Auftakt zu den Kinder- und Jugendbuchwochen in Schleswig-Holstein fand in der Norderstedter Stadtbücherei statt

Norderstedt. 20.761 Seiten haben sie gelesen – das bedeutete für die 22 Schüler aus der Klasse 4b der Schule Gottfried-Keller-Straße den Sieg. Die Norderstedter Grundschüler haben beim stadtinternen Lesewettbewerb gewonnen. 462 Schüler aus 21 Klassen haben mitgemacht, zu Hause ihre Lieblingsbücher gelesen und die Lektüre nachgewiesen, indem sie den Inhalt wiedergegeben haben. „Wir haben dann die Summe der Seiten durch die Zahl der Schüler geteilt, um die Ergebnisse vergleichen zu können“, sagt Christina Gerisch, Leiterin der Kinderbücherei in der Stadtbücherei Norderstedt.

Belohnt wurden sie am Freitag, die Siegerehrung war zugleich Auftakt zu den Kinder- und Jugendbuchwochen in Schleswig-Holstein. Von heute bis zum 16. November werden rund 10.000 Kinder in 290 Veranstaltungen in 73 Orten einem Kinderbuchautor zuhören und in anderen Projekten fürs Lesen und Schreiben gewonnen. Zum 30. Geburtstag der Leseinitiative ist der Startschuss in der Norderstedter Rathausbücherei gefallen.

„Wir freuen uns, dass wir in diesem Jahr in einer Bücherei starten, die beispielhaft für die Leseförderung steht“, sagte Heinz-Jürgen Lorenzen, Direktor der Büchereizentrale Schleswig-Holstein, die die Werbewochen fürs Buch koordiniert. In der Tat kann sich kaum ein Kind und Jugendlicher dem Zugriff von Christina Gerisch und ihrem Team entziehen. Längst ist die öffentliche Bibliothek zum Lernort geworden. In der zweiten Klasse gehört der Büchereibesuch zum Lernprogramm, lernen die jungen Besucher spielerisch, wie sie Bücher ausleihen, und wo sie Lektüre für ihr Alter finden. In der vierten Klasse lernen die Jungen und Mädchen erste Sachbücher kennen, in der fünften stöbern sie durch die Welt der Romane, einen davon müssen sie im Unterricht vorstellen.

Ab Klasse sechs geht es um Recherche, darum, wie die Schüler das richtige Buch für ihr Referatthema finden. In den Klassen 7und 8 und zu Beginn der Oberstufe wird die Recherche vertieft. „Wir sind ja darauf spezialisiert, etwas zu finden, und wollen dieses Wissen gern weitergeben“, sagt Büchereichef Ingo Tschepe. Er möchte zum kommenden Jahr eine Sprechstunde einrichten, in der Schüler Hilfe bei ihren Recherchen bekommen. „Natürlich werden wir keine Referate machen, das müssen sie schon selber“, sagt Tschepe.

98 Prozent der Zehnjährigen haben eine Büchereikarte

Die intensive Kooperation mit den Schulen trägt Früchte: 98 Prozent der Zehnjährigen haben eine Büchereikarte, bei den 13- bis 17-Jährigen sinkt der Wert auf 62 Prozent, immer noch gut im Landes- und Bundesvergleich. Da müsste es doch entgegen so mancher Bildungsstudie eigentlich gut um die Lesekompetenz stehen. „Diese Fähigkeit ist sehr unterschiedlich ausgeprägt, wobei die Schere immer weiter auseinander geht. Es gibt die Vielleser, die durch das Elternhaus an Bücher herangeführt werden, aber auch diejenigen, die wenig oder gar nicht lesen, weil sie nie erfahren haben, dass Bücher was Schönes und Spannendes sind“, sagt Christina Gerisch, die zusammen mit ihrem Team immer darauf achtet, dass die Kinder auch verstehen, was sie lesen.

„Warum ist Lesen wichtig?“, fragte Lorenzen. „Wer SMS schreibt und WhatsApp nutzt oder E-Mails verschickt, muss wissen, was die Wörter bedeuten. Sonst kommt es zu Missverständnissen, sind Freunde sauer, und ihr wisst gar nicht, warum“, sagte der Direktor der Büchereizentrale den Kindern, die zum Auftakt der Kinder- und Jugendbuchwochen in die Rathausbücherei gekommen waren. Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote gab genauso wie Schleswig-Holsteins Landtagspräsident Klaus Schlie zu, als Kind eher ein Lesemuffel gewesen zu sein. „In der fünften Klasse hatten wir dann einen Lehrer, der uns Bücher schmackhaft gemacht hat. Und wenn man erst mal mit dem Lesevirus infiziert ist, kommt man nicht mehr davon los“, sagte Grote.

Und Schlie outete sich als Micky-Maus-Fan. Seine Mutter habe schon befürchtet, dass er genauso sprechen wird wie die berühmten Comic-Helden aus Entenhausen. „Lest weiter so viel. Das fördert die Fantasie, ihr könnt euch eure eigenen Gedanken machen, und ihr wisst mehr als andere“, sagte der Landtagspräsident, der zusammen mit Grote die Buchpreise vergab. Die siegreichen Schüler können sich auf eine Klassenlesung mit der bekannten Kinderbuchautorin Kirsten Boie freuen.