Amazon und die Folgen: Der Bramstedter Buchhändler Hans Alfred Arns gibt auf. Ende des Jahres schließt er sein Geschäft „Hans im Glück“

Kreis Segeberg. Hans kann immer noch lachen – trotz allem. „Ich will da nicht mitmachen“, sagt der Bramstedter Buchhändler, dessen Geschäft in der Stadt alle kennen. „Hans im Glück“ heißt der kleine Laden am Landweg, der kaum größer als ein komfortables Wohnzimmer ist. Immer mehr Tempo, immer mehr Kommerz, immer weniger Kontakt zum Kunden – das will Hans nicht, der mit vollständigem Namen Hans Alfred Arns heißt. Er gehört zu den vielen Buchhändlern, die zermürbt von Amazon und einem neuen Kundenverhalten aufgeben. Am 31. Dezember ist Schluss. Der 59-Jährige hat den Mietvertrag gekündigt. „Wovon ich danach leben soll, weiß ich noch nicht“, sagt der gelernte Buchhändler.

Doch er zieht sich nicht nur aus dem Geschäft mit Büchern zurück, weil er sich treu bleiben möchte und keine Lust mehr hat, mit Kunden zu diskutieren, die nach der Bestellung eines Buches nicht noch einmal ein zweites Mal kommen wollen, um es abzuholen. Auch die finanzielle Not zwingt Arns das Aus auf. „Es geht einfach nicht mehr“, sagt er. In den vergangenen Jahren ging die Zahl der Kunden zurück, die Einnahmen schrumpften. Junge Leser sieht er gar nicht mehr. Manchmal fühlt er sich auch als Hans im Unglück. Dann kann er nicht mehr lachen.

„Manche kommen herein, loben den Laden und kaufen dann eine Postkarte“

Arns erlebt täglich ein Phänomen: Die Menschen sprechen sich für einen lebendigen Einzelhandel in der Stadt aus, zu dem auch Buchhändler gehören. Tatsächlich kaufen sie ihre Lektüre bei Amazon. „Manche kommen herein, loben den Laden und kaufen dann eine Postkarte für 50 Cent“, sagt Arns. „Davon kann ich nicht leben.“ Künftig wird es nur noch einen Buchladen in Bad Bramstedt geben. „Buch und Medien“ liegt nur wenige 100 Meter entfernt. Hinzu kommt das Einkaufsportal Amazon, das in jedem Haushalt per Internet zu erreichen ist und aktuell wegen seiner Geschäftspraktiken von namhaften Literaten und Verlagen massiv in der Kritik steht.

20 Jahre hatte Arns für den alternativen Buchverlag 2001 in Hamburg gearbeitet, der schon früh die Krise auf dem Markt zu spüren bekam und Personal reduzierte. Arns investierte vor fast sieben Jahren seine Abfindung in den kleinen Buchladen am Landweg. „Das war die Chance zurückzukommen“, sagt Arns, der in Bad Bramstedt aufgewachsen ist. Auf den Hinweis vieler Fachleute, die ihm abrieten, wollte er damals nicht hören. „Bei mir sollte es nicht nur Mainstream geben, ich wollte etwas Besonderes statt des Angebots aus der Spiegel-Bestsellerliste“, sagt Arns.

Zu dem Besonderen, das Arns bieten wollte, gehörten auch die Beratung und das persönliche Gespräch. Dass Amazon diesen Service nicht bieten kann, interessiert offenbar immer weniger Freunde des Buches. „Haben die Menschen sich so verändert?“, fragt sich Arns manchmal. Früher habe es niemanden gestört, wenn das Buch erst drei oder vier Tage nach der Bestellung eintraf. „Warum ist Tempo eine Qualität?“, fragt Arns, der die Rolle des Buchhändlers in einer Stadt so definiert: „Wir verkaufen Geschichten, und wir erzählen Geschichten.“

Und wie geht es jetzt weiter? „Ich werde Ideen haben“, verspricht Hans Alfred Arns. Auch künftig möchte er Kulturveranstaltungen organisieren. Die nächsten Termine stehen schon fest: Am 7. November tritt der irische Folkmusiker, Sänger und Songschreiber Andy Irvine im Schloss auf. Am 3. Dezember kommt Roger Willemsen ins Kurhaustheater. Karten gibt es bei „Hans im Glück“.