Bramstedter Bürger- und Verkehrsverein regagiert mit verklebten Schaufenstern auf das geplante Einkaufszentrum am Stadtrand.

Bad Bramstedt. Die Bramstedter Geschäftswelt zeigte sich am Sonntag verhüllt. Mehr als 40 Kaufleute haben ihre Schaufenster mit Packpapier und kleinen Plakaten mit der Aufschrift "Innenstadt ade?" verklebt. Damit folgten sie einem Aufruf des Bürger- und Verkehrsvereins (BVV). "Mit dieser Aktion sollen den Bad Bramstedter Bürgerinnen und Bürgern die vom BVV befürchteten negativen Auswirkungen des Fachmarktzentrums für die Innenstadt deutlich gemacht werden", sagt BVV-Sprecher Karsten Peters. Die Organisation fürchtet Schließungen oder die Verlagerung von Geschäften im Ortszentrum, wenn am Stadtrand ein neues Einkaufszentrum gebaut wird.

Den Zeitpunkt für die Aktion hatte der BVV mit Bedacht gewählt: Am Sonntag war die Stadt wegen des Flohmarkts gut besucht. Heute Abend steht das Thema Fachmarktzentrum auf der Tagesordnung des Planungsausschusses, der sich mit dem Flächennutzungsplan für das Areal beschäftigen wird. Das Projekt soll auf einer Wiese entstehen, die sich links vor der Brücke befindet, die von der Ortsumgehung ins Stadtzentrum führt. Das Hamburger Unternehmen Quantum plant dort einen Baumarkt, Fachgeschäfte mit höherwertigen Waren und einen sogenannten Vollsortimenter - einen 1500 Quadratmeter großen Supermarkt.

Bis auf Bedenken bei den Grünen stimmt die breite Mehrheit der Parteien dem Projekt zu. Sollte der Planungsausschuss die Änderung des Flächennutzungsplans absegnen, wäre dies eine Vorentscheidung für den abschließenden Beschluss der Stadtverordnetensammlung. Dort kommen möglicherweise auch die Bedenken von Naturschützen zur Sprache, die sich ebenfalls gegen das Fachmarktzentrum aussprechen. Kommt aus dem Stadtparlament grünes Licht, wäre der Weg frei für das Bauverfahren.

Der BVV hat sich schon vor Monaten klar gegen das Fachmarktzentrum ausgesprochen und 500 Unterschriften gesammelt. Die Fronten sind klar: Während die Kaufleute ein Geschäftesterben in der Innenstadt fürchten, weil die Käufer in das neue Einkaufsparadies abwandern, gehen die Befürworter davon aus, dass der Baumarkt und Co. zusätzliche Kaufkraft nach Bad Bramstedt locken werden. Von dem Einkaufszentrum auf der grünen Wiese würde - so ihre Prognose - auch die Innenstadt profitieren.

Auch die BVV-Vorsitzende Andrea Schroedter verhüllte am Sonntagmorgen ihr Fachgeschäft für Farben und Tapeten am Maienbeeck. Der Blick auf die bunten Auslagen war versperrt, die Passanten blickten auf braunes Papier.

"Die Befürchtungen sind sehr groß", sagt die Geschäftsfrau, die mit der Resonanz nach dem Aufruf sehr zufrieden ist. "Es machen auch Mitglieder mit, von denen wir seit Jahren nichts mehr gehört haben." Der BVV wolle mit der Aktion darauf hinweisen, wie wichtig Geschäfte für eine lebendige Innenstadt sind.

Dass Kunden nach einem Einkauf im Fachmarktzentrum den langen Weg über die Brücke in die Innenstadt gehen werden, um dort zu bummeln, glaubt Andrea Schroedter nicht. "Es gibt in keiner Stadt ein Modell dafür, das funktioniert hat", sagt sie.

Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach gehört zu den Befürwortern. "Wir brauchen das Fachmarktzentrum, weil zu viel Kaufkraft aus Bad Bramstedt in die Nachbarorte abfließt", sagt der Bürgermeister.

Kütbach will heute Abend auch die Ergebnisse eines Gesprächs mit der Landesplanung in Kiel erläutern, die bislang nur einen Supermarkt mit einer Größe von 800 Quadratmetern genehmigen wollte. Projektentwickler Quantum hält jedoch eine Größe von 1500 Quadratmetern für unverzichtbar. Ein Betreiber des Baumarkts ist bereits in Sicht: In Bad Bramstedt gilt es inzwischen als offenes Geheimnis, dass der Baumarkt Wigger aus Hitzhusen ins Fachmarktzentrum umziehen würde.

Der Planungsausschuss tagt im Schloss und wird sich außerdem mit der Verkehrsführung in der Innenstadt beschäftigen. Die Stadtverwaltung wird das Ergebnis einer Verkehrszählung vorstellen, die mit Spannung erwartet wird. Die Zahlen werden Aufschluss darüber geben, inwieweit die neue Ortsumgehung für eine Entlastung des Zentrums gesorgt hat. Die Sitzung beginnt um 19 Uhr.