Lions Club Alveslohe

Gelähmter 16-jähriger Kevin ist ein echter Kämpfer

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Burkhard Fuchs
Kevin Falk macht große Fortschritte im Reha-Zentrum in Pforzheim

Kevin Falk macht große Fortschritte im Reha-Zentrum in Pforzheim

Foto: Burkhard Fuchs / HA

Kevin Falk ist nach Unfall querschnittsgelähmt. Lions Club Alveslohe ruft zu Spenden auf, damit er optimal therapiert werden kann.

Alveslohe/Hemdingen.  Der Pfingstmontag 2014 war sein Schicksalstag – er veränderte das Leben von Kevin Falk dramatisch. Und das seiner Familie in Hemdingen (Kreis Pinneberg). Der damals 14-Jährige sprang an diesem heißen Juni-Tag vom Trampolin kopfüber in ein aufblasbares Planschbecken, das zu Hause im Garten stand. Dabei brach er sich den Halswirbel und ist nun querschnittsgelähmt. Seine jüngere Schwester, die den Unfall miterlebte, zog ihn bewusstlos aus dem Pool und rettete ihm das Leben, erzählt seine Mutter Nicole Falk. „Du bist mein Engel“, habe Kevin als Erstes zu seiner Schwester gesagt, als er wieder zu sich kam.

Die Diagnose der Ärzte war niederschmetternd. Kevin würde nie wieder laufen können, müsste künstlich beatmet werden, sei für immer ein Pflegefall, hieß es. Doch das wollten Mutter und Sohn nicht akzeptieren. „Er war immer so sportlich, ein talentierter Fußballer und Breakdancer. Kevin ist ein Kämpfer“, sagt die Mutter. Sie offenbar auch. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten André Noffke will sie für Kevin die bestmögliche medizinische Behandlung, damit er irgendwann wieder selbstständig leben kann.

Doch die Krankenkasse zahlt nicht die Therapie, die sie im Rehabilitationszentrum in Pforzheim gefunden hat, wo Kevin seit Jahresbeginn bis Ende März ständig von vier Krankengymnasten betreut wird und „unglaubliche Fortschritte“ macht, wie seine Mutter sagt. Doch die mehr als 50.000 Euro, die diese Therapie kostet, kann sie sich nicht leisten. Im Heimatdorf und durch den Lions Club Alveslohe, dem deutschlandweit ersten reinen Damen- Club der Lions, sowie den Lions Clubs in Norderstedt ist eine Welle der Hilfsbereitschaft in Gang gekommen. Bereits 40.000 Euro an Spenden sind zusammengekommen. „Dafür sind wir allen Helfern sehr dankbar“, sagt Nicole Falk.

Die Fortschritte ihres Sohnes machen ihr Mut. So konnte er bereits nach dem sechsmonatigen Aufenthalt im Unfall-Krankenhaus Boberg in Bergedorf, wohin er nach der Akutbehandlung im UKE (hier lag er zwei Wochen im Koma) verlegt wurde, wieder alleine atmen, sagt die Mutter erleichtert. Auch die Arme kann er wieder bewegen. Doch die von der Krankenkasse bezahlte sechswöchige Reha in Geesthacht brachte Kevin nicht weiter. „Dort haben sie ihn so demotiviert“, sagt Nicole Falk. Er solle sich damit abfinden, für immer auf den Rollstuhl angewiesen zu sein und ohne Hilfe nicht ins Bett kommen zu können, hätten sie ihm eingetrichtert.

Nächtelang saß sie am Computer und suchte im Internet nach einer Klinik, die ihrem heute 16-jährigen Sohn würde helfen können. Dann entdeckte sie im Netz die Erfahrungsberichte von querschnittsgelähmten Patienten, die nach monatelangen Aufenthalten in Pforzheim wieder mit Krücken laufen könnten. „Das scheint im Moment die beste Therapie in diesen Fällen zu sein.“ Auch der österreichischen Synchronschwimmerin Vanessa Sahinovic und der deutschen Stabhochspringerin Kira Grünberg, die beide durch Unfälle querschnittsgelähmt sind, werde mit dieser Therapie geholfen. Und tatsächlich könne Kevin jetzt auf einmal wieder aufrecht sitzen und mit Hilfsmitteln alleine essen, was vorher unmöglich gewesen sei, sagt seine Mutter strahlend und hofft auf weitere Wunder und dass ihr Sohn irgendwann wieder zumindest an Krücken gehen kann. So wie Marcel, der die gleiche Halswirbelfraktur wie ihr Sohn erlitt, und der nach sieben Aufenthalten in Pforzheim an Krücken geht.

„Wir haben spontan 2000 Euro gespendet, als wir von unseren Lions-Freunden aus Norderstedt von dem tragischen Schicksal Kevins erfuhren“, sagt Alveslohes Präsidentin Ina Stein. Sie hatte Michael Luttmann angesprochen, den ehemaligen Fußballtrainer Kevins vom TuS Hemdingen-Bilsen, dessen bester Stürmer er seinerzeit war. Luttmann organisierte ein Benefizfußballturnier, rief mit dem Verein zu Spenden auf, stellte den Kontakt zu Radiosendern und Stiftungen her. So kamen bislang die 40.000 Euro zusammen, die aber noch längst nicht für die aufwendige Therapie des gelähmten Jungen reichen.

Zudem musste die Familie einen gebrauchten VW Caddy anschaffen, damit Kevin mit seinem Rollstuhl ins Auto passt. Auch eine Rampe ins Haus musste errichtet werden, zudem Dusche, Flure und Türen behindertengerecht umgebaut werden. „Dafür sind unsere Ersparnisse draufgegangen“, sagt die Mutter, die neben der Tochter noch einen weiteren Sohn hat. Aber im Moment gilt die gesamte Aufmerksamkeit der Familie der Genesung von Kevin.

Auch seine Freunde helfen ihm, wo sie können, sagt Stiefvater André Noffke. „Die feiern jetzt alle ihre Partys bei uns im Haus, damit Kevin dabei sein kann“, sagt er. „Das ist das Allergrößte, wie die sich um ihn kümmern.“

Wer Kevin helfen möchte, kann auf das Konto der Gisela-Hagemann-Stiftung spenden,
IBAN-Nummer: DE09 2107 0024 0011 7713 03. Weitere Infos unter www.wir-helfen-kevin.de.

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