Adlershorst und Plambeck schaffen günstigen Wohnraum. Norderstedt bekommt das meiste Fördergeld vom Land

Norderstedt. Seit Jahren beklagen Politiker, Mieterverein und Seniorenbeirat den Mangel an günstigem Wohnraum in Norderstedt. Doch in den nächsten Jahren dürfte sich die Situation entspannen: Die örtlichen Wohnungsunternehmen Adlershorst und Plambeck wollen fast 450 Sozialwohnungen bauen bzw. sanieren. Möglich machen das die neuen Förderrichtlinien und die Wohnungsbauoffensive des Landes, die den Bau öffentlich geförderter Wohnungen für die Bauherren wieder finanzierbar machen. 130 Millionen Euro stellt Kiel seit vorigem Sommer bereit, um in Gebieten mit hohen Mieten und starker Nachfrage nach Wohnraum gegenzusteuern. Das trifft für das Hamburger Umland zu, besonders teuer ist das Wohnen in Norderstedt, die Stadt rangiert seit Jahren im bundesweiten Mietpreisranking weit oben (s. Info-Kasten). Die Folge: Günstige Wohnungen sind hier kaum zu bekommen.

Darauf hat das Land reagiert, nach Norderstedt fließt das meiste Fördergeld, gut 30 Millionen Euro. „Mit den verbesserten Förderprogrammen hat das Land den Knoten durchschlagen“, sagt Volker Heins, Geschäftsführer des Norderstedter Wohnungsunternehmens Plambeck, das nun dazu beitragen will und kann, bezahlbaren Wohnraum zu bauen. Schon bekannt und angekündigt war der Neubau von 60 öffentlich geförderten Wohnungen im Neubaugebiet Garstedter Dreieck. Neu ist Teil zwei der Wohnungsbauoffensive: Am ZOB in Norderstedt-Mitte will das traditionsreiche Unternehmen zusammen mit der Firma Schütt nochmals 84 Sozialwohnungen bauen – ein Projekt, das noch ganz frisch ist: „Wir haben die Gesellschafterverträge gerade erst unterschrieben und werden jetzt die Bauanträge einreichen“, sagte Heins. Die Wohnungen sollen in zwei Komplexen jeweils hinter den beiden rechteckigen Geschäftshäusern, den sogenannten Kuben, hochgezogen und durch eine Querspange verbunden werden. Die Miete nach dem ersten Förderweg wird bei 5,50 Euro netto kalt liegen, bei etwas höherem Einkommen und dem zweiten Förderweg bei sieben Euro.

Auch Adlershorst beteiligt sich an der Wohnungsbau-Initiative und baut rund 40 öffentlich geförderte Wohnungen an der Horst-Embacher-Allee. Außerdem wird das Wohnungsunternehmen seine 263 Wohnungen an der Waldstraße sanieren und modernisieren. „Wir haben gemeinsam mit dem Innenministerium, der Investitionsbank und der Stadt die bisherigen Möglichkeit weiterentwickelt, um die Mieten preiswert zu halten und die Gebäude aus energetischer Sicht deutlich aufzuwerten“, sagt Unternehmenssprecher Benjamin Schatte.

Adlershorst wird die Wohnungen für weitere 15 Jahre zu einer öffentlich geförderten Miete von anfänglich 5,50 je Quadratmeter anbieten. Dafür gewährt die Investitionsbank ein zinsvergünstigtes Darlehen. Allein in die Modernisierung investiert Adlershorst in diesem Jahr mehr als 8,3 Millionen Euro. Die Fassaden werden gedämmt und neu gestaltet, sämtliche Fenster erneuert und die Außenanlage attraktiver gestaltet. Die konventionelle Heizanlage wird auf klimaneutrale Fernwärme der Stadtwerke Norderstedt umgestellt. Die Arbeiten sollen in den nächsten Tagen beginnen und Ende des Jahres beendet sein. „Wir haben die Mieter im Vorweg informiert und werden während der Baumaßnahme eine Mietersprechstunde anbieten“, sagt Schatte.

„Zwischenzeitlich hatte ich meine Zweifel, ob wir auf dem eingeschlagenen vorankommen. Umso mehr freut es mich, dass wir jetzt doch die Erfolge sehen können“, sagt Sozialdezernentin Anette Reinders. Sie befasse sich seit Jahren mit dem Mangel an günstigem Wohnraum in der Stadt. Von ehemals rund 2350 Wohnungen werden bis 2018 knapp 1400 aus der Mietpreisbindung fallen.

„Bezahlbarer Wohnraum ist ein wichtiger Standortfaktor beim Gewinn von Fachkräften“, sagt die Dezernentin. Der Fachkräftemangel sei auch in Norderstedt angekommen, das sei vor allem im Erziehungsbereich spürbar. Junge Erzieherinnen und Erzieher überlegten sich genau, ob sie einen Großteil ihres Einkommens für eine Wohnung im städtischen Bereich ausgeben oder lieber aufs Land gehen, wo die Mieten deutlich niedriger seien. Es geht also beim Thema bezahlbare Wohnungen nicht mehr nur um Geringverdiener und Hartz-IV-Empfänger, sondern auch um viele Bürgern mit durchschnittlichen Einkommen.