Norderstedt. Betroffene sollen in geschütztem Raum über dunkle Stunden und Ängste sprechen können. Was geplant ist, wo man sich anmeldet.

Sich über nichts freuen können, Schlafstörungen, schlechtes Konzentrationsvermögen, wenig Antrieb und niedergeschlagene Stimmung – Anzeichen für eine Depression. Immer mehr Menschen leiden darunter. In Norderstedt soll es jetzt Hilfe zur Selbsthilfe geben. Das Deutsche Rote Kreuz in Norderstedt (DRK) und die Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (KIS) im Kreis Segeberg möchten eine neue Selbsthilfegruppe für Menschen mit Depressionen und Ängsten in der Stadt aufbauen. Der Bedarf dafür dürfte hoch sein.

Denn offiziell gibt es etwa 5,3 Millionen Betroffene in Deutschland. Auf Norderstedt heruntergebrochen würde das bedeuten, dass hier über 5000 Menschen mit psychischen Problemen leben. Und immer länger unbehandelt leben müssen. Denn Kliniken und Therapeuten sind in der Regel überlastet.

Norderstedt: Depressionen – Selbsthilfegruppe wird in Norderstedt gebildet

Die Selbsthilfegruppe ist kein Therapieersatz, aber eine gute Ergänzung dazu. Unterstützung können von Depression Betroffene im Austausch mit anderen finden. Das neue Angebot des DRK und der KIS soll die Chance bieten, Kontakte zu knüpfen.

Wie genau die Gruppe gestaltet werden könnte, dass soll am Dienstag, 25. April, von 18 Uhr an, bei einem Informationsabend im DRK-Haus an der Ochsenzoller Straße 124 besprochen werden. Referentin ist Sabine Ivert-Klinke von der KIS im Kreis Segeberg. Sie wird aus der Arbeit bestehender Gruppen berichten, Fragen beantworten und Ideen für die Gründung der neuen Initiative vorstellen.

Betroffene schweigen über ihre Krankheit – aus Scham

Sabine Ivert-Klinke von der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (KIS) im Kreis Segeberg wird aus der Arbeit bestehender Gruppen berichten und Fragen beantworten.
Sabine Ivert-Klinke von der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (KIS) im Kreis Segeberg wird aus der Arbeit bestehender Gruppen berichten und Fragen beantworten. © KIS

Selbsthilfegruppe heben die Isolation des einzelnen Betroffenen auf. Denn mit Depressionen und Panikattacken kommen meist Einsamkeit und Isolation daher. Depressive sprechen von einem Tunnel, in dem man feststecke und aus dem man von alleine nicht mehr hinaus finde. Viele öffnen sich aber erst gar nicht vor anderen Menschen – aus Scham. Dabei sind Depressionen und Ängste Volkskrankheiten.

In den KIS-Selbsthilfegruppen wird eine geschützte Atmosphäre aufgebaut, in der sich Betroffene offen über ihre dunklen Stunden und panischen Momente austauschen können. Durch die Regelmäßigkeit der Treffen entsteht laut KIS ein stützender Zusammenhalt, der Verständnis und Trost gebe und Mut mache zu neuer Aktivität und verändertem Verhalten.

Gruppe entscheidet gemeinsam über ihre Struktur

KIS-Selbsthilfegruppen bestimmen ihre Organisationsform und ihr Vorgehen selbst. Je nach Ziel und Zusammensetzung findet jede Gruppe ihren eigenen Stil. Das Wichtigste in Selbsthilfegruppen sei das offene Gespräch, wechselseitige Hilfe und Verständnis. Die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe sendet auch ein wichtiges Signal: Ich will und kann mir selbst helfen!

Grundvoraussetzungen für einen Start in eine gut funktionierende Gruppe sind eine überschaubare Teilnehmerzahl zwischen sechs und zwölf Personen, eine regelmäßige Abfolge von Treffen über einen längeren Zeitraum und die Gleichberechtigung aller Gruppenteilnehmenden. Erwartet werden von allen Vertraulichkeit, Pünktlichkeit, Verbindlichkeit und Anonymität. Manche KIS-Gruppen finden es auch wichtig, dass während der Sitzungen nicht getrunken, gegessen und geraucht wird.

Norderstedt: 5000 Menschen in der Stadt leiden statistisch unter Depressionen

Volkskrankheit Depression: 5,3 Millionen der erwachsenen Deutschen zwischen 18 und 79 Jahre sind im Laufe eines Jahres an einer Depression erkrankt. 17,1 Prozent der Erwachsenen erkranken mindestens einmal im Leben an einer Depression. Frauen erkranken zwei- bis dreimal häufiger als Männer.

Mehr als ein Drittel der Kinder und Jugendlichen mit einer depressiven Erkrankung haben familiäre Vorbelastungen. Psychotherapie und Antidepressiva helfen, die Beschwerden einer schweren Depression zu lindern. Bei bis zu 75 Prozent der Patienten zeigen die Medikamente eine Wirksamkeit.

Selbsthilfegruppe Depression: Infos und Anmeldung beim DRK-Ortsverein unter 040/523 18 26.