Norderstedt. Immer wieder werden Menschen auf offener Straße ausgeraubt. Kurios: Im aktuellen Fall fehlen von Täter und Opfer jede Spur.

Die Serie der Überfälle in Norderstedt reißt nicht ab. Unbekannte beraubten am Mittwochabend einen Mann am Herold-Center. In den vergangenen Monaten war es in der Stadt immer wieder zu Raubdelikten gekommen. Viele Bürger fragen sich, ob eine Bande dahinter steckt.

In dem Fall vom Mittwoch sucht die Polizei nicht nur die Täter, sondern auch das Opfer. Am Mittwoch gegen 19.30 Uhr meldete sich ein Unbekannter beim Polizeirevier an der Europaallee und berichtete, er sei wenige Minuten zuvor an der Berliner Allee beraubt worden.

Polizei Norderstedt: Erneut Raubüberfall – Kriminelle machen Norderstedt unsicher

Zwei oder drei junge Männern sollen dem Mann am Übergang vom Herold-Center zum Parkhaus das Handy geraubt haben. „Da die Täter noch in der Nähe sein sollten, verließen mehrere Beamte zu Fuß die Dienststelle“, sagte Polizeisprecher Lars Brockmann.

Der Unbekannte folgte den Polizisten, um den Beamten den Tatort zu zeigen. Danach schickten die Einsatzkräfte ihn zurück zum Revier, um dort eine Anzeige zu erstatten. Doch der Mann meldete sich nicht mehr bei der Polizei. Die Fahndung nach den Tätern verlief ergebnislos. Die Männer sollen etwa 18 Jahre alt und gewesen sein. Einer von ihnen ist schlank, hat blonde Haare und trug eine auffällig gelbe Jacke. Ein Zweiter sollte athletisch gebaut sein und war dunkel gekleidet.

Herold-Center und Norderstedt-Mitte sind die Tatorte

Gibt es zwischen dieser Tat und den voran gegangenen einen Zusammenhang. Wohl nicht, meint die Polizei. „Derzeit liegen keine Hinweise auf eine Serie vor“, sagte Polizeisprecher Brockmann. Zu unterschiedlich sind die Beschreibungen der Täter und ihr Vorgehen.

„Mögliche Zusammenhänge werden generell immer geprüft. Allerdings können wir derzeit noch keinen eindeutigen Zusammenhang herstellen“, sagte er. Auffällig ist lediglich, dass es im Bereich des Herold-Centers und in Norderstedt-Mitte seit Jahren immer wieder zu Delikten kommt. Täter sind häufig Jugendliche und Heranwachsende. Dazu gehören auch Intensivtäter, die der Ermittlungsgruppe Jugend der Norderstedter Kripo bekannt sind.

Täter sind häufig jugendliche Heranwachsende

Die Ermittlungsgruppe untersucht auch den Überfall am Dienstagmorgen. Zu dem Raub auf die Spielhalle an der Ulzburger Straße in Höhe des Glashütter Wegs kam es am frühen Morgen. Um 3.42 Uhr betrat der Täter die Räumlichkeiten, bedrohte eine Angestellte mit einer Schusswaffe und forderte Bargeld. „Nachdem sich die Mitarbeiterin in den geschützten Kassenbereich flüchten konnte, verließ der Täter ohne Beute die Spielhalle und floh in unbekannte Richtung“, teilte die Polizei mit.

Der Unbekannte ist mit 1,60 Meter auffällig klein und schlank. Er war vollständig schwarz gekleidet und hatte sein Gesicht verdeckt. Unmittelbar nach dem Täter verließen zwei weitere, bislang unbekannte Kunden die Spielhalle.

Überfall beim Gassigehen – Opfer schlug den Täter

„Bei ihnen dürfte es sich um wichtige Zeugen handeln“, sagte Polizeisprecher Lars Brockmann. Die Norderstedter Polizei setzte zur Fahndung mehrere Streifenwagen ein, doch die Suche verlief ergebnislos. Schauplatz eines Raubs am Montag war die Bahnhofstraße. Gegen 8 Uhr sprach dort ein Unbekannter einen Fußgänger an, der mit seinem Hund unterwegs war. Der Täter fragte nach Zigaretten. Als sein Opfer darauf nicht reagiert, zog der Mann ein Messer und forderte Geld und das Handy.

Außerdem trat der Täter nach dem Hund. Daraufhin verteidigte der Fußgänger sein Tier und schlug den Tätern, der mit zwei Begleitern in Richtung Schweriner Straße flüchtete. „Der Geschädigte und dessen Hund blieben nach vorläufiger Einschätzung unverletzt“, teilte die Polizei mit.

Sechsköpfige Bande bedroht zwei Minderjährige mit Messer

Die drei Männer sind etwa 20 Jahre alt. Der Täter ist zwischen 1,70 und 1,80 Meter groß und kräftig. Er war mit einer Jeans, einer dunklen Jacke und abgenutzten Sneakern bekleidet. Der Mann hat schwarze Haare und einen Dreitagebart. Seine Begleiter trugen dunkle Trainingsanzüge, habe dunkle Haare und ebenfalls Dreitagebärte.

Am Freitag wurden ein Junge und ein Mädchen im Alter von nur 14 und 15 Jahren am Herold-Center von einer Bande ausgeraubt. Es passierte am Freitagabend, gegen 20.40 Uhr, als die beiden Jugendlichen auf der Coppernicusstraße am Herold-Center und neben dem gleichnamigen Gymnasium unterwegs waren. Wie die Polizei am Montag mitteilte, näherte sich plötzlich eine Gruppe aus sechs jungen Männern den beiden auf dem Gehweg.

Zuletzt wurde ein 19-Jähriger in der Nähe mit Reizgas angegriffen

Sie sollen den Jungen und das Mädchen dann eingekreist haben. Anschließend soll einer der Männer ein Messer hervorgezogen, die beiden Jugendlichen damit bedroht und sie dann durchsucht haben. Der Täter nahm den eingeschüchterten Opfern Schmuck, Unterhaltungselektronik, eine Jacke und Geld ab.

Laut Polizei soll die unbekannte Bande dann in einen schwarzen Kleinwagen gesprungen und damit in Richtung Marommer Straße geflohen sein. Die Opfer sagten aus, dass die Täter etwa 20 Jahre alt gewesen sind, sie waren offenbar mit durchschnittlich ungefähr 1,70 Meter Größe eher klein und durchweg schlank. Alle trugen dunkle Kleidung.

Der letzte Überfall, nicht weit vom aktuellen Tatort entfernt, ist gerade zehn Tage her. Zwei Jugendliche haben in Norderstedt am 12. Januar einen 19-jährigen Mann überfallen. Die Täter sprühten ihrem Opfer Reizgas ins Gesicht, durchsuchten ihn nach Wertsachen und flohen schließlich unerkannt und ohne Beute.

17-Jähriger Intensivtäter überfiel mehrere Tankstellen

Nach mehreren bewaffneten Raubtaten auf Tankstellen und eine Spielhalle im Norderstedter Stadtgebiet wurde am 28. November 2022 ein 17-jähriger Intensivtäter vorläufig festgenommen. Der Jugendliche hatte an den Tatorten jeweils mit einer Schreckschusswaffe geschossen.

Ein Ausbruch extremer Gewalt, der Norderstedt erschütterte, ist auch längst noch nicht vergessen: Anfang August wurde ein 26 Jahre alter Norderstedter auf dem ZOB Garstedt offenbar grundlos verprügelt und so schwer verletzt, dass er tagelang in Lebensgefahr schwebte. Der mutmaßliche Täter, ein 17-Jähriger aus Hamburg, sitzt inzwischen in Untersuchungshaft.

Die Norderstedter Polizei reagierte mit Kontrollen im Bereich der U- und Busbahnhöfe und des Herold-Centers, etwa am 18. November 2022. Dabei wurden erschreckende Ergebnisse erzielt: Einige Jugendliche und junge Erwachsene wurden mit Spring- oder Küchenmessern angetroffen, ebenso hatten sie Drogen dabei. Entweder für den Handel oder den Eigengebrauch.

Hinweise zu den aktuellen Fällen nimmt die Polizei unter 040/528060 entgegen.