Henstedt-Ulzburg. Kommunalwahl: Partei will bis zu 20 Prozent erreichen. Mit welchen Ideen sie die Bürgerinnen und Bürger überzeugen möchte.

Es ist die direkte Folge einer politischen Machtverschiebung der letzten Jahre in Henstedt-Ulzburg. In diesem Jahr werden Bündnis 90/Die Grünen in ihrer jetzigen Form tatsächlich erstmals an einer Kommunalwahl teilnehmen. Denn als die Bürgerinnen und Bürger 2018 dazu aufgerufen waren, ihr Ortsparlament zu wählen, gab es den Ortsverband noch gar nicht.

Doch im Laufe der Legislaturperiode brach die bis dahin stärkste Fraktion, die WHU, auseinander, es formten sich die Grünen, die aktuell fünf Sitze haben. Es war ein Comeback, denn es gab bereits einmal in den 1990er-Jahren eine Fraktion – aber mit komplett anderen Personen.

Henstedt-Ulzburg: Verkehr, Bauen, Klima – das wollen die Grünen verändern

Heute sind Ute Kubath und Hauke Welp Sprecherin und Sprecher des Ortsverbands, Anja Hampel führt die Liste der Direktkandidatinnen und -kandidaten an. Ein Problem, Personen hierfür zu finden, habe es nicht gegeben, sagen sie. Die ungeraden Plätze gingen an Frauen, die geraden waren offen für Bewerbungen.

„Uns ist wichtig, dass es ein positives Wahlprogramm ist, dass wir produktiv an die Sachen herangehen. Wir versuchen nicht, Dinge zu verhindern“, sagt Hauke Welp. Zehn bis 20 Prozent peilen die Grünen an. Die Themenfelder sind die üblichen: Klimaschutz, Umwelt und Natur, Bauen und Wohnen, Familie und Soziales, Gewerbe, Katastrophenschutz. Doch es gibt eine Reihe von Ansätzen, mit denen sich die Partei abgrenzen will.

Bekannt ist: Mittlerweile stimmen sie der Ostküstenleitung so zu, wie sie aktuell geplant ist. Also als Erdkabel im Düker-Verfahren durch die Gemeinde, statt darauf zu pochen, dass der Verlauf der Stromtrasse an einer späteren Autobahn 20 sein müsse. Die politischen Gegner im Ort haben diese Einstellung kritisiert, warfen den Grünen vor, auf Geheiß aus Kiel zu handeln.

Grüne fordern: Keine weiteren Flächen versiegeln

Neben der Energiewende soll beim Klimaschutz gelten: Neue Baumaßnahmen werden erst beschlossen, wenn bisher nicht umgesetzte Ausgleichsflächen realisiert sind. „Ausgleichsflächen sind oft außerhalb von Henstedt-Ulzburg. Das muss ein Ende haben“, sagt Anja Hampel, die auf Platz eins der Liste steht. Die Forderung: Entsprechende Pflanzungen müssen auf den Flächen geschehen, wo gebaut wird.

Gemeindevertreterin Verena Grützbach ergänzt: „Wir müssen lernen, in Kreisläufen zu denken. Die Regenwasser-Versickerung wird in Zukunft ganz wichtig werden.“ Man solle daher nicht bloß neue Kanalisationen mit größeren Rohren bauen, warnt sie. „Wir schaffen immer nur neue Probleme.“ Auch bei Gewerbeflächen müsse dies höchste Priorität haben. „Wir sind dafür, dass sich Gewerbe ansiedelt. Aber wir wünschen keine Flächenversiegelung über den aktuellen Bestand hinaus.“

Grüne in Henstedt-Ulzburg: Eine Baumallee entlang der Hamburger Straße?

Entlang der Hamburger Straße schlagen die Grünen vor, eine Baumallee zu schaffen. Doch was ist mit dem Verkehr, dem Dauerstau? Hauke Welp: „Wie denke ich Nachhaltigkeit? Wenn wir auf die Verkehrswende gucken: Benziner durch E-Autos zu ersetzen, ist nicht nachhaltig. Es geht nicht nur um saubere Autos, sondern um die gesamte Infrastruktur in Henstedt-Ulzburg. Also, dass nicht alles auf das Auto zugeschnitten ist.“

Er sagt: Die Straße sei nicht nur durch intelligentere Ampelschaltungen zu entlasten. „Wir schaffen es mit weniger Autos. Wir müssen die dezentrale Nahversorgung fördern.“ Die „15-Minuten-Stadt“, dieser Grundgedanke soll auch für Henstedt-Ulzburg gelten. Also: Alles innerhalb einer Viertelstunde zu Fuß oder mit dem Rad erledigen zu können.

Ein Minuspunkt für viele Menschen ist die schmucklose Ortsmitte: Der Europagarten macht wenig her, vor dem CCU gibt es einen Parkplatz, vor dem Rathaus ist alles grau in grau und versiegelt. Auch diese Diskussion um mehr Farbe im Zentrum wollen die Grünen führen – mit dem Ziel einer Umgestaltung. Anja Hampel: „Die Gemeinde hat gesagt: Es geht nicht wegen der Tiefgarage. Aber wenn wir wollten, würde eine Menge gehen.“