Wakendorf II. Wie die Ehefrau eines deutschen Fußballstars einem kleinen Tierschutzverein aus dem Kreis Segeberg geholfen hat.

In Portugal sollten Pferde vor dem Schlachthof gerettet werden

Der Aufruf des Vereins "4 Hufe im Glück" erreichte auch Jessica Kroos

Daraus entstand eine erfolgreiche Tierschutzaktion über Grenzen hinweg

Fast täglich bekommen die Pferderetter des Vereins „4 Hufe im Glück“ aus Wakendorf II Hilfsanfragen – doch diese war besonders. „Eine befreundete Schwedin, die für die polnische Centaurus-Stiftung arbeitet, informierte mich per WhatsApp, dass ein portugiesischer Pferdetrainer zehn Lusitano-Mix-Jährlinge beim örtlichen Schlachter entdeckt hätte und Unterstützung für den Freikauf benötigte“, berichtet Stefanie Grabs-Samuels, die Gründerin und Vorsitzende des Vereins. Eine kurze Rücksprache mit dem Team, dann stand fest: Man ist dabei, denn Tierschutz kennt keine (Staats-) Grenzen.

Entsprechende Posts in sozialen Netzwerken sorgten für Aufmerksamkeit und weckten das Interesse bei vielen Pferdefreunden – darunter auch bei Jessica Kroos. Sie ist die Ehefrau des deutschen Fußballweltmeisters von 2014, der seit neun Jahren bei Real Madrid spielt, dort unter anderem fünfmal die Champions League gewonnen hat.

Pferderettung in Portugal: Plötzlich meldet sich Jessica Kroos über Instagram

Per Instagram bot sie für die Rettungspferde ein vorübergehendes Quartier auf deren langer Reise nach Norddeutschland an. Doch dabei sollte es nicht bleiben. „Spontan hat sie sich in drei der Jährlinge verliebt, die nun bei ihr bleiben“, freut sich Stefanie Grabs-Samuels.

Für den Rest der Truppe ging es in mehreren Transporten weiter. Zwei junge Stuten sind in eine Pflegestelle an der Ostsee gezogen, die meisten der anderen kamen auf die großen Vereinsweiden in Wakendorf II. Abgemagert, verängstigt – aber in Sicherheit.

Jessica Kroos ist eine große Pferdefreundin. Seit 2014 spielt ihr Mann Toni bei Real Madrid. Hier feiern sie zusammen mit Sohn Leon den Sieg im Champions-League-Finale.
Jessica Kroos ist eine große Pferdefreundin. Seit 2014 spielt ihr Mann Toni bei Real Madrid. Hier feiern sie zusammen mit Sohn Leon den Sieg im Champions-League-Finale. © Witters | Witters

„Wir sind sofort nach Madrid geflogen, um die Tiere kennenzulernen“

„Aus den avisierten zehn Tieren sind letztlich 14 geworden, da wir bei zwei älteren Stuten und einem hochtragenden Pony, das angekettet vor dem Schlachthof stand, einfach nicht Nein sagen konnten. Wir sind dann nach Madrid geflogen, um die Tiere, die wir ‚blind‘ gekauft hatten, kennenzulernen, und waren sofort angetan von ihrer sanften Schönheit und der Magie, die sie ausstrahlen“, sagt Sonja Welchering. Die 36-Jährige engagiert sich seit dreieinhalb Jahren bei „4 Hufe im Glück“ und hat bereits selbst drei Rettungspferde übernommen.

Die Vereinsvorsitzende Stefanie Grabs-Samuels freut sich, dass diese beiden schüchternen Mulis täglich mehr Vertrauen zu Menschen entwickeln.
Die Vereinsvorsitzende Stefanie Grabs-Samuels freut sich, dass diese beiden schüchternen Mulis täglich mehr Vertrauen zu Menschen entwickeln. © Claudia Blume | Claudia Blume

Warum und unter welchen Umständen die Tiere beim Schlachter landeten, weiß keiner. Papiere gab es auch nicht. „Ich habe in sieben Jahren Vereinsgeschichte bereits so viel Elend gesehen und erlebt, dass mich die Vorgeschichte der Tiere nicht interessiert. Aber traurig ist, dass es Leute gibt, die gesunde, junge Pferde töten lassen wollen, die so anhänglich und menschenbezogen sind wie etwa Osiris“, sagt Stefanie Grabs-Samuels. Der dreijährige Hengst ist ein Hingucker, zeigt sich sehr freundlich und höflich im Umgang und blüht in der Jungs-Herde jeden Tag mehr auf.

Die letzten beiden Tiere kamen vor zwei Wochen an – verschüchtert und schreckhaft

Das gilt auch für Valeria und Esperanza. Mit dem letzten Transport aus Portugal kamen die beiden Muli-Stuten vor zwei Wochen im Norden Hamburgs an – sehr verschüchtert und schreckhaft. Seitdem verbringen die Tierretter täglich Stunden bei den Langohren auf der Weide. Und der Einsatz lohnt sich. „Sie haben erstaunlich schnell Vertrauen gefasst und lassen sich schon etwas streicheln“, so Grabs-Samuels, während sie etwas Fliegenspray im Gesicht von Esperanza verteilt. Die spürt, dass Berührungen ihr guttun, und brummelt die Menschen freudig an, wenn sie zu ihr auf die Weide kommen. „Trotz schlechter Erfahrungen gibt sie uns Zweibeinern eine neue Chance“, sagt Vereinsvorsitzende gerührt.

Aus dem Schlachthaus gerettet: die Muli-Stuten Valeria (l.) und Esperanza.
Aus dem Schlachthaus gerettet: die Muli-Stuten Valeria (l.) und Esperanza. © Claudia Blume

Einige der portugiesischen Vierbeiner sind bereits erfolgreich vermittelt worden, wie etwa Xakira und Hirana, die zusammen in Norderstedt ein liebevolles Zuhause gefunden haben. Andere warten noch auf „ihre“ Menschen, um einen glücklichen Neustart in Deutschland zu beginnen.

Rettungsaktion hat den Verein 23.000 Euro gekostet

Doch der Tierschutz ist teuer. Die Rettungsaktion hat den Verein, der sich über Spenden, Sponsoren, Fördermitgliedschaften und Patenschaften finanziert, rund 23.000 Euro gekostet. „Und wir möchten noch viel mehr Pferden, Ponys, Eseln und Mulis helfen“, versichert Stefanie Grabs-Samuels.

Im Herbst soll es wieder über die Grenze(n) gehen. Dann steht die jährliche Auktion im österreichischen Maishofen an, von der aus viele Noriker- und Haflingerfohlen ihre letzte Reise in italienische Schlachthöfe antreten, wenn sie nicht von Privatleuten oder Tierschützern ersteigert werden. „Auch hier wollen wir unbedingt wieder vor Ort sein und benötigen dafür dringend finanzielle Unterstützung. Wir können zwar nicht alle retten, aber für jedes einzelne Tier lohnt es sich und verändert seine Welt.“

Weitere Infos gibt es unter www.4hufeimglueck.com