Der Norderstedter Schweinezüchter ist neuer Vorsitzender des Kreisbauernverbandes und hat auch im Winter alle Hände voll zu tun.

Im Flur stapeln sich die Holzscheite vor dem Kachelofen: Es ist mollig warm im Hause Bohnenkamp. In der Küche duftet der Kaffee. An der Wand hängt ein alter Spruch: "De Tied de löpt, und wi lopt mit." So gemütlich hat es der Bauer im Winter: Drei Kachelöfen im Haus, ein menschenleerer Hof. Das Getreide ist eingeholt, draußen ist es kalt und unwirtlich. Die Wintersaat ist längst im Feld, das Frühjahr noch weit. Also? Füße hoch? Jens-Walter Bohnenkamp weiß, dass vor allem Städter von dieser ländlichen Idylle träumen. Darüber kann er nur milde lachen. Für ihn ist jeder Tag gleich, auch Weihnachten und Silvester muss er in den Stall.

Wie Hobbygärtner müssen auch Bauern ihren Betrieb winterfest machen

Klar, auf den Feldern tut sich nichts. Die Ernte ist eingebracht, das übliche Bestellen der Felder fällt weg. Den Raps hat Jens-Walter Bohnenkamp am 3. September gedrillt (gesät), den Roggen am 20. Oktober. Die Saat schlummert jetzt im Boden, die Pflanzen befinden sich in Winterruhe. Ebenso wie Hobbygärtner müssen auch die Landwirte ihren Betrieb winterfest machen. Dazu gehört es, empfindliche Pflanzen abzudecken, Wasserleitungen und Wassergefäße zu leeren sowie Geräte zu säubern, zu reparieren und eventuelle Roststellen zu beseitigen. Reparaturen an Gebäuden und Maschinen gehören ebenso dazu.

"Ich sehe meinen Maschinenpark durch und überlege, was ersetzt werden muss", sagt der Norderstedter Landwirt, der kurz vor Weihnachten zum Vorsitzenden des Kreisbauernverbandes gewählt wurde. Sein Vorgänger, Dietrich Pritschau aus Westerrade, kandidiert für den Landesvorstand, steht dem Kreisbauernverband zusammen mit Jost Lindemann aus Krems II/Fehrenwold aber immer noch als stellvertretender Vorsitzender zur Verfügung.

Über Weihnachten war an Nachtruhe nur eingeschränkt zu denken

Der 54 Jahre alte Jens-Walter Bohnenkamp hat also im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun - einerseits auf seinem 39 Hektar großen Hof, den er zusammen mit Ehefrau Inga, 53, bewirtschaftet, andererseits auf Verbandsebene.

Ausruhen war für das Ehepaar Bohnenkamp auch über Weihnachten nur im begrenzten Umfang möglich. Roggen und Raps schlummern zwar im Boden, aber die Schweine in den Ställen sind zu jeder Tageszeit quicklebendig. Denn die Schweinemast ist das Hauptgeschäft der Bohnenkamps. Jeder Landwirt, der sich dafür entscheidet, sein Geld mit Tieren zu verdienen, weiß, was es bedeutet: Schweine oder Kühe kennen keinen Feiertag. Die 120 Zuchtsauen bekommen zweimal am Tag Futter. Das wird ihnen zum Teil per Computer zugeteilt, zum Teil aber auch mit der Hand.

Sauen, die trächtig sind, regeln ihre Futtermenge mit Hilfe eines Chips am Halsband, der wiederum von einem Computer ausgelesen wird. Sauen, die Ferkel haben, werden zwei- bis dreimal pro Tag per Hand gefüttert: Morgens um 6 Uhr dauert die Fütterung zweieinhalb Stunden, nachmittags um 16 Uhr eine Stunde.

Auch über Weihnachten war an Nachtruhe nur eingeschränkt zu denken: 14 trächtige Sauen, die kurz vor dem Abferkeln standen, mussten überwacht werden. Alle zwei bis drei Stunden ging einer der beiden Bohnenkamps in den Stall - der eine Ehepartner vor Mitternacht, der andere nach Mitternacht. Elf bis zwölf Ferkel pro Sau ist Satz. In den ersten acht bis zehn Tagen leben sie ausschließlich von der Muttermilch, danach gibt es ein spezielles Ferkelaufzuchtfutter, nach 26 Tagen pflanzliches Eiweiß, nach sieben bis acht Monaten werden die Tiere verkauft. 17-mal im Jahr abferkeln; im Schnitt also alle drei Wochen. Vorher werden die Ställe desinfiziert. Ob Sommer oder Winter, diese Arbeit muss getan werden. Und in der Theorie muss Jens-Walter Bohnenkamp auch fit sein. Ende Januar fährt er für drei Tage nach Rheinland-Pfalz, um dort das Seminar "Schweineproduktion im Spannungsfeld von Gesellschaft und Ökonomie" zu besuchen.

Eine reine Winterarbeit ist hingegen die Knickpflege. In diesen Tagen beginnt Bauer Bohnenkamp damit, etwa 350 laufende Meter seiner insgesamt 1,5 Kilometer langen Knicks zwischen den Feldern auf den Stock zu setzen. Alle zehn bis 15 Jahre muss das sein. Weil er nicht alles alleine schafft, bedient er sich der Hilfe eines Lohnunternehmers, der mit einer Astschwere am Bagger über die Knicks geht.

Für Jens-Walter Bohnenkamp ist das praktizierter Naturschutz, obwohl er auch immer wieder erlebt, dass sich Menschen über das Abholzen beschweren. "Werden die Bäume zu breit, bricht das Ökosystem im Knick zusammen", sagt der Landwirt, für den die jährliche Knickpflege auch einen Eigennutz hat: Die drei Kachelöfen im Haus müssen schließlich beheizt werden. Früher gab es noch viele Abnehmer für das Knickholz, aber inzwischen lohnt sich diese Art von Holzhandel für den Bauern nicht mehr. Bis zum 14. März muss diese Arbeit erledigt sein. Insgesamt, so rechnet Jens-Walter Bohnenkamp vor, wird er drei Wochen mit dem Knicken beschäftigt sein. 100 Arbeitsstunden hat er dafür veranschlagt.

Die 29-jährige Tochter Anna-Lena ist promovierte Agrar-Ingenieurin D

er Winter ist für die Familie Bohnenkamp aber auch die Zeit, tatsächlich einmal "halblang" zu machen. Ein Urlaub ist eingeplant. Zumindest ein Kurzurlaub. Wann und wohin es geht, ist noch offen. "Aber das kriegen wir schon hin", sagt der Landwirt. Ferkel und Sauen müssen natürlich weiter betreut werden, Hilfe ist nötig. Sie kommt von außerhalb: Ehemalige Auszubildende, die jetzt eine Landwirtschaftsschule besuchen, könnten zum Beispiel die Arbeit übernehmen.

Und dann ist da auch noch Tochter Anna-Lena, 29, die zwar längst nicht mehr auf dem Bohnenkampschen Hof am Rantzauer Forstweg wohnt, als promovierte Agrar-Ingenieurin aber allemal über das nötige Fachwissen verfügt, um den landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern zu führen.