Norderstedt. Niederlande, Tschechien – oder wer? Es wird klarer, welche Nationen das Stadion von Eintracht Norderstedt nutzen könnten.

Kein Kracher, aber reizvolle Partien: Das hat die Auslosung für die Gruppen der Fußball-EM 2024 ergeben mit Blick auf jene Spiele, die in Hamburg stattfinden werden. Und damit ist auch der Kreis der Nationen kleiner, das Bild jedoch ebenso klarer, welche Mannschaften im Verlaufe des Turniers das Stadion von Eintracht Norderstedt als Trainingszentrum nutzen könnten. Das neben den Olympischen Spielen bedeutendste Sportereignis 2024 wirft auch in der Metropolregion längst seinen Schatten voraus. Und auch wenn die absoluten Weltstars wie Portugals Cristiano Ronaldo, Frankreich um Kylian Mbappé oder die hoch eingeschätzten Engländer nicht in der Hansestadt antreten, so sind es insbesondere Nachbarn, die im Volksparkstadion des HSV zu sehen sind.

Allen voran die Niederlande. „Oranje“ spielt am 16. Juni in Hamburg gegen den Sieger eines der Playoffs (Estland, Wales, Finnland oder Polen). Und eine Delegation hatte sich bereits die Rahmenbedingungen in Garstedt angeschaut und für gut befunden. Gleich zweimal kommt Tschechien in den Norden, für die Duelle mit einem Playoff-Sieger am 22. Juni (Georgien, Kasaschstan, Griechenland oder Luxemburg) sowie am 26. Juni gegen die Türkei. Die Türken waren bislang nicht an der Ochsenzoller Straße, ebenso nicht Kroatien und Albanien, die am 19. Juni im Volksparkstadion spielen. Hinzu kommt ein Viertelfinale am 5. Juli.

Fußball-EM 2024: Was die Auslosung für Norderstedt bedeutet

Dass die Eintracht-Sportanlage eine wichtige Rolle einnehmen wird, hat einen simplen Hintergrund. Die Nationen fliegen in der Regel nicht direkt zum Anpfiff ein. Vielmehr benötigen sie vor Ort in Hamburg, oder eben in der Region, sowohl adäquate Unterkünfte als auch hochwertige Trainingsbedingungen. Und das ist schwieriger zu finden, als man denken mag. Nicht möglich ist es dem Vernehmen nach, die Plätze des Hamburger SV neben dem Volksparkstadion zu nutzen. Nur eingeschränkt, so hört man, wird der FC St. Pauli sein Gelände an der Kollaustraße abtreten.

Und danach wird es sehr dünn in der Hansestadt. Denn: In den letzten Jahren wurden die meisten Plätze von Natur- auf Kunstrasen umgerüstet, ein Beispiel ist das ehrwürdige Stadion Hoheluft des SC Victoria. Weitere Flächen sind zur EM-Zeit im Juni und Juli in der Regel behördlich gesperrt zur Restaurierung während der Sommerpause.

Eintracht Norderstedt genießt einen sehr guten Ruf beim DFB und bei der UEFA

Nicht so bei der Eintracht. Diese genießt sowieso seit Jahren einen exzellenten Ruf beim Deutschen Fußball-Bund und der UEFA. Immer wieder wurden hier Junioren-Länderspiele durchgeführt, der Heimverein selbst bestritt hier DFB-Pokal-Spiele. Und: In diesem Herbst hatte man die U19 des ukrainischen Spitzenclubs Schachtar Donezk zu Gast, die hier, erzwungen durch den russischen Angriffskrieg, ihre Partien in der Youth League, also der Champions League für Nachwuchsteams, spielte. So kamen zum Duell mit dem FC Barcelona sogar 2000 Zuschauer.

Kroatien mit Superstar Luka Modric (rechts) trifft am 19. Juni in Hamburg auf Albanien.
Kroatien mit Superstar Luka Modric (rechts) trifft am 19. Juni in Hamburg auf Albanien. © imago/Pixsell | IMAGO/Goran Stanzl/PIXSELL

Norderstedt ist also ein verlässlicher Partner. Und so empfahl der DFB allen interessierten Nationen, sich doch einmal das Edmund-Plambeck-Stadion anzuschauen. Zahlreiche Verbände nahmen die Möglichkeit wahr, unter anderem war England sogar zweimal in Garstedt. Der Rasen, die Tribüne, der Umkleidetrakt, die Besprechungsräume, all das stieß auf Anerkennung.

Zahlreiche Besichtigungen: „Die Engländer, die Franzosen, die Italiener waren da“

Finn Spitzer, Geschäftsführer der Eintracht, fasste vor der Auslosung zusammen: „Die Engländer, die Franzosen, die Italiener waren da, Ungarn, die Schweiz, Dänemark, Schweden, Tschechien, Portugal und die Niederlande.“ Die Eintracht erhielt quasi eine Zusage. „Wir haben mit dem DFB eine vertragliche Vereinbarung, weil die der Veranstalter der Europameisterschaft sind“, so Vereinspräsident Reenald Koch. „Wir müssen jetzt abwarten, wer für den Spielort Hamburg zugelost wird. Und spätestens Montag klingelt bei uns dann das Telefon.“ Und dann bei Finn Spitzer: „Das sollte schnell gehen“, schätzt dieser.

Das Edmund-Plambeck-Stadion von Eintracht Norderstedt: Hier fanden bereits zahlreiche Junioren-Länderspiele, DFB-Pokal-Partien oder zuletzt auch die UEFA Youth League statt.
Das Edmund-Plambeck-Stadion von Eintracht Norderstedt: Hier fanden bereits zahlreiche Junioren-Länderspiele, DFB-Pokal-Partien oder zuletzt auch die UEFA Youth League statt. © Christopher Mey | Christopher Mey

Das Steigenberger Hotel Treudelberg wird zur Fußball-Herberge für die Nationalteams

Fest steht bereits: Die Nationen würden im Steigenberger Hotel Treudelberg unterkommen, also nur rund 20 Busminuten entfernt vom möglichen Trainingsgelände. Ob sich die Millionäre dann tatsächlich auch in der Eintracht-Kabine umziehen und dort duschen, sei dahingestellt. Die Bedingungen sind zwar für die vierte Liga gut, aber natürlich nicht Champions League.

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Je nach Fanbasis könnte also auf Norderstedt einiges zukommen. Denn auch wenn die Trainings „hermetisch abgeriegelt“ sein dürften, so Reenald Koch, heißt das keinesfalls, dass sich nicht trotzdem die Supporter rundherum tummeln – dann zur Freude der Gastronomie. All das erinnert ein wenig an die Weltmeisterschaft 2006, als die USA ihr Trainingscamp in Norderstedt aufschlugen, allerdings auf der Paul-Hauenschild-Anlage des HSV. Und damit für gehörige Aufregung in der Stadt sorgten angesichts der hohen Sicherheitsvorkehrungen.

Darum geht es jetzt aber noch nicht. Sondern um die Vorfreude. „Das ist eine Riesensache“, sagt Reenald Koch. „Norderstedt wird europaweit in den Gazetten erwähnt. Das trägt zum Image bei, das Eintracht Norderstedt seit Jahren für die Stadt leistet.“ Er bringt es auf den Punkt: „Wir repräsentieren in diesem Fall den deutschen Fußball, wir sind ein Teil der Europameisterschaft, die in Deutschland stattfindet.“