Henstedt-Ulzburg. Die Busse verkehren auf den Linien 296 und 593 und ersetzen die Dieselfahrzeuge. Was sich für Fahrgäste ändert.

Wer mit den Buslinien 296 und 593 in Henstedt-Ulzburg fährt, kann das jetzt mit einem besonders guten Klima-Gewissen tun. Denn schon ab Montag sind auf diesen Linien sechsMinibusse mit Elektromotor unterwegs. Sie ersetzen die kleinen Diesel-Busse, die vorher auf diesen Strecken unterwegs waren.

Beide Buslinien waren erst im Dezember neu eingeführt worden, im Zuge einer Generalüberholung des öffentlichen Nahverkehrs in Henstedt-Ulzburg. Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) schickten die neuen E-Busse am Freitag vom Betriebshof in Norderstedt nach Henstedt-Ulzburg. Und dort wurden sie offiziell in Empfang genommen.

VHH: Sechs neue Mini-Busse fahren ab Montag in Henstedt-Ulzburg

„Mit dem Austausch der Busse in unserer Gemeinde bewegen wir uns jetzt weiter in Richtung Klimaschutz. Die neuen Fahrzeuge sind besser für die Umwelt und werden hoffentlich viele Fahrgäste sicher und sauber von A nach B bringen“, sagte Henstedt-Ulzburgs Bürgermeisterin Ulrike Schmidt.

Claudius Mozer, Geschäftsführer der Südholstein Verkehrsgesellschaft (SVG), sagte: „Der ÖPNV in Henstedt-Ulzburg wird massiv verbessert. So gehen Mobilitätswende, Energiewende, Klimaschutz.“

Claudius Mozer (SVG): Kreis Segeberg in Sachen E-Mobilität „landesweit vorn“

Im Innenraum eines neuen E-Busses: Andreas Korthaus (VHH-Betriebsleiter, links), Henstedt-Ulzburgs Bürgermeisterin Ulrike Schmidt (r.) und Claudius Mozer (Mitte, Geschäftsführer SVG Südholstein).
Im Innenraum eines neuen E-Busses: Andreas Korthaus (VHH-Betriebsleiter, links), Henstedt-Ulzburgs Bürgermeisterin Ulrike Schmidt (r.) und Claudius Mozer (Mitte, Geschäftsführer SVG Südholstein). © FMG | Claas Greite

Die SVG ist als Verwaltungsgemeinschaft zuständig für den öffentlichen Nahverkehr in den Kreisen Dithmarschen, Pinneberg und Segeberg. Und besonders im Kreis Segeberg, so Mozer, seien die Anstrengungen für einen klimaneutralen Nahverkehr vorbildlich: „Im ÖPNV im Kreis sind mittlerweile 30 E-Fahrzeuge unterwegs. Damit sind wir landesweit vorn.“

Die neuen E-Busse in Henstedt-Ulzburg sind der neueste Baustein eines Gesamtpakets, das im Dezember eingeführt wurde. Damals wurden Takte verdichtet und eben die neuen Linien 296 und 593 eingeführt, damit mehr Menschen auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen. Außerdem ging im Dezember in der Gemeinde das neue On-Demand-System „HVV Hop“ an den Start.

Seit Dezember gibt es in Henstedt-Ulzburg auch die On-Demand-Shuttle von HVV Hop

Es handelt sich um kleine, sechssitzige E-Autos, ganz ähnlich einem Londoner Taxi. Die Fahrzeuge, die früher schon für den Dienstleister „Ioki“ unterwegs waren, können seit Dezember mit der Smartphone-App von HVV Hop gerufen werden. Allerdings kann nur der Start- oder Endpunkt eine Privatadresse sein, um Konkurrenz zu den Taxis zu vermeiden. Der Shuttle-Dienst ist beispielsweise für Fahrten zum Arzt oder zur Rückfahrt von einer Party gedacht.

Bei der Übergabe der neuen E-Sprinter wurde auch eine Bilanz des bisherigen HVV Hop-Betriebs in Henstedt-Ulzburg gezogen. „Die Nachfrage ist sehr, sehr gut angesprungen, auch im Vergleich zu Ahrensburg und Harburg, wo die Fahrzeuge auch unterwegs sind“, sagtte Claudius Mozer.

