Die Kreisstadt betreibt sein Hallenbad nun wieder selbst und übernimmt 18 Mitarbeiter aus der Mittelzentrumsholding

Bad Segeberg. Die Kreisstadt hat sich zum Jahreswechsel etwas gegönnt. Mehr als 1000 Quadratmeter groß, mit Platz für 600 Kubikmeter Wasser, mit vier Bahnen und einem Sprungturm, vor fast 50 Jahren für verglichen mit heutigen Dimensionen recht preiswerte 1,7 Millionen Mark gebaut – es sind die Daten des Segeberger Hallenbads an der Theodor-Storm-Straße. Eine Einrichtung, die seit dem 1. Januar offiziell wieder von der Stadt betrieben wird. Und das, obgleich das Bad rote Zahlen schreibt und weiter in mittlerer sechsstelliger Höhe schreiben wird, während Bad Segeberg hoch verschuldet ist.

Doch diesen Luxus will und muss die Verwaltung stemmen. „Ja, es ist defizitär“, sagt Bürgermeister Dieter Schönfeld. „Aber man muss kein schlechtes Gewissen haben, wenn man für die eigenen Bürger ein Schwimmbad betreibt. Und es ist ein unverzichtbarer Standort für Kinder, um das Schwimmen zu lernen.“

In bescheidenem Rahmen, mit Luftballons und einem neuen Logo im Retro-Look, begrüßte Schönfeld die Gäste in der Schwimmhalle. Und stellte klar: „Wir wollen hier kein Spaßbad haben.“ Die bisherige, hochtrabende Bezeichnung „Aqua Fun“ wurde gestrichen, jetzt wird lediglich profan von „Hallenbad“ gesprochen.

Geschwommen haben die Segeberger dort natürlich auch schon vorher. Von 2002 an war die Sport- und Freizeiteinrichtung allerdings Bestandteil der gemeinsam mit Wahlstedt betriebenen Mittelzentrumsholding (MZH). Ein im Nachhinein unsägliches Konstrukt, aus dem Bad Segeberg Ende 2014 viel zu spät ausgestiegen ist. Ursprünglich hatten sich die Vorgänger von Segebergs Bürgermeister Schönfeld – der Sozialdemokrat saß damals noch im Rathaus von Gettorf – durch die MZH erkleckliche Steuerersparnisse erhofft, wollten die Gewinne aus der Kalkberg GmbH (Karl-May-Spiele) mit den Verlusten des Bades gegenrechnen. Dabei war dies steuerrechtlich gar nicht möglich, da es sich um verschiedene Branchen handelt. „Davor hatte das Finanzamt die Stadt schon 2002 gewarnt“, weiß Schönfeld heute. Die Quittung folgte nachträglich mit einer siebenstelligen Steuernachzahlung plus Versäumniszinsen.

Die Stadt Wahlstedt betreibt nun ihre eigene Holding, die unter der Bezeichnung „Stadtwerke“ firmiert. Bad Segeberg übernahm dafür nicht nur das Hallenbad wieder, sondern im gleichen Zuge auch die Kalkberg GmbH sowie den Stadtbus. Frei nach dem Motto: „Wenn wir schon keine Steuern sparen können, können wir das auch alleine.“

Jeder Kommunalpolitiker weiß: In der Regel sind Badeanstalten niemals rentabel, sie sind im Prinzip genauso wie auch der öffentliche Personennahverkehr ein unverzichtbares Zuschussgeschäft, ein Service für den Steuerzahler. Dennoch wurden in den letzten sieben Jahren laut einer Studie der DLRG (Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft) bundesweit über 300 Bäder geschlossen, über 500 seien gefährdet.

Bad Segeberg zählt nicht dazu, wie Dieter Schönfeld versichert. „Zu keiner Zeit hat das Land Schleswig-Holstein von uns verlangt, das Bad zu schließen.“ Denn theoretisch wäre dies aus Gründen der Kostenersparnis möglich gewesen und wurde in anderen deutschen Städten durchaus bereits durchgeführt. „Wir haben erst 2006 saniert, die Kredite laufen noch, da würde es keinen Sinn machen, es stillzulegen.“

Im Gegenteil: „Wir haben insgesamt 18 Mitarbeiter aus der Mittelzentrumsholding in den städtischen Betrieb übernommen. Das ist eine wichtige Grundlage, um erfolgreich arbeiten zu können.“ In den letzten Jahren wurde mehrfach investiert – unter anderem in LED-Beleuchtung, eine Notlichtanlage, neue Fliesen und modernere Umkleidekabinen.

Dazu ist geplant, die Heizanlage durch ein zeitgemäßes Blockheizkraftwerk zu ersetzen. Mit Bianca Lobsien, 25, hat das Bad zudem eine junge Leiterin, die vor acht Jahren erst eine Ausbildung zur Fachangestellte für Bäderbetriebe machte und mittlerweile ihre Meisterprüfung bestanden hat.

Inklusive Schülern und Kita-Kursen werden wöchentlich im Schnitt 1500 Besucher gezählt. Die Halle ist ausgelegt für ein Einzugsgebiet von 25.000 Personen, die Kapazität auf theoretisch 180 Gäste pro Stunde. Tageskarten kosten zwischen 1,80 und 4 Euro, regelmäßig werden vom Bad Anfängerschwimmkurse angeboten.

Nur an einem Punkt ging es nicht mehr weiter – beim „Schwimbiss“. Das Bistro im Eingangsbereich musste geschlossen werden, 40.000 Euro Verlust pro Jahr seien zu viel, befand die Stadtvertretung bei ihren Haushaltsberatungen im Dezember. Die Kinder der benachbarten Theodor-Storm-Schule sollen hier vorerst Mittagessen bekommen, bis eine neue Mensa gebaut ist. Im Bad selbst wird es dann lediglich noch kalte Snacks am Kassentresen geben.