Etikettenhersteller bekommt neuen Eigentümer. Allerdings müssen mindestens zehn Mitarbeiter des Unternehmens gehen.

Norderstedt. Stielow wird es auch in Zukunft geben. "Es geht auf jeden Fall weiter. Die Gespräche mit Investoren stehen kurz vor dem Abschluss", sagt Stephan Münzel, Insolvenzverwalter des Norderstedter Traditionsunternehmens, das Etiketten und Druckmaschinen für die Industrie herstellt. Stielow habe bei Kunden und Lieferanten nach wie vor einen guten Namen. Auch die Qualität der Produkte und Leistungen überzeugten. Grundsätzlich werde der Betrieb auch gut geführt, allerdings seien in der Vergangenheit Fehler gemacht worden.

Doch es gibt auch ein schlechte Nachricht: Damit Stielow weitermachen kann, müssen Mitarbeiter gehen. Die Zahl der Beschäftigten wird sich von 70 auf 55 bis 60 verringern. Der Außendienst wird eingestellt. "Der war teuer und in der bisherigen Form nicht mehr zeitgemäß", sagt Münzel. Der Kontakt zu den rund 5000 Kunden werde künftig vom Firmensitz an der Werkstraße im Industriegebiet Harkshörn aus erledigt. "Keiner unserer Kunden hat noch die Muße, mit einem Außendienstmann in Ruhe Kaffee zu trinken und über die Produkte zu sprechen", sagt Geschäftsführer Raymond Vogt.

Das Unternehmen werde sich auf Spezialprodukte konzentrieren, Etiketten, die besondere Ansprüche an Farben, Formen, Stoffe und Kleber stellen oder per Laser gelesen werden können. Weiter gehöre zur Sanierungsstrategie die Konzentration auf die chemische Industrie, für die Stielow ein weltweit einmaliges Kennzeichnungssystem für Gefahrstoffe entwickelt habe. Das sind aufwendige Etiketten. "Da muss das richtige chemische Zeichen aufgebracht werden, die Gefahrenhinweise müssen in bis zu 22 Sprachen zu lesen sein", sagt Vogt. Stielow liefere die Software und die Druckmaschinen dazu. "Die Stielow GmbH bietet Komplettlösungen an, die neben den Etiketten auch Druck, Applizieren, Software, Datenmanagement und technischen Service umfassen", sagt Münzel.

Voraussichtlich werde das Unternehmen am jetzigen Standort bleiben. Sehr wahrscheinlich werde Raymond Vogt den Betrieb auch künftig leiten. Für die Mitarbeiter, die den Betrieb verlassen müssen, hat Münzel mit dem Betriebsrat einen Sozialplan erarbeitet. Die anderen, die weitermachen, würden ihre Gehälter bekommen.

Das war in den vergangenen Monaten nicht immer so. Ende September 2012 warteten die Mitarbeiter vergeblich auf ihr Gehalt. "Wir sind leider nicht in der Lage, das Netto-September-Gehalt für alle - inklusive der Geschäftsleitung - pünktlich auszuzahlen", hatte Geschäftsführer Raymond Vogt damals in einer E-Mail an die Beschäftigten geschrieben und angekündigt, dass auch die Gehälter für die weiteren Monate später gezahlt würden.

Am 1. November stellte Vogt Insolvenzantrag beim Amtsgericht Norderstedt, das Münzel als Insolvenzverwalter einsetzte. Der scheint nun gemeinsam mit der Geschäftsleitung das Unternehmen wieder für die Zukunft fit gemacht und den Abwärtstrend gestoppt zu haben. "Die Zusammenarbeit war bestens. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass wir so schnell zu einer Lösung kommen", sagt Vogt.

"Eigentlich begann der Niedergang schon vor zehn Jahren, als das florierende und kerngesunde Unternehmen zerschlagen wurde", sagte ein Beschäftigter, der lange dabei ist. Im Juli 2002 hatte die Familie Stielow das Unternehmen, das 1948 gegründet wurde und in erfolgreichen Zeiten bis zu 450 Mitarbeiter in den Räumen am Kösliner Weg im Gewerbegebiet Kohfurth beschäftigt hatte, an die französische Neopost S.A. verkauft. Da es keinen Nachfolger gab, sollte der Traditionsbetrieb auf diese Weise weiterbestehen.

Die Analyse ergab, dass sich Stielow auf sein Kerngeschäft konzentrieren solle: Herstellung und Vertrieb von Etiketten und Etikettiersystemen. Hinzugekommen sind Angebote und Geräte für die Datenerfassung wie Barcode-Scanner und Barcode-Terminals. Unter dem Namen Stielow Label & Logistik GmbH machte das Unternehmen weiter. Die Umsätze sanken, doch jetzt scheint die Existenz gesichert.