Bilanz: Angebot werde sehr gut angenommen, es gab bisher rund 7000 Fahrgäste

Diese On-Demand-Shuttl von  „HVV Hop
Diese On-Demand-Shuttl von „HVV Hop" sind seit Dezember in Henstedt-Ulzburg unterwegs. © FMG | Claas Greite

In Zahlen: Mehr als 7000 Fahrgäste haben die Shuttles in Hestedt-Ulzburg bisher genutzt, es wurden rund 25.000 Passagierkilometer zurückgelegt und die Pünktlichkeitsquote lag bei 97,4 Prozent. Außerdem haben mehr als 86 Prozent der Fahrgäste ihre Fahrt mit der vollen Punktzahl von fünf Sternen bewertet.

Die neuen E-Busse werden nun auf den Linien 296 und 593 im gewohnten Takt (alle 20 bis 40 Minuten) zu den gewohnten Zeiten unterwegs sein. Allerdings gibt es einige Verbesserungen. Die neuen Busse sind barrierefrei, sie verfügen über eine Rampe sowie eine Sondernutzungsfläche für Rollstühle oder Kinderwagen. Außerdem können wieder Fahrscheine beim Busfahrer gekauft werden. In den Diesel-Bussen, die für den dreimonatigen Einsatz nun geleast worden waren, war das nicht möglich.

Linie 296: Zu Schul-Kernzeiten wird mit großen Bussen verstärkt

Wie bisher, werden auf der Linie 296 nicht ausschließlich die Minibusse unterwegs sein. „Zu den Schul-Kernzeiten verstärken wir weiterhin mit großen Bussen. Das wäre allein mit den E-Sprintern nicht zu bewältigen“, sagt VHH-Betriebsleiter Andreas Korthaus.

20 Sitz- und sechs Stehplätze bieten die E-Busse vom Typ VDL MidCity Electric. Der niederländische Hersteller VDL hat sie, auf der Basis eines Mercedes Sprinters, gebaut. Antrieb und Aufbau des 5,5 Tonnen schweren Fahrzeugs, das pro Stück rund 240.000 Euro kostet, stammt von VDL. Die Reichweite der Autos beträgt 130 Kilometer.

Quicborner Energieversorger HanseWerk baute die Ladesäulen für die E-Busse

Und hier noch mal in voller Schönheit: einer der neuen E-Sprinter von VDL.
Und hier noch mal in voller Schönheit: einer der neuen E-Sprinter von VDL. © FMG | Claas Greite

Sieben Fahrzeuge sind nun in Henstedt-Ulzburg stationiert. „Sechs sind im Einsatz, ein Fahrzeug ist Ersatz“, so Andreas Korthaus. Ihren Standort haben die Busse im Gewerbegebiet. Dort musste nämlich extra eine Lade-Infrastruktur geschaffen werden, in Form von vier Schnellladesäulen mit acht Ladepunkten. Dort können die Busse innerhalb von zwei Stunden voll geladen werden.

Der Energieversorger HanseWerk AG hat die Ladesäulen gebaut und ist auch Stromversorger für die Busse. Das Unternehmen mit Sitz in Quickborn, das sich mehrheitlich im Besitz von E.ON befindet, stellt auch die Ladesäulen für VHH-Elektrobusse in Schwarzenbek und Bargteheide, die dort jetzt ebenfalls an den Start gehen.

VHH Henstedt-Ulzburg: Erst einmal ist die Finanzierung bis 2024 gesichert

Möglich werden diese Investitionen auch durch ein vom Bund gefördertes Projekt mit dem etwas sperrigen Titel „ÖVer.KAnT“ („Stärkung des Öffentlichen Verkehrs. Kreisübergreifende Angebotsoffensive zum Ausbau und zur Schaffung eines metropolitanen Stadt-Land-Taktes“).

Die HVV-Partnerkreise Segeberg, Pinneberg, Stormarn und Herzogtum Lauenburg hatten sich gemeinsam erfolgreich beworben und insgesamt 16 Millionen Euro in die Region geholt. Auf das ÖPNV-Paket in Henstedt-Ulzburg, zu dem auch die E-Busse gehören, entfallen rund 2,6 Millionen Euro. Der Förderzeitraum läuft erst einmal bis 2024.