Norderstedt. Norderstedts Inklusionsagentur plant Rollstuhl-Parcours für jedermann im Herold-Center. Was sie mit der Aktion erreichen möchte.

Wie es ist, im Rollstuhl zu sitzen, können die wenigsten Menschen nachempfinden. Vielen fällt in ihrem Alltag gar nicht auf, mit was für Hürden und Barrieren Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer tagtäglich zu kämpfen haben.

Um möglichst viele Menschen zu sensibilisieren, möchte die Inklusionsagentur Norderstedt am Freitag, 5. Mai, einen Einblick in das Leben eines Rollstuhlfahrers geben. Anlass ist der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Geplant ist ein Rollstuhl-Parcours im Herold-Center. Interessierte haben hier in der Zeit von 11 bis 18 Uhr die Gelegenheit, sich in einen Rollstuhl zu setzen und selbst zu erfahren, wie es sich anfühlt, auf Barrieren zu stoßen.

Norderstedt: Protestaktion – Wie es sich anfühlt, im Rollstuhl zu sitzen

„Mit unserem Rollstuhl-Parcours wollen wir gemeinsam aktiv werden und für mehr Bewusstseinsbildung und Selbsterfahrung bei Menschen ohne Behinderung sorgen“, sagt Frauke Gülle. Die Mitarbeiterin der Inklusionsagentur hat seit ihrer Geburt eine Gehbeeinträchtigung und nutzt einen Rollator oder einen Rollstuhl, um mobil zu sein. „Der Rollstuhl ist für mich ein unerlässliches Hilfsmittel, um am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben“, sagt sie.

Die Inklusionsagentur Norderstedt hat 2022 anlässlich des Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung zur gemeinsamen Fahrradtour geladen. 
Die Inklusionsagentur Norderstedt hat 2022 anlässlich des Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung zur gemeinsamen Fahrradtour geladen.  © Christopher Mey

Allerdings stößt sie auch auf viele Schwierigkeiten: „Wenn ich mit meinem Rollstuhl unterwegs bin, gibt es immer wieder Barrieren wie Stufen, Absätze oder Spalten, die mit dem Rollstuhl nur mühsam überwunden werden können,“ erklärt Frauke Gülle.

Rollstuhl-Parcours soll tägliche Hürden demonstrieren

Der Rollstuhl-Parcours mit seinen neun Stationen soll genau diese Hürden aufzeigen. Hier offenbart sich, dass der Alltag von Rollstuhlfahrerinnen und -fahrern mit zahlreichen Hindernissen gespickt ist. Sei es eine Stufe beim Bäcker, die unebene und zu enge Fußgängerzone oder die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Auch das Fahren auf verschiedenen Untergründen wie Sand, Kies oder Teppich kann den Aktionsradius enorm einschränken und regelmäßig abhängig von anderen Personen machen. Im richtigen Moment zu drehen, zu kippen und dabei die Balance zu halten, erfordert viel Übung und die volle Konzentration.

„Wir freuen uns auf viele Aha-Momente im Herold-Center,“ sagt Center-Managerin Songül Aksu, die für die Aktion eine Fläche im Einkaufszentrum zur Verfügung stellt. Barrierefreiheit sei auch für ihre Kundinnen und Kunden ein wichtiges Thema, mit dem sich das Management täglich auseinandersetze.

Norderstedt: Protesttag steht unter dem Motto „Zukunft barrierefrei gestalten“

Der diesjährige Protesttag steht unter dem Motto „Zukunft barrierefrei gestalten“. Unterstützt wird die Inklusionsagentur von Aktion Mensch, vom Stolle Sanitätshaus, das Rollstühle für den Parcours zur Verfügung stellt, und vom Seniorenbeirat der Stadt Norderstedt.

„Mit unserer Aktion wollen wir die breite Öffentlichkeit für dieses wichtige Thema sensibilisieren und uns für eine barrierefreie und inklusive Zukunft in der ganzen Stadt einsetzen“, sagt Andreas Marcial, Teamleiter der Inklusionsagentur Norderstedt.