Norderstedt. Die Ähnlichkeit mit Harry Potter will der Norderstedter Tim Simon nicht verbergen. Auch die Talente der beiden jungen Männer sind gleich: Sie können zaubern. Jedenfalls könnte man es fast glauben. Tim Simon gelingt es, die Illusion zu erzeugen, dass aus großen Münzen plötzlich kleine werden, dass Brieftaschen in Flammen aufgehen und dass es aus seinen Händen schneit. Auf der Bühne sieht es wie Zauberei aus, auch wenn er in Wahrheit solides Magierhandwerk mit einer unterhaltsamen Show verbindet.
Dass er fast zaubern kann, will der 16-Jährige jetzt einem größeren Publikum zeigen. Tim Simon geht auf Tournee. Schon seit Jahren hat er bei kleineren Veranstaltungen und Firmenfeiern die Welt der Illusionen präsentiert. Jetzt plant er ein Programm von 90 Minuten und probt seit Wochen fleißig in einer Lagerhalle an der Oststraße. Im Oktober soll die Tournee und damit vielleicht auch der Beginn einer großen Karriere als Illusionskünstler starten.
Den Spaß am Zaubern entdeckte Tim Simon mit sieben Jahren
„Ich möchte auf die Bühne“, sagt Tim über seinen Lebenstraum. Die Bretter, die angeblich die Welt bedeuten, kennt er schon seit Jahren. Seit 2010 gehört der Norderstedter zum Ensemble des Norderstedter Theaters Pur, im vergangenen Jahr spielte Tim beim Weihnachtsmärchen die Hauptrolle des Kalle Blomquist. Selbstbewusstsein, Mut und Reife – diese Talente hat der junge Magier mit dem gewitzten Potter-Lächeln auf der Bühne gelernt und kann sie jetzt bei seinem Solo-Programm einsetzen.
Den Spaß am Zaubern entdeckte Tim im Alter von sieben Jahren, als er Weihnachten einen kleinen Zauberkasten geschenkt bekam. Schnell entdeckte er die kleinen Tricks, Illusionen zu erzeugen. Schon damals wusste er scheinbar vorher, welche Spielkarte seine Mutter aus einem Stapel herausziehen würde. Als dann in der Schule ein Hobbyzauberer auftrat und Tim verstand, dass Zauberei noch spannender sein kann als die Utensilien aus einem kleinen Kasten für Kinder, begann er sich ausführlich mit der Magie zu beschäftigen. Von seinem Taschengeld ging er online in einem Zauberladen einkaufen. Jetzt konnte er schon kleine Schwämme wie von Zauberhand über Tische und Schultern wandern lassen. Irgendwann entwickelte sich der kleine Zauberlehrling zum Profi.
Scheinwerfer beleuchten die kleine Bühne in der Lagerhalle, ein Beamer projiziert Bilder auf eine Leinwand. Tim trägt sein Mikrofon als Headset und tritt komplett in den Farben Schwarz und Weiß auf: weiße Schuhe und ein weißes T-Shirt, dazu schwarze Hose und ein schwarzes Sakko. Dazu trägt Tim eine Brille – wie einst Harry Potter. „Ich habe fast alle Filme gesehen“, sagt Tim über den berühmtesten Zauberer der Welt.
„Das ist ambitioniert“, haben Tims Kollegen über das Projekt des jungen Norderstedters gesagt. In der Zaubererszene wird der Norderstedter zunehmend ernst genommen, auch wenn er erst 16 ist. Tim weiß, dass es klappen kann. Genau wie sein Vater Tilo Guckuk, der bei jeder Probe als Berater dabei ist, sich um die Technik kümmert und selbst gelernt hat, dass ein Mensch seine künstlerischen Talente ausleben sollte. Guckuk ist Musiker und Schlagzeuglehrer. „Ich bin wahnsinnig stolz auf meinen Sohn“, sagt er und fügt hinzu: „Meine Frau auch.“
Wie kann es sein, dass aus einem Löffel eine Gabel wird?
Doch vor der großen Karriere kommen die Pflichten; darüber sind sich Vater und Sohn einig. Tim hat seinen Mittleren Schulabschluss in diesem Sommer absolviert und wird eine Ausbildung als Mediendesigner beginnen. Das erworbene Wissen in seinem erlernten Beruf wird auch dem Unterhaltungskünstler Tim Simon nützen.
Er verspricht eine moderne, multimediale Show ohne Frack und Zylinder und Kaninchen. Was vorn auf der Bühne passiert, kann auch der Zuschauer in der letzten Reihe dank moderner Videotechnik sehen.
„Ich setze auf eigene Ideen“, sagt Tim selbstbewusst und verspricht eine Mischung aus Comedy und Zauberei. Das Programm wird „Die 5. Dimension – träume mit offenen Augen“ heißen. „Ich bin Beiwerk“, sagt Tim über sein Konzept. „Das Wunder entsteht im Kopf.“
Jedenfalls bei den meisten Zuschauern, die Zauberei genießen. Doch Tim kennt auch die andere Fraktion, die schnell zum Besten gibt, genau zu wissen, wie ein Trick funktioniere. Tims trockener Kommentar dazu: „Die liegen fast immer falsch.“ Wie kann es auch sein, dass plötzlich ein Tisch durchs Publikum schwebt, ein Löffel sich in eine Gabel verwandelt und aus fünf Euro 100 werden? Das weiß nur Tim, und er verrät es nicht. Das verbietet die Ehre des Zauberers.
Wie sieht der große Traum aus? „Nein, nicht Las Vegas“, sagt Tim und lacht. Wenn er von Norderstedt aus auf die Bühnen Deutschlands kommt, ist das für den jungen Künstler ein großer Erfolg.
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