Buchhändler in der Region setzen auf guten Service. Schwierig sei es jedoch, junge Menschen in die Buchhandlungen zu locken

Norderstedt. Bestürzung herrscht bei den Kollegen der Buch-Branche im Kreis Segeberg über die Schließung von „Hans im Glück“. Doch die Buchhändler geben sich kämpferisch und positiv, was ihre eigenen Aussichten auf dem Buchmarkt angeht:

Henning Rahmer, Buchhandlung Rahmer am Rathaus in Henstedt-Ulzburg:„Natürlich geht unser Umsatz zurück, aber wir haben nach wie vor einen guten Zuspruch von den Kunden, obwohl uns die Laufkundschaft leider fehlt. Mit einem eigenen Internetshop versuchen wir gegenzusteuern, außerdem sind wir sehr aktiv bei Facebook, wo wir inzwischen einige Hundert Freunde haben, darunter auch viele junge Leute. Damit machen wir auch auf eigene Veranstaltungen und Aktionen aufmerksam. Auf der anderen Seite ist die persönliche Beratung im Geschäft sehr wichtig, ebenso ein sehr weitgehender Service. Denn eine Buchhandlung hat auch eine soziale Komponente. Trotzdem merken wir die Konkurrenz von Amazon deutlich. Es macht aber immer noch Spaß, Buchhändler zu sein.“

Tobias Mährlein, Elatus Buchhandlung am Ochsenzoll in Norderstedt: „Wir suchen unsere Chance in der Individualität unseres Angebotes und unseres Services. Auch mit Veranstaltungen binden wir Stammkunden. Es gibt derzeit ein wachsendes Bewusstsein, wie stark und nachhaltig der Online-Handel die Städte verändert, wenn der Einzelhandel ausstirbt. Es gibt die ,Buy local’-Bewegung über alle Branchen hinweg. Auch der Datenschutz wird für viele zum Thema. Ich setze auf dieses Umdenken und glaube, dass auch junge Menschen bergreifen, dass jede Kaufentscheidung auch eine Entscheidung für oder gegen die Strukturen ihrer Stadtkultur ist.“

Wolfgang Dellke, Buchhandlung am Rathaus Norderstedt: „Es gibt nicht nur den Effekt, dass Kunden bei uns schauen und bei Amazon bestellen. Es gibt durchaus auch Kunden, die mit Amazon-Ausdrucken zu uns kommen, um über ein gewünschtes Buch mehr zu erfahren. Der Kunde ist heute gut informiert und erwartet von uns, dass wir ihm Empfehlungen geben können. Freundlich sein, authentisch sein, schnell liefern – das können wir bieten. Mir ist allerdings noch kein Trick eingefallen, wie ich den jungen Kunden ins Geschäft locke. Die Situation ist insgesamt eng, aber sie bietet viele Chancen für uns.“

Ingeborg Wittkugel, Buchhandlung Fiehland an der Holstenstraße in Kaltenkirchen: „Amazon, das digitale Lesen und das Internet als Ganzes knabbern an unserem Umsatz. Trotzdem kann eine Buchhandlung funktionieren. Ich suche die individuelle Begegnung – das echte Leben. Traurig ist es dennoch, wenn ganze Warengruppen verschwinden. Wer kauft heute noch Lexika?“