Gewerbetreibende wollen einem der ältesten und größten Gewerbegebiete Norderstedts mehr Attraktivität verleihen.

Norderstedt. Ein neuer Verein will ein altes Gewerbegebiet in die Zukunft führen. "Wir können nicht immer nur nach dem Stadt oder, in diesem fall, nach der Stadt rufen. Wir müssen auch selbst aktiv werden und Verantwortung übernehmen", sagt Thomas-Michael Willig, Geschäftsführer der Rudolf Dankwart GmbH und Vorsitzender der Interessengemeinschaft Nettelkrögen, die sich vor kurzem gegründet hat und dem Gewerbeareal rund um den Gutenbergring im Norderstedter Süden zu mehr Attraktivität verhelfen will.

Das scheint nötig, ist der Fokus doch deutlich stärker auf die neuen Gewerbegebiete Nordport und Frederikspark gerichtet. "Unsere Aufgabe als Wirtschaftsförderer sehen wir aber nicht nur darin, neue Grundstücke anzubieten, sondern auch darin, den bestand zu pflegen", sagt Marc-Mario Bertermann, Geschäftsführer der städtischen Entwicklungsgesellschaft Norderstedt (EgNo), die den Anstoß zur Gründung der Interessengemeinschaft Nettelkrögen gegeben hatte. Das Areal ist mit einer Größe von 106 Hektar das zweitgrößte Gewerbegebiet in Norderstedt und zählt zusammen mit den Gebieten Harkshörn, Stonsdorf, Kohfurth, Friedrichsgabe und Glashütte zu den alten Flächen, die überwiegend in den 50er- und 60er-Jahren ausgewiesen wurden und eine Frischzellenkur gut gebrauchen können.

Schon in den ersten Gesprächen, noch bevor die Interessengemeinschaft als Verein ins Leben gerufen wurde, kristallisierten sich Arbeitsschwerpunkt heraus: Kommunikation, Soziales und Verkehr. Die Lkw-Fahrer, die einen der 340 Unternehmen im Gewerbegebiet Nettelkrögen ansteuern wollen, müssten gleich mehrere Widrigkeiten überwinden. "Suchen sie mal am Gutenbergring eine Hausnummer. Egal, ob sie links oder rechts rum fahren, in Stichstraßen hinein - immer lesen sie nur Gutenbergring. Da ist es ja kein Wunder, dass die Lkw-Fahrer wie die Brummkreisel unterwegs und genervt sind", sagt Rolf Schuster von der Firma Cordes jr. GmbH und Schatzmeister der Interessengemeinschaft. Die Lieferanten oder Spediteure könnten sich besser orientieren, wenn die Firmen ihre Hausnummern in großen Zahlen kenntlich machen. Auch beim Lkw-Lenkungskonzept, das die Stadt gerade erarbeitet, um den Straßenlärm in den Wohngebieten zu verringern, wollen die Unternehmer vom Gutenbergring mitmachen.

Weiteres Ärgernis sei der zum Teil schlechte zustand der Straße. Gerade im östlichen Bereich des Gewerbegebietes brauche der Gutenbergring dringend eine neue Asphaltdecke. Da verzeichne die neue Kooperation erste Erfolge: "Wenn wir als Vertreter der Unternehmer mit der Stadt sprechen, hat unser Wort mehr Gewicht, als wenn sich einzelne bei der Verwaltung melden", sagt Willig. Die Interessengemeinschaft habe der Stadt die Zusage abgerungen, dass die Fahrbahn im nächsten Jahr saniert wird. Auch für die Verwaltung erleichtere es den Kontakt, wenn sie einen Ansprechpartner hat.

"Ein Thema, das viele Mitarbeiter beschäftigt, ist auch die Kinderbetreuung", sagt Nadine Kruse, die für die EgNo im Vorstand der Interessengemeinschaft mitarbeitet. Der Arbeitskreis Soziales ermittele zurzeit, wie der Bedarf ist. Schon zusammengetragen haben die Mitglieder Adressen und Ansprechpartner zu diesem Thema. Dabei reiche das Spektrum vom Betriebskindergarten bis zur Notfall-Betreuung. "Wir haben auch festgestellt, dass viele nicht wissen, wie und wo sie sich mittags stärken können", sagt Kruse, die diese Lücke geschlossen und die Angebote an Mittagstisch zusammengestellt hat. Sie sollen demnächst auf der Homepage veröffentlicht werden.

Zusammen mit der Stadt Norderstedt haben die Gewerbetreibenden die Beschäftigten gefragt, wie sie zur Arbeit kommen, und welche Verbesserungen sie sich wünschen. 600 Männer und Frauen haben sich an der Mobilitäts-Umfrage beteiligt, Mitte des Jahres sollen die Ergebnisse vorliegen. "Es ist wahrscheinlich, dass sich viele eine bessere Bus-Anbindung wünschen", sagt Schuster. Da mit Tesa ein Weltkonzern hier seine Firmenzentrale baut und die Mitarbeiter der Firmen am Nordport gleich gegenüber ähnliche Interessen haben, sei der Zeitpunkt jetzt günstig, mit der Stadt und dem HVV über bessere Busverbindungen zu sprechen.

Doch auch Car- und Bike-Sharing seien Alternativen zur täglichen Fahrt im eigenen Auto. "Da bietet sich eine engere Kooperation mit dem Hamburger Norden an", sagt Willig. Verbessern will die Interessengemeinschaft auch die Aufenthaltsqualität für die Beschäftigten. Das Netz untereinander soll weiter gesponnen werden, auch mit dem Ziel, miteinander ins Geschäft zu kommen. "Insgesamt wollen wir uns dafür einsetzen, dass die Stärken des Standortes wie die gute Verkehrsanbindung stärker wahrgenommen werden", sagt Willig. Das neue Logo "Nettelkrögen - gut vernetzt am Flughafen" soll die Standortvorteile auf den Punkt bringen.