Die Friedrichsgaber kämpfen für das Schwimmbecken in der Grundschule. Politiker wollen nochmals über die Zukunft beraten.

Norderstedt. Die Friedrichsgaber kämpfen für ihr Schwimmbad. 3500 Bürger haben sich in eine Unterschriftenliste eingetragen und wollen damit erreichen, dass die Stadt das Schwimmbecken in der Grundschule Friedrichsgabe weiterbetreibt. Das ist momentan nämlich mehr als fraglich. Der Ausschuss für Schule und Sport hatte, wie berichtet, beschlossen, dass die Stadt einen privaten Betreiber für das Becken findet. Doch die Bürger sind skeptisch: "Daran glaube ich nicht", sagte Jürgen Schäfer. Der Vorsitzende des Schulelternbeirats hat die Unterschriften zusammen mit einer vielköpfigen Delegation von Kindern und Erwachsenen an Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote übergeben, fein gestapelt und mit einer roten Schleife verschlossen.

Findet sich niemand, der das Bad in Eigenregie weiterbetreibt, würde es geschlossen - diese Lösung sah der ursprüngliche Beschluss der Politiker vor. Der Betrieb sei zu teuer, das Schwimmbad marode. Die Verwaltung hatte einen externen Gutachter beauftragt, die Kosten für eine Sanierung zu ermitteln. Die belaufen sich laut Gutachten auf knapp 700.000 Euro. Fast genauso hoch seien die jährlichen Betriebskosten. Das Geld wollten Verwaltung und Politiker auf Dauer sparen, zumal es aus ihrer Sicht eine Alternative gibt: Das Arriba-Bad wurde erweitert und soll nun auch denen, die bisher in Friedrichsgabe schwimmen oder erst lernen, sich sicher im Wasser zu bewegen, ausreichend Möglichkeiten zum Schwimmen bieten.

Nach den ersten Protesten aus der Schule und von den Vereinen änderte die SPD ihre Meinung und trat nun zusammen mit GAliN und Die Linke für den Erhalt des Beckens ein. Die Sanierungskosten seien zu hoch angesetzt, und sie könnten über mehrere Jahre gestreckt werden. Doch sie fanden im Fachausschuss keine Mehrheit. Die FDP wollte den städtischen Haushalt von den Badkosten entlasten. Schließlich setzte die CDU durch, dass die Stadt nach einem externen Badbetreiber suchen soll. Auch die Christdemokraten weisen darauf hin, dass es mit dem neuen Sport- und Schulschwimmbecken im Arriba-Bad ausreichend Ausweichmöglichkeiten gebe.

Doch diejenigen, die für den Erhalt des Schulschwimmbeckens kämpfen, sehen das anders: "Es geht ja nicht nur um den Platz im Wasser. In Friedrichsgabe finden gerade die Gruppen hervorragende Bedingungen, die gern unter sich bleiben und sich nicht den Blicken anderer aussetzen wollen", sagte Canan Belem. Dazu zählten muslimische Frauen, die in dem überschaubaren Schulbad unter sich sind und ganz in Ruhe schwimmen lernen. "Muslima werden bestimmt nicht ins Arriba fahren. Und auch Frauen aus Russland, die als Kinder nicht schwimmen gelernt haben, hätten keine Chance mehr, das nachzuholen", sagte Canan Belem. Auch behinderte Menschen wissen die Intimität des Beckens zu schätzen.

"Hinzu kommt noch eine enorme Stärke, die die Arriba-Becken nicht bieten können: Der Boden lässt sich absenken und zwischen 1,80 und 0,80 Meter fixieren", sagt Rosi Heinrich vom SV Friedrichsgabe, der das Bad ebenfall regelmäßig nutzt. Hier absolvieren diejenigen, die das Sportabzeichen ablegen, ihre Schwimmprüfung. Diese Flexibilität sei ideal für Babyschwimmen und Wassergymnastik. "Und aus energiepolitischer Sicht macht es überhaupt keinen Sinn, die Kinder zum Schwimmen quer durch Norderstedt zu fahren", sagte Claudia Paul. Schließlich verfolge Norderstedt das ehrgeizige Ziel, bis 2040 klimaneutrale Stadt zu werden und beteiligt sich damit an einem bundesweiten Nachhaltigkeitswettbewerb.

"Ich habe durchaus Verständnis für ihr Anliegen", sagte Grote, als er den Stapel mit den Unterschriften entgegennahm. Es gehe nicht darum, dass die Stadt das Schwimmbecken in Friedrichsgabe grundsätzlich nicht will. Aber die Energiekosten belasteten den städtischen Haushalt auf Dauer enorm, und mit dem neuen Becken im Arriba-Bad gebe es eine gute Alternative. "Wenn sie uns sagen, wie wir die Betriebskosten bezahlen können, würde das die Chance auf einen weiteren Betrieb des Bades sicher erhöhen", sagte der Oberbürgermeister. Er will die Unterschriften an die Politiker weitergeben.

Und da könnte der Protest für den Erhalt des Schwimmbeckens doch noch auf fruchtbaren Boden fallen: Noch im Mai wollen sich die Parteien zu einer Sondersitzung treffen, um nochmals über die Zukunft des Schulschwimmbeckens zu diskutieren. "Ziel ist, eine Arbeitsgruppe zu bilden, in der Politik, Verwaltung, die Schule, Vereine und das Arriba-Bad vertreten sind", sagte Georg Becker von Die Linke. Der Arbeitskreis soll das Für und Wider des Schwimmbades umfassend beleuchten und einen endgültigen Beschluss fassen.