Norderstedt

Holprige Schlaglochpiste: Segeberger Chaussee

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Andreas Burgmayer
Tiefe Löcher hat der intensive Verkehr auf der Segeberger Chaussee hinterlassen. Seit den 50er-Jahren wurde die Fahrbahndecke nicht mehr saniert

Tiefe Löcher hat der intensive Verkehr auf der Segeberger Chaussee hinterlassen. Seit den 50er-Jahren wurde die Fahrbahndecke nicht mehr saniert

Foto: Andreas Burgmayer

Sanierung der wichtigsten Ost-West-Verbindung des Kreises Segeberg stockt in Norderstedt. Politiker intervenierten bei Verkehrsminister

Norderstedt.  Wer das Norderstedter Ortsschild aus Richtung Osten kommend auf der Segeberger Chaussee passiert, reduziert die Geschwindigkeit umgehend auf die geforderten 50 km/h. Nicht etwa weil hier ein Blitzer lauert. Sondern weil die Fahrbahn derart holprig wird und mit Rissen und Löchern droht, dass einem bange wird um Reifen und Federung.

Die Segeberger Chaussee ist die einzige und wichtigste Ost-West-Tangente Norderstedts und die unliebsame Visitenkarte der Stadt. Ob die Norderstedter es wahr haben wollen oder nicht – viele Autofahrer kennen von Norderstedt nur diese zu vielen Tageszeiten drangvolle Bundesstraße 432. Der 1. Stadtrat und Baudezernent Thomas Bosse hat das mal so formuliert.

Sein Baudezernat wollte mit der Sanierung der Straße eigentlich schon 2017 im Bauabschnitt zwischen Fuchsmoorweg und Glashütter Kirchenweg weitermachen. Doch es passierte nichts. Und auch dieses Jahr wurde der Ausbau verschoben. „Der Grund für die Verzögerung der Bauarbeiten auf der Segeberger Chaussee ist eine zuletzt doch ziemlich intensiv geführte Meinungsverschiedenheit zwischen der Stadt Norderstedt und dem Landesbetrieb Verkehr“, sagt Mario Kröska, Fachbereichsleiter für den Straßenbau in der Stadtverwaltung.

Der Landesbetrieb Verkehr (LBV) ist für die B 432 zuständig, er übernimmt ja auch 80 Prozent der Baukosten, im jetzt anstehenden Bauabschnitt sind das 1,6 Millionen Euro, die Stadt Norderstedt zahlt 400.000 Euro. Der Streit zwischen Stadt und LBV entzündete sich an der Straßenbreite: Norderstedt wollte 50 Zentimeter weniger Fahrbahn und dafür mehr Rad- und Fußweg. Der LBV beharrte auf mehr Platz für den motorisierten Verkehr. Kröska und das Fachamt kämpften für die aus ihrer Sicht zeitgemäßere Planung – vergebens. „Es macht keinen Sinn, die Diskussion noch länger zu führen. Die Leute erwarten, dass was passiert auf der Straße“, sagt Kröska.

Losgehen soll es nun 2019. Dieses Jahr wird die Stadt lediglich wieder die heftigsten Schäden flicken. Und irgendwann folgt dann der letzte Bauabschnitt vom Hummelsbütteler Steindamm bis zum östlichen Ortsausgang. Doch es wird dauern, ehe das letzte Stück Schlaglochpiste saniert ist.

Katastrophenkreuzung in Tangstedt

Optimierungsbedarf an der Bundesstraße zwischen Norderstedt und Bad Segeberg sehen auch die anderen Kommunen entlang der Straße. Die FDP hat jetzt ihre guten Kontakte zum Parteifreund und Wirtschafts- und Verkehrsminister Bernd Buchholz genutzt, um das Thema B 432 in Kiel aufs Tapet zu hieven. Der liberale Landtagsabgeordnete Stephan Holowaty organisierte ein Treffen mit Staatssekretär Thilo Rohlfs und Vertretern des Landesbetriebes Verkehr im Kieler Ministerium. Dazu lud er fünf FDP-Kommunalpolitiker ein: Tobias Mährlein aus Norderstedt, Peter Larsson aus Tangstedt, Uta und Uwe Mette aus Itzstedt und Andreas Hüttmann aus Oering. Sie alle berichteten von den Problemen „des Nadelöhrs im Kreis Segeberg“. Mährlein warnte davor, dass die wichtige Straße leistungsfähig gehalten werden müsse, angesichts von vielen geplanten Wohn- und Gewerbeansiedlungen entlang der Ost-West-Achse und steigendem Verkehrsaufkommen.

Als „Katastrophenkreuzung“ bezeichnete der Tangstedter Larsson die Kreuzung der Hauptstraße mit der B 432. Der Verkehr staue sich an den Ampeln bis nach Tangstedt zurück, der als Schleichweg genutzte Puckaffer Weg sei hoffnungslos überlastet.

Der FDP-Ortsvorsitzende Uwe Mette und die frühere Bürgermeisterin der Gemeinde Itzstedt, Uta Mette, sehen die Abzweigung von der B 432 in Richtung A 7 und Bargfeld-Stegen in Kayhude als Engpass für den Nord-Süd-Verkehr, in Nahe werde die Bundesstraße zur Staufalle, weil nicht aufeinander abgestimmte Ampelschaltungen für riesige Staus zur Rushhour sorgen würden.

Der Oeringer Hüttmann sieht die Abzweigung von der Bundesstraße in seinen Ort überlastet durch zunehmenden Schwerlastverkehr. Wer zur dortigen Bushaltestelle wolle, habe Probleme, die Straße zu queren. Eine Ampelschaltung jedoch werde an der Stelle für mehr Probleme sorgen, weswegen Hüttmann die Führung der Buslinie bis nach Oering vorschlägt.

Im Ministerium nahm man die Kritik konstruktiv auf. Der Landesbetrieb werde 2019 die kritischen Bereiche auf der Bundesstraße 432 ausgiebig prüfen. „Wir sind deutlich vorangekommen“, resümierte Holowaty das Treffen. „Endlich können Themen regionsübergreifend bearbeitet werden, statt immer nur an den Gemeindegrenzen aufzuhören. Nur so kann eine Gesamtlösung für den gesamten Kreis Segeberg zustande kommen.“

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