Kreis Segeberg. Windstrom soll unterirdisch von Dithmarschen nach Mecklenburg-Vorpommern transportiert werden. Zügige Umsetzung geplant.

Wird eine weitere große Stromtrasse in wenigen Jahren den Kreis Segeberg durchkreuzen? Während für die „Ostküstenleitung“ der endgültige Planfeststellungsbeschluss in diesem Sommer eintreffen wird, und somit unter anderem in Henstedt-Ulzburg Erdkabel verlegt werden könnten, arbeitet der Netzbetreiber Tennet zusammen mit 50Hertz unter Hochdruck an einem zweiten Großprojekt. Und das soll deutlich schneller in die Tat umgesetzt werden.

Hinter der Bezeichnung „NordOstLink“ verbirgt sich eine ausschließlich unterirdische Leitung, also ebenso per Erdkabel. Sie soll Windenergie aus Heide in Dithmarschen bis nach Mecklenburg-Vorpommern transportieren, dort bis nach Klein Rogahn (Kreis Ludwigslust-Parchim) – und von dort möglicherweise auch in den Süden. Hierbei handelt es sich um eine Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung (HGÜ) mit 525 Kilovolt.

Großprojekt: Neue Erdkabel-Stromtrasse – durch den Kreis Segeberg?

Sie wurde Anfang des vergangenen Jahres in den Netzentwicklungsplan aufgenommen und wird nun vorangebracht. Sie sei „zentral für die Integration des enormen Offshore-Windkraft-Potenzials der Nordsee ins deutsche Übertragungsnetz“, sagt Stefan Kapferer, Geschäftsführer von 50Hertz, der von einem „Pilotprojekt“ spricht.

Für die Menschen im Norden stellt sich die Frage: Wo soll diese verlegt werden? Planung, Genehmigung, Realisierung – so etwas dauert bisher durchaus mal fast ein Jahrzehnt, ein Beispiel ist die Leitung „SüdLink“ von Brunsbüttel bis Baden-Württemberg, an der Tennet ebenso beteiligt ist, und an der seit 2012 gearbeitet wird. Von der „Ostküstenleitung“ war 2014 erstmals die Rede, und hier haben erst jetzt die ersten vorbereitenden Arbeiten begonnen.

Die Netzbetreiber Tennet und 50Hertz planen die neue Stromtrasse „NordOstLink“ gemeinsam.
Die Netzbetreiber Tennet und 50Hertz planen die neue Stromtrasse „NordOstLink“ gemeinsam. © picture alliance / dpa | Julian Stratenschulte

Die Bundesregierung will diese Prozesse beschleunigen. Im Mai trat eine Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes in Kraft, die von Tennet und 50Hertz sofort angewendet wird. Die Zuständigkeit wandert zunächst eine Ebene höher, denn die Bundesnetzagentur entwickelt einen sogenannten Präferenzraum – sprich: einen Vorzugskorridor. Darin müssen die Betreiben anschließend den exakten Verlauf planen – und zwar grundstücksgenau.

In diesem breiten Suchraum wird nach einem Korridor für die neue Erdkabel-Stromtrasse gesucht.
In diesem breiten Suchraum wird nach einem Korridor für die neue Erdkabel-Stromtrasse gesucht. © HA Grafik | Frank Hasse

Das soll Zeit sparen. „Wir versprechen uns eine deutliche Verkürzung der Planungs- und Genehmigungszeiträume, versuchen, das Gesetz praktisch anzuwenden“, sagt Tennet-Sprecher Mathias Fischer. Bisher ist das Projekt in einem frühen Stadium. Per Luftlinie beträgt die Distanz von Heide bis Klein Rogahn 165 Kilometer. Doch so kann nicht gebaut werden, es müssen diverse Aspekte betrachtet werden: Städte und Dörfer, Natur- und Umweltschutz, vorhandene Straßen und vieles mehr.

Stromtrasse: Erdkabel sollen zwischen Pinneberg und Lübecker Bucht verlegt werden

Grob betrachtet müssen die Erdkabel irgendwo zwischen Lübecker Bucht und Pinneberg verlegt werden. Genauer lässt sich das derzeit tatsächlich noch nicht sagen. Aber, so Fischer: „Bei Gleichstromleitungen sind die Kabelgräben schmaler.“ Im Vergleich: Die geplante Ostküstenleitung habe bis zu zwölf Kabel.

Was Tennet und 50Hertz betonen: Die Öffentlichkeit soll mit einbezogen werden. Dennoch könnte das Planfeststellungsverfahren in wenigen Monaten bereits starten, heißt es. „Ein schneller Netzausbau ist zwingend erforderlich, um die Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen“, sagt Tim Meyerjürgens, bei Tennet führend verantwortlich für das operative Geschäft. „Daher soll NordOstLink bereits im Jahr 2032 grünen Strom von der Nordseeküste Schleswig-Holsteins nach Mecklenburg-Vorpommern transportieren und rein rechnerisch fünf Millionen Haushalte mit Strom versorgen.“