Bei der Diskussion um die Neugestaltung der Bad Bramstedter Innenstadt geht es unter anderem um den Status als Heilbad.

Bad Bramstedt. Die Sitzungen des Planungsausschusses in Bad Bramstedt gehören nur selten zu den Höhepunkten im Veranstaltungsprogramm der Kurstadt. Am 19. März liegt dem Gremium jedoch eine Tagesordnung vor, auf der Entscheidungen stehen, die Stadtgeschichte für die kommenden Jahrzehnte schreiben dürften. Der Ausschuss, der im Schloss tagen wird, will die Neugestaltung der Innenstadt beschließen und entscheiden, wie das 20 Millionen Euro teure Fachmarktzentrum neben dem bestehenden Famila-Markt aussehen könnte.

Die letzte Chance, Fördermittel von der EU zu erhalten, läuft im Sommer aus

Bei den Entscheidungen für die Innenstadt drängt die Zeit. Die letzte Chance, Fördermittel von der Europäischen Union zu erhalten, läuft im Sommer aus. Die Programme, von denen Bad Bramstedt profitieren könnte, werden nicht verlängert. "Was danach kommt, ist unklar", sagt Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach. Einig sind sich die Bramstedter Politiker, dass mit der Verlagerung des Schwerlastverkehrs auf die 2011 eröffnete Ortsumgehung die Innenstadt ein neues Gesicht erhalten soll. Der verbliebene Verkehr soll beruhigt werden, Bürger und Touristen sollen sich im Herzen des Kurorts wohlfühlen - so weit besteht Konsens. Doch die Details sind strittig.

Wird der kurze Abschnitt der Hamburger Straße in Höhe der Esso-Tankstelle geschlossen? Entsteht vor der Raiffeisenbank ein Kreisverkehr? Wo fahren die Fahrzeuge zwischen Rathaus und Maria-Magdalenen-Kirche? Das sind einige der wichtigsten Fragen, die die Politik beantworten muss. Und sie müssen sagen, welche Maßnahmen die Stadt sich leisten kann. Schon jetzt ist klar, dass die EU nur Verschönerungen der Stadtmitte kofinanziert, nicht aber die neue Verkehrsführung. "Dafür bekommen wir keinen Cent", sagt Bürgermeister Kütbach.

Er ist optimistisch, dass die Positionen der Politiker so nahe beieinander liegen, dass eine Einigung im Ausschuss möglich ist. Kompliziert wird allerdings die Lage, wenn sich diejenigen durchsetzen, die auf die desaströse Finanzlage der Stadt verweisen und fordern, zunächst einmal Straßen und Plätze so bestehen zu lassen, wie sie sind. Letzte Konsequenz könnte der Verlust des Heilbad-Status und des kostbaren Zusatzes "Bad" im Stadtnamen sein.

Bereits seit Jahrzehnten gilt der Heilbad-Status als unsicher. Der Durchgangsverkehr der Bundesstraßen 4 und 206 verpestete vor der Einweihung der Umgehung die Innenstadt, die Schadstoffbelastung war höher, als in einem Kurort erlaubt. Im Wirtschaftsministerium sahen die Fachleute jedoch darüber hinweg, da die Ortsumgehung eines Tages gebaut werden sollte, und die Heilbad-Beauftragten mit einer Aberkennung der Stadt nicht schaden wollten.

Nach der Fertigstellung