Kisdorf. Von rissigen Händen hatte der Senior aus Kisdorf genug. Was er bei der Herstellung von Hygieneprodukten anders macht.

Rentner, das sind ältere Herren, die viel im Garten arbeiten, sich um ihre Enkel kümmern und nachmittags Kreuzworträtsel lösen – so lautet ein weit verbreitetes Klischee. Auf den 78 Jahre alten Detlef Schümann trifft das nicht zu.

Der Senior aus Kisdorf, der, wie er es selbst sagt, „ein paar Jahre Rentner gespielt hat“, ist beruflich noch einmal durchgestartet. Er hat eine Firma, Neudeutsch Start-up, gegründet: Bio4Us produziert und vertreibt nachhaltige Hygieneprodukte.

Kreis Segeberg: Neuanfang mit 78 – Rentner gründet Start-up

In einem Einfamilienhaus in einem Kisdorfer Wohngebiet lebt Schümann mit seiner Ehefrau. Eine Treppe direkt neben der Eingangstür führt in seine kleine Werkstatt im Keller. Links auf einer Kommode liegen Etiketten, daneben stehen Kanister mit verschiedenen Flüssigkeiten. Auf einem kniehohen Tisch stapeln sich Flaschen, die von Detlef Schümann etikettiert und befüllt werden. Der 78-Jährige ist einziger Mitarbeiter in seinem Betrieb.

So sieht es im Keller von Detlef Schümann aus: Auf einer Kommode stapeln sich Etiketten, daneben stehen Kanister.
So sieht es im Keller von Detlef Schümann aus: Auf einer Kommode stapeln sich Etiketten, daneben stehen Kanister. © FMG | Clara Brandt

Bio, vegan und nachhaltig ist die Devise seines Ein-Mann-Betriebes, den er 2019 gegründet hat. Begonnen hatte er mit einer Serie von Reinigungsmitteln. Daraus entstand jetzt die Idee, Produkte für die Hygiene im Haushalt zu entwickeln, die er unter der Marke biofekt verkauft.

Detlef Schümann ist gelernter Kunststofftechniker

Bis zu seinem 72. Lebensjahr arbeitete Schümann als Kunststofftechniker unter anderem bei Unilever und Schülke & Mayr in Norderstedt. „Mein Ziel war es damals schon, neue Dinge zu entwickeln, und das setzt sich bis heute fort“, sagt Schümann.

Und was hat ihn dazu gebracht, als Rentner eine Firma zu gründen? Der Anstoß sei gewesen, dass er nach Arbeiten im Haushalt regelmäßig kaputte Hände und spröde Haut gehabt habe. Irgendwann versuchte er, selbst ein Produkt zu entwickeln, das einerseits hautverträglich ist, und das andererseits Viren und Bakterien abtötet. Mittlerweile hat der Kisdorfer verschiedene Hygienemittel entwickelt, die von zwei Instituten – unter anderem dem Fresenius Institut – zertifiziert wurden.

Naturnahe Produkte sind für Schümann das A und O

Schümanns Leitgedanke ist, Produkte zu erzeugen, die möglichst naturnah und biologisch sind. Deshalb kommt Citrus Limon zum Einsatz, ein Stoff, der aus Bio-Zitronen gewonnen wird. Bei der Verpackung setzt der 78-Jährige auf Nachhaltigkeit – seine Plastikflaschen bestehen aus recycelten Materialien. Seine Produkte können in Privathaushalten, aber auch in Kitas, Schulen und Pflegeheimen eingesetzt werden. Schümann betont: „Deshalb lege ich großen Wert auf dermatologische Verträglichkeit.“

Das Lager für die versandfertigen Produkte befindet sich, nur ein paar Schritte vom Schümannschen Einfamilienhaus entfernt, auf der anderen Straßenseite auf dem Gelände eines Landwirts. In einer Art Abstellkammer befinden sich dort Kartons voll mit den Hygieneprodukten, die darauf warten, versendet zu werden.

Kisdorf: Schümanns Produkte gibt es momentan nur online

Während der Hochzeit der Corona-Pandemie konnten die Hygieneprodukte bei Edeka in Kaltenkirchen und Umgebung erworben werden. Zurzeit gibt es die Produkte made in Kisdorf nur im Onlineshop. Die Produkte sind nicht wirklich günstig. Das Hand-Hygiene-Gel und das Hygiene-Spray kosten 4,49 Euro pro 50 ml. Die Hygiene-Handwaschlotion ist für 6,79 Euro für 250 ml zu erwerben.

„Ich bin momentan in Gesprächen mit Händlern, die meine Produkte eventuell in ihr Sortiment aufnehmen wollen, dann wäre ich auch bereit, meine Produkte günstiger anzubieten“, betont Schümann, der dringend Unterstützung für seinen Ein-Mann-Betrieb sucht. „Ich habe ein Produkt mit Potenzial, aber bei der Vermarktung tue ich mich noch schwer. Jemand, der sich mit Social Media auskennt, wäre wichtig“, sagt der Senior.

Kreis Segeberg: Das Start-up des Rentners entwickelt sich weiter

An Ideen mangelt es dem Kisdorfer im Übrigen nicht: In Planung ist ein Refill-Tetrapack aus Karton, um die Nutzung von Plastik zu vermeiden und den Kunden das Umfüllen zu erleichtern. Außerdem tüftelt er an einem Schutzspray für die Nase gegen Erkältungen und an einer Creme gegen Neurodermitis, die er zur Zeit testet. Ob er mit diesen Produkten Erfolg hat, steht noch nicht fest, doch Schümann gibt sich optimistisch: „Ich gebe nie auf!“

www.biofekt.shop