Norderstedt. Der Tisch schwebt tatsächlich. Langsam haben sich die Beine vom Wohnzimmerteppich angehoben. Sachte bewegt sich das Möbelstück hin und her. Ben ist völlig perplex. Vergeblich sucht der Star aus dem Kindersender Kika nach Fäden, die den Tisch ohne Bodenhaftung in der Höhe halten„Ist ja krass!“ sagt Ben und kann kaum glauben, welches Kunststück Tim Simon vor seinen Augen vollbringt, ohne dass der TV-Mann mit dem unvermeidlichen Cap den Trick versteht.
Zweimal muss der Tisch fliegen. Dann sind auch die Kameraleute Jörn Schulz und Ben Pawlowski zufrieden. Die Männer einer Hamburger TV-Produktionsfirma haben die Aufnahmen im Kasten, die sie brauchen, um Kinder zu beeindrucken. Am Sonntag, 14. Mai, zeigt Ben im Kinderkanal, welche unglaublichen Tricks der 14-jährige Tim beherrscht und dass er auch vor der Kamera souverän auftreten kann. Die Sendung Kika Live beginnt um 20 Uhr.
„Verrätst du mir den Trick?“, fragt Ben verschwörerisch vor laufender Kamera den Schüler des Coppernicus-Gymnasiums, nachdem der Tisch wieder auf dem Teppich steht. Tim bleibt cool, setzt sein Pokerface auf, rückt seinem prominenten Gesprächspartner ebenfalls langsam ans Ohr heran und flüstert ganz leise: „Nein!“
Die Eltern schauen bei den Dreharbeiten zu
Noch nie habe er einen Zaubertrick verraten, sagt Tim, der sich auf seiner Homepage Timagic nennt und sich bei Kika Live für die Dreharbeiten beworben hat. Für den Schüler ist es der erste professionelle Fernsehauftritt. Bislang war er nur einmal im örtlichen Lokalfernsehen „Noa 4“ zu sehen. Doch Tim steht und spricht vor der Kamera, als stünde er jeden Abend auf der Bühne.
Die Arbeit in der Jugendgruppe des Norderstedter Theaters Pur habe ihm diese Selbstsicherheit gegeben, vermuten seine Eltern Sabine Simon und Tilo Guckuk, die vom Esstisch aus die Dreharbeiten beobachten. Zwei Kameraleute, ein Techniker, Redakteurin Anna Leistner, Ben und Tim stehen im Wohnzimmer und arbeiten gemeinsam für das zehn Minuten lange Porträt des jungen Norderstedters. Klamauk und Stühlerücken ist erlaubt. Nur eines nicht: Alle mussten an der Haustür die Schuhe ausziehen. Ben steht auf Socken auf dem Teppich, die Mütze darf er aufbehalten.
Den Spaß am Zaubern entdeckte Tim im Alter von sieben Jahren, als er zu Weihnachten einen kleinen Zauberkasten geschenkt bekam. Schnell entdeckte er die kleinen Tricks, Illusionen zu erzeugen. Schon damals wusste er scheinbar vorher, welche Spielkarte seine Mutter aus einem Stapel herausziehen würde.
Als dann in der Schule ein Hobbyzauberer auftrat und Tim verstand, dass Zauberei noch spannender sein kann als die Utensilien aus einem kleinen Kasten für Kinder, begann er sich ausführlich mit der Magie zu beschäftigen. Von seinem Taschengeld ging er online in einem Zauberladen einkaufen. Jetzt konnte er schon kleine Schwämme wie von Zauberhand über Tische und Schultern wandern lassen. Inzwischen bessert Tim sein Taschengeld mit dem Hobby auf, trat beim Wedeler Hafenfest, im Norderstedter Stadtpark und auf Familienfeiern auf und kann sich vorstellen, später als Alleinunterhalter zu arbeiten. „Wir unterstützen das gern“, sagt seine Mutter. An seinem ersten Soloprogramm arbeitet Tim bereits.
Wieder bekommt Kika-Star Ben keine Antwort
Ben ist schon wieder beeindruckt. Gemeinsam mit Tim hat er die neun Felder eines Tic-Tac-Toe-Spiels mit Kreuzen und Kreisen ausgefüllt. Dann zieht der 14-Jährige seine Jacke aus. Auf dem Rücken seines T-Shirts erscheint exakt die Anordnung, die beide vorher scheinbar zufällig mit Stift auf die Felder gezeichnet haben. Die Kamera zeigt erst das T-Shirt und dann Bens entgeistertes Gesicht. „Wie machst du das?“, fragt er. Und bekommt natürlich auch diesmal keine Antwort.
Fernsehredakteurin Anna Leistner ist besonders begeistert von dem fliegenden Tisch. „Der Tisch rockt“, sagt sie und ist sehr zufrieden mit der Professionalität, die der 14-Jährige ausstrahlt. Die wird er auch brauchen, wenn er demnächst bei den deutschen Jugendmeisterschaften der Zauberer antritt. Und bei seinem Auftritt im Dezember mit dem Jugendtheater Pur und dem Stück „Kalle Blomquist“.
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