Kreis Segeberg. Die Arbeitslosenzahl im Kreis Segeberg liegt im Vergleich zum Februar 2022 um 10,2 Prozent höher. Das ist der Hauptgrund.

Nähert sich der Winter auch auf dem Arbeitsmarkt im Kreis Segeberg bereits einem Ende? Zumindest deuten die Daten zum Februar darauf hin.

478 Menschen gingen im vergangenen Monat aus der Arbeitslosigkeit in eine Beschäftigung, dies sind 147 mehr als im Vormonat. Außerdem erreichten den Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter mehr Personalnachfragen – die Stellenzugänge sind zum Januar spürbar gestiegen. Arbeitskräfte aus den fertigungstechnischen Berufen wie etwa Maschinenbauer oder Elektroniker, den Verkehrs- und Logistikberufen wie Berufskraftfahrer und den Bauberufen waren wieder stärker gefragt.

Arbeitslosigkeit: Wie der Ukraine-Krieg den Arbeitsmarkt im Kreis beeinflusst

„Der Winter ist noch nicht vorbei, eine saisonale Trendwende wird jedoch absehbar“, sagt Thomas Kenntemich, Leiter der Agentur für Arbeit Elmshorn. Die Arbeitsagentur registriere weniger Freisetzungen und mehr Einstellungen als im Januar. „Witterungsabhängige Branchen suchen bereits wieder Personal. Viele wirtschaftliche Risiken bleiben, dennoch ist der Arbeitsmarkt solide durch den Winter gekommen“, sagt Kenntemich weiter.

Es gab im vergangenen Monat nur noch einen geringen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosenzahl ist zum Vormonat um 64 Personen oder 0,8 Prozent gestiegen. Damit waren im Februar 7604 Menschen im Kreis Segeberg arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat liegt die Zahl allerdings um 706 Personen (10,2 Prozent) höher. Der Hauptgrund für diese deutliche Zunahme liegt laut der Arbeitsagentur Elmshorn in den Auswirkungen des Ukraine-Krieges und der humanitären Aufnahme der Geflüchteten.

Ukrainerinnen müssen sich häufig um Kinder kümmern

Seit Juni letzten Jahres registrieren sich die ukrainischen Kriegsgeflüchteten beim Jobcenter. Die Beratung, Betreuung und finanzielle Sicherung hatte der Gesetzgeber ganzheitlich in die Hände der Jobcenter gegeben. Aktuell sind 627 Ukrainerinnen und Ukrainer beim Jobcenter Kreis Segeberg als Arbeitslose gemeldet.

Viele Geflüchtete befinden sich derzeit noch in Sprachkursen und Qualifizierungen oder müssen noch die Wohnsituation oder Kinderbetreuung sicherstellen. Dreiviertel aller ukrainischen Geflüchteten sind Frauen, häufig in Begleitung von betreuungspflichtigen Kindern. Manchmal sind auch schwerwiegende gesundheitliche Fragen wie zum Beispiel Traumata noch zu behandeln. Aktuell werden insgesamt 1278 erwerbsfähige ukrainische Staatsangehörige vom Jobcenter Kreis Segeberg unterstützt.

Arbeitslosigkeit: Bisher nahmen nur 55 Geflüchtete Erwerbstätigkeit auf

Die Arbeitsaufnahme bleibt bislang noch die Ausnahme. 55 Geflüchtete haben bisher eine Erwerbstätigkeit aufgenommen. Immerhin 471 Ukrainerinnen und Ukrainer konnten eine Maßnahme beginnen. Besonders die Sprach- und Integrationskurse sind jedoch derzeit häufig ein Nadelöhr, wie die Arbeitsagentur Elmshorn erklärt. 397 Personen haben sich abgemeldet, ohne dass deren beruflicher Verbleib bekannt ist – hierunter fallen Rückgange ins Heimatland, Umzüge oder Nichterwerbstätigkeit.

„Die Menschen haben wir aus humanitären Gründen aufgenommen, nicht damit sie unser Fachkräfteproblem lösen“, betont Thomas Kenntemich. Viele von ihnen würden jedoch in Deutschland bleiben und könnten zu wertvollen Arbeitskräften für den Kreis Segeberg werden. „Dazu müssen wir ihnen auch einen guten beruflichen Start ermöglichen. Die Deutschkenntnisse sind dabei vorrangig wichtig, aber auch die Anerkennung der ausländischen Schul- und Berufsabschlüsse sowie die Anpassung der Berufskenntnisse an unsere Erfordernisse. Wenn wir über längere Sicht denken und gemeinsam handeln, werden alle davon profitieren“, meint Kenntemich.