Norderstedt. Betriebsverbot für Haus Rosengarten: Wie eine Familie aus Norderstedt kurzfristig einen neuen Platz in der Stadt fand.

Bei kleinen und großen Krisen müssen Familien zusammenhalten. So war es auch bei den Fahrenkrogs. Als vor wenigen Tagen öffentlich bekannt wurde, dass das Altenpflegeheim Rosengarten in Norderstedtzwangsweise zum Monatsende schließen wird, hatten sie genauso wie auch die weiteren Angehörigen der Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses in Garstedt bereits die Information seitens der Wohnpflegeaufsicht erhalten. Die Zeit war dennoch knapp. Mit wenig Vorlauf mussten neue Betreuungsplätze für über 40 ältere Menschen, manche von ihnen dement, gefunden werden, möglichst in der Nähe.

Ursula Wulff ist die Mutter von Jürgen Fahrenkrog. Wie es der Zufall so wollte, hatte sie am 26. Oktober Geburtstag – ihren 85., und den feierte die Witwe zusammen mit ihrer Familie, mit Kaffee und Kuchen, in einer völlig neuen Umgebung. „Sie hatte seit Anfang April im Rosengarten gewohnt“, sagt Fahrenkrog. Die Senioreneinrichtung hatte damals, zumindest nach Kenntnisstand der Menschen, die dort lebten und arbeiteten, keine finanzielle Schieflage, die derartig dramatisch war, dass ein Insolvenzverfahren drohte.

Norderstedt: Altenheim Rosengarten muss schließen – kurz vor ihrem 85. Geburtstag

„Wir können die Mitarbeiter dort nur lobend erwähnen. Wir hätten das Haus jederzeit weiter empfohlen“, so Fahrenkrog. „Wenn das andere nicht wäre...“ Am 11. Oktober erhielten sie einen Anruf aus Bad Segeberg. Dem Altenpflegeheim sei der Betrieb zum Monatsende behördlich untersagt worden. Wie der Kreis später mitteilte, war weder die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit gegeben, noch hatte der neue Geschäftsführer Andzej Z. sich gemeldet, selbst nicht, als ihm ordnungsrechtliche Maßnahmen angekündigt wurden. Vielmehr wurde am 11. Oktober ein Insolvenzverfahren gegen die Betreibergesellschaft eröffnet.

Hiervon hatten die Angehörigen und die Bewohner bis dahin nichts mitbekommen, auch die Belegschaft nicht, wie ein Mitarbeiter dem Abendblatt gegenüber berichtete. Nun aber musste kurzfristig umgedacht werden. „Ich danke dem engsten Familienkreis für die Unterstützung“, sagt Jürgen Fahrenkrog. Sie alle riefen reihenweise Pflegeheime in der Region an: Ob dort noch ein Zimmer frei wäre? Und auch ein Einzelzimmer? Denn das wünschte sich Ursula Wulff, die Mutter und Großmutter.

Das Altenpflegeheim Rosengarten an der Alten Dorfstraße in Norderstedt muss schließen. Der Kreis untersagte die Tätigkeit. Unter anderem, weil die wirtschaftlichen Grundlagen für den Betrieb nicht mehr gegeben sind. Mittlerweile läuft ein Insolvenzverfahren. Die Bewohner werden künftig in anderen Heimen leben müssen.
Das Altenpflegeheim Rosengarten an der Alten Dorfstraße in Norderstedt muss schließen. Der Kreis untersagte die Tätigkeit. Unter anderem, weil die wirtschaftlichen Grundlagen für den Betrieb nicht mehr gegeben sind. Mittlerweile läuft ein Insolvenzverfahren. Die Bewohner werden künftig in anderen Heimen leben müssen. © Christopher Mey | Christopher Mey

Der entscheidende Tipp kam von ihr selbst: die Alloheim-Seniorenresidenz Zum Steertpogg an der Ulzburger Straße in Norderstedt, also glücklicherweise nicht weit entfernt. „Meine Mutter meinte, sie hätte mitbekommen, dass einige Bewohner ausziehen und dorthin gehen.“ Und dazu auch Pflegekräfte. Das war optimal, fand die Familie.

Erleichterung: Die Familie findet einen Betreuungsplatz in Norderstedt

„Meine Frau und ich sind dann hingefahren. Das Haus machte einen tollen Eindruck, fast wie ein Hotel. Daher haben wir gesagt: Wir machen es.“ Rechtzeitig kam auch die Rückmeldung der Heimleitung, dass ein Platz frei sei, und sogar ein Einzelzimmer. Rasch sagte die Familie zu. Es wurden die nötigen Daten für die Überweisung geschickt, auch die wichtigen Medikamentenpläne, damit sich die Pflegedienstleitung in der neuen Residenz auf die neue Bewohnerin einstellen konnte. Die Pflegestufe wurde zudem von 2 auf 3 erhöht auf Grundlage einer fachlichen Bewertung.

Das Einzelzimmer konnte, auch das freute sie, mit privaten Möbeln ausgestattet werden. Der Einzug fand dann am 25. Oktober statt. „Meine Mutter lebt sich ein“, sagt Jürgen Fahrenkrog.

Rosengarten: Finanzielle Situation bleibt unklar

Was bleibt? Es ist der Ärger über die Umstände, dass offenbar zu spät klar wurde, wie es um die Finanzen und die Gesellschaftsstruktur im Altenpflegeheim Rosengarten stand. Der Geschäftsführerwechsel war zwar damit verbunden, dass Andzej Z. entsprechende Unterlage und Nachweise vorlegen musste. Doch der Betrieb durfte weitergehen, im Normalfall wird die Genehmigung nachträglich erteilt, so ist die Gesetzlage in Schleswig-Holstein.

In diesem außergewöhnlichen Fall entwickelte sich jedoch eine andere Dynamik, insbesondere, weil Z. unerreichbar war und ist – für die Wohnpflegeaufsicht, aber auch für die Mitarbeiter. Die Kanzlei HBH aus Hamburg ist als Insolvenzverwalter beauftragt, sie reagierte allerdings nicht auf eine Anfrage das Abendblattes. Auf das Treuhandkonto mit hinterlegtem Geld der Bewohner, von dem eigentlich Friseur, Fußpflege oder Zeitungen und Zeitschriften bezahlt werden sollten, kann nicht zugegriffen werden. „Ich vermute, das Geld ist weg“, sagt Jürgen Fahrenkrog.

Mehr zum Thema

Norderstedt: Was wird aus dem Altenpflegeheim Rosengarten nach der Schließung?

Auch ein weiteres Pflegeheim des Geschäftsführers, eine Einrichtung aus Westergellersen im Landkreis Lüneburg, ist betroffen, dort geht der Betrieb aber weiter, wie die „Landeszeitung für die Lüneburger Heide“ an diesem Montag berichtete. Und: Es soll sogar einen Interessenten für die Übernahme geben.

So etwas ist für das Altenpflegeheim Rosengarten nicht bekannt. Nach jetzigem Stand werden die Türen in der nächsten Woche vorerst geschlossen. Der Kreis Segeberg geht nicht davon aus, dass es hier weitergeht, zumindest nicht in dieser Form. Nicht ausgeschlossen ist daher, dass das Haus an der Kreuzung Ochsenzoller Straße/Alte Dorfstraße lange leerstehen wird.