Norderstedt. Schon zur Begrüßung bekommen die 20 Abendblatt-Leser einen edlen Tropfen gereicht. Eiszeitliches, aus der Schnelsener Rinne, nur zehn Minuten alt, mit einem Härtegrad von 1,7 und einem ph-Wert von 7,8. Gesund ist dieser Klare auch noch, denn in den Gläsern befindet sich ganz normales Norderstedter Leitungswasser. „Etwas anderes haben wir nicht“, sagt Heinz Geisler. Der 61-Jährige ist gelernter Gas- und Wasserinstallateur und Obermonteur im Wasserwerk Friedrichsgabe.
Dort macht die Abendblatt-Aktion „Willkommen hinter den Kulissen“ diesmal Station. Geisler führt die Gäste gemeinsam mit Wasserversorger Tim Petersen und Stadtwerke-Pressesprecher Oliver Weiß durch den Abend. „Bitte die Jacken anziehen“, raten sie vor dem Rundgang, denn die Bereiche sind nicht wärmer als zehn Grad.
800.000 Liter Wasser verbrauchen die Norderstedter durchschnittlich im Winter, 1,4 Millionen Liter im Sommer. Was als sogenanntes Rohwasser in den drei hiesigen Werken über Brunnen tief aus der Erde kommt, teilweise aus 200 Metern, ist sehr sauber, versichern die Fachleute. „Wir haben in unserer Stadt Glück mit dem Grundwasser, kommen ohne Aktivkohlefilter aus und brauchen nur Quarzkiesfilter“, sagt Tim Petersen.
Der gelernte Anlagenmechaniker und Wasserversorgungstechniker vergleicht die Qualität mit Städten aus dem Kreis Pinneberg wie beispielsweise Elmshorn, wo das Grundwasser jahrzehntelang durch Pestizide von Baumschulen verseucht sei und aufwendig aufbereitet werden müsse. „Das spiegelt sich auch im Preis wider.“ Der Quarzkies erfüllt eine zentrale Aufgabe bei der Trinkwassergewinnung, wie Petersen erklärt. „Die Kiesel haben Tausende von Löchern, das ist optimal für die Aufbereitung. Die Mikroorganismen sind sozusagen unsere Helden dabei.“
Über das Trinkwasser
Insgesamt gibt es vier Filter – zwei zur Enteisung mit Quarzkies, zwei zur Entmanganung mit Calciumcarbonat. Über die Nachbelüftung gelangt das Wasser in die beiden imposanten Systemtanks. Die mehr als fünf Meter hohen Edelstahlbehälter haben jeweils ein Volumen von 1500 Kubikmetern. An sie angeschlossen ist eine Pumpanlage mit einer maximalen Leistung von 800 Kubikmetern pro Stunde. „Das Wasser, das bei Ihnen zu Hause ankommt, ist maximal einen Tag alt“, sagt Tim Petersen.
Auf die Probe gestellt wird die Versorgung übrigens insbesondere bei Fußball-Weltmeisterschaften. Dann sitzen alle Menschen vor dem Fernseher, müssen aber zwischen Verlängerung und Elfmeterschießen mehr oder weniger zeitgleich auf die Toilette – das führt zu einem zwar unbedenklichen, aber in den Werken deutlich zu registrierenden Druckabfall.
Benno Bergmann staunt beim Anblick der hochmodernen Anlagen. Der Fünfjährige ist gemeinsam mit seiner Mutter Andrea dabei. „Zu Hause hat er ein Buch darüber, wo unser Wasser herkommt. Deswegen wollte er unbedingt mit“, sagt sie. Auch Michael Kerner aus Norderstedt wollte sich den Einblick ins neue, erst 2014 eröffnete Wasserwerk nicht entgehen lassen. „Wir trinken alle Wasser, denken uns aber nicht viel dabei und machen uns keine Gedanken darüber, was dahinter steckt und wie es aus der Erde in die Leitungen kommt.“
Der nächste Termin von „Hinter den Kulissen“ findet am Donnerstag, 4. Februar, ab 17 Uhr statt. Dann bekommen Abendblatt-Leser einen exklusiven Einblick in das Unternehmen Jungheinrich an der Lawaetzstraße 9–13 in Norderstedt. Wer dabei sein möchte, sollte sich bis zum 25. Januar, 10 Uhr, per E-Mail an norderstedt@abendblatt.de mit dem Stichwort „Kulissen Jungheinrich“ anmelden. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Norderstedt