Norderstedt. Zahl der Diebstähle nimmt zu. Auch E-Bikes werden gestohlen. Polizei gibt Tipps, wie Radler ihre Zweiräder sichern können.

Wer sein Fahrrad abstellt und später wieder auf den Sattel steigen will, sollte es gut abschließen, denn: Die Zahl der Fahrraddiebstähle hat im Vorjahr zugenommen. 819 Räder wurden im Kreis Segeberg gestohlen, 95 mehr als 2021 – ein deutlicher Anstieg, mit dem fast wieder die Zahlen von 2019 erreicht werden, als von Corona noch nichts zu spüren war.

Damit ist die Erklärung gleich mitgeliefert: Die Normalität ist zurück, es sind wieder mehr Menschen unterwegs. Fahrraddiebe haben es auch auf E-Bikes abgesehen: „Allerdings liegt der Anteil bei unter zehn Prozent der Delikte“, sagt Sandra Firsching von der Polizeidirektion Bad Segeberg.

Polizei: 333 Delikte – Norderstedt ist die Hochburg der Fahrraddiebe

Hochburg der Diebe, die es auf Zweiräder abgesehen haben, ist Norderstedt. 333 Mal haben Besitzer Fahrradklau angezeigt, damit entfallen 40 Prozent der Fahrraddiebstähle auf die mit Abstand größte Stadt im Kreis Segeberg und damit mehr als es nach dem Verhältnis der Einwohnerzahlen wahrscheinlich wären – Norderstedt stellt rund 30 Prozent der Kreisbewohner.

Auch hier verzeichnete die Polizei für 2022 einen kräftigen Anstieg im Vergleich zu 2021, als 271 Räder gestohlen wurden. Und die Zahl liegt – als einzige der großen Städte und Gemeinden im Kreisgebiet – über dem Wert von 2013, als bei der Polizei 303 Radler Diebstahlsanzeige bei der Polizei erstatteten. Am aktivsten waren die Fahrraddiebe im Jahr 2015, als 452 Fälle in der Polizeistatistik auftauchten.

Fahrraddiebstahl: Täter schlagen zu, wo viele Räder abgestellt sind

In welchen Norderstedter Stadtteilen die meisten Fahrräder gestohlen werden, kann die Polizei nicht sagen. Erfahrungsgemäß schlagen die Diebe da zu, wo viele Räder abgestellt sind, und die Situation eher unübersichtlich ist: in Norderstedt-Mitte, am Herold-Center, aber auch an Schulen.

Ähnlich wie in Norderstedt haben sich die Diebstahlszahlen auch in den anderen größeren Städten und Gemeinden entwickelt: In Henstedt-Ulzburg wurden im vergangenen Jahr 96 Räder gestohlen, 21 mehr als 2021, aber nur halb so viele wie im Rekordjahr 2018, als die Polizei 176 Delikte ermittelte. Für Kaltenkirchen weist die Statistik 79 Fahrraddiebstähle für 2022 auf, für Bad Segeberg und Bad Bramstedt je 82. In diesen Städten und Gemeinden sind die Zahlen innerhalb der letzten zehn Jahre zurückgegangen.

Polizei gibt Tipps, wie sich Räder gegen Diebstahl sichern lassen

Um es Dieben schwerer zu machen, sollte das Rad zum Beispiel mit einem stabilen Faltschloss an einem festen Gegenstand angeschlossen werden.
Um es Dieben schwerer zu machen, sollte das Rad zum Beispiel mit einem stabilen Faltschloss an einem festen Gegenstand angeschlossen werden. © dpa-tmn | Klaus-Dietmar Gabbert

Die Polizei gibt Tipps, wie das Fahrrad möglichst gut gesichert werden kann: Das Rad sollte konsequent immer an einem festen Gegenstand, z.B. einer Laterne, angeschlossen werden“, sagt Polizeisprecherin Sandra Firsching. Den besten mechanischen Diebstahl-Schutz bieten stabile Bügel- oder Panzerkabelschlösser.

Beim Kauf auf „geprüfte Qualität“ und hochwertiges Material, wie durchgehärteten Spezialstahl, sowie massive Schließsysteme achten. Hilfe bei der Suche nach einem guten Schloss bietet der Verband Schadensversicherer unter vds-home.de.

Wichtig: Das Fahrrad nicht nur abschließen, sondern anschließen

Wichtig bei Fahrrädern und E-Scootern: „Die Fahrzeuge immer anschließen, damit sie nicht weggetragen werden können. Hierfür beim Schlosskauf auf ein ausreichend großes Schloss zum Anschließen achten“, sagt Firsching. Sie rät, E-Scooter zusammenzuklappen und mitzunehmen.

Das Fahrrad codieren zu lassen, kann Diebe abhalten, bietet Schutz vor Diebstahl.
Das Fahrrad codieren zu lassen, kann Diebe abhalten, bietet Schutz vor Diebstahl. © ADFC Norderstedt

Ist das Fahrrad gestohlen, hilft der Polizei bei der Suche eine Rahmen – oder Codiernummer. Die Polizei empfiehlt, einen Fahrradpass samt Rahmennummer und Beschreibung des Rades gut aufzubewahren. Weiterhin können deutlich sichtbare Codiernummern die Täter von ihrem Vorhaben abhalten. Spezielle Von Dienstleister oder Fachhändler bieten Codierungen an. Dabei wird eine Individualnummer in den Rahmen gefräst, über die sich im Falle des Auffindens der Eigentümer ermitteln lässt.

Dunkle Ecken, einsame Plätze oder schlecht einsehbare Straßen meiden

Das Fahrrad immer anschließen, nicht nur abschließen! Nur an das Vorder- und Hinterrad zu blockieren, reicht als Schutz vor Dieben nicht aus, denn sie können blockierte Fahrräder mühelos wegtragen oder verladen. Das gilt auch für das Abstellen von Fahrrädern in Fahrradabstellräumen.

Dunkle Ecken, einsame Plätze oder schlecht einsehbare Straßen meiden. Auch Öffentlichkeit kann vor Dieben schützen. Die Polizei rät, auch Vorder- und Hinterrad zu sichern, indem sie zum Beispiel gemeinsam mit dem Rahmen an einem festen Gegenstand angeschlossen werden.

GPS-Tracker zeigen an, wo das gestohlene Fahrrad abgeblieben ist

Da das Fahrrad über einen GPS-Sender verfügte, konnte der Geschädigte der Polizei mitteilen, wo sein gestohlenes E-Bike stand. Die Beamten nahmen zwei Fahrraddiebe fest.
Da das Fahrrad über einen GPS-Sender verfügte, konnte der Geschädigte der Polizei mitteilen, wo sein gestohlenes E-Bike stand. Die Beamten nahmen zwei Fahrraddiebe fest. © Helge Landmann

Helfen kann auch, die handelsüblichen Schnellspanner, mit denen Vorder- und Hinterrad, bzw. Sattel befestigt sind, mit codierten Verschraubungen, die sich nur mit dem passenden Zentralcodeschlüssel öffnen lassen, zu ersetzen. Eine weitere Möglichkeit, Fahrräder gegen Diebstahl zu schützen, ist das Anbringen eines versteckten Senders am Rad. Diese Sender, so genannte GPS-Tracker, alarmieren den Besitzer per SMS auf das Mobiltelefon, wenn das abgestellte Fahrrad bewegt wird.

Zudem übermitteln sie laufend den aktuellen Standort des Fahrrads. Wird ein Rad gestohlen, erfährt der Besitzer über den Sender den Standort seines Rades. Er sollte sich aber niemals allein auf die Suche nach seinem Drahtesel machen, sondern unbedingt die Polizei einschalten.

Polizei: 333 Delikte – Norderstedt ist die Hochburg der Fahrraddiebe

Wer ein gebrauchtes Rad kauft, sollte sich vom Verkäufer den Kaufbeleg zeigen lassen, um sicher sein zu können, dass es sich nicht um ein gestohlenes Fahrrad handelt. Wichtig ist, einen schriftlichen Kaufvertrag abzuschließen, in dem beide Vertragspartner aufgeführt sind und das Fahrrad beschrieben wird.

Um die Daten zu überprüfen, sollte sich der Käufer den Ausweis des Verkäufers zeigen lassen. Musterverträge zum Kauf und Verkauf sowie weitere Informationen gibt es beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) zum Download unter https://www.adfc.de/themen/im-alltag/fahrradkauf/musterkaufvertrag.