Wohnungen zu diesem Zeitpunkt bereits selbst verlassen können, doch für andere Betroffene war der Fluchtweg durch den giftigen Brandrauch versperrt.

Dramatisches Weihnachten in Kaltenkirchen: Wohnhäuser wegen Brand evakuiert

Unter Atemschutz konnte die Feuerwehr 20 weitere Menschen, darunter auch Kinder und Haustiere, mittels Brandfluchthauben über die Treppenhäuser in Sicherheit leiten. Sie wurden zur Beobachtung und Behandlung einem Notarzt übergeben, glücklicherweise musste niemand in ein Krankenhaus.

80 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren aus Kaltenkirchen, Oersdorf und Kisdorf waren vor Ort. Nach rund zweieinhalb Stunden konnte endlich Entwarnung gegeben werden.
80 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren aus Kaltenkirchen, Oersdorf und Kisdorf waren vor Ort. Nach rund zweieinhalb Stunden konnte endlich Entwarnung gegeben werden. © Patrick Juschka/KFV Segeberg | Patrick Juschka/KFV Segeberg

Nachdem die Gebäude evakuiert waren, wurde der Kellerbrand über einen sogenannten Zangenangriff bekämpft, also zeitgleich von links und rechts über die Eingänge. So gelang es, den Brandort rasch zu lokalisieren. Gegen 1.04 Uhr wurde gemeldet, dass das Feuer unter Kontrolle sei, kurze Zeit später waren die Flammen gelöscht.

Wegen des schlechten Wetters wurden 25 Bewohnerinnen und Bewohner mit Unterstützung einer Schnelleinsatztruppe des Deutschen Roten Kreuz in eine hierfür vorgesehene Schutzhalle nach Henstedt-Ulzburg gefahren, dort solange unter anderem auch mit Essen und Trinken verpflegt, bis eine Rückkehr nach Kaltenkirchen möglich war.

Mehr zum Thema

Mehrere Hochleistungslüfter waren nötig, um Treppenhäuser und Wohnungen vom Brandgeruch zu befreien. Ab 2.30 Uhr konnten die ersten Menschen wieder zurück in die Gebäude. Die Feuerwehr war mit insgesamt 80 Kräften vor Ort, die Kaltenkirchener Wehr erhielt hierbei Unterstützung aus Oersdorf und Kisdorf.

Kaltenkirchen: Im Kallieser Stieg brannte es vor wenigen Tagen schon einmal

Die polizeilichen Ermittlungen zur Brandursache laufen. Auffällig: Schon am 14. Dezember hatte es ebenso in einem Mehrfamilienhaus im Kallieser Stieg einen sehr ähnlichen Kellerbrand gegeben, auch damals mussten rund 100 Menschen in Sicherheit gebracht werden, ohne dass jemand verletzt wurde. Ob es einen Zusammenhang zwischen beiden Vorfällen gibt, ist unklar, die zuständige Kripo Bad Segeberg prüft dies. Und: Die Ermittler bitten unter 04551/88 40 um Zeugenhinweise zu möglichen verdächtigen Personen, die in der Brandnacht vor Ort beobachtet wurden.

In Kaltenkirchen werden zudem Erinnerungen wach an vergangene Taten. So war das Bürgerhaus, so etwas wie das Wahrzeichen der Stadt, sowohl 1999 (damals komplett zerstört) als auch 2022 Ziel einer Brandstiftung. Im ersten Fall wurde später ein Täter ermittelt, es war ein Mitglied der Jugendfeuerwehr, er hatte sich am Brandort auffällig verhalten.

Das historische Gebäude wurde in diesem Jahr vor knapp einem Monat nach einer aufwendigen Sanierung wiedereröffnet. Im Zuge der Instandsetzung wurde nicht nur die Brandmeldeanlage erneuert, sondern auch in eine Videoüberwachung investiert, um potenzielle Brandstifter abzuschrecken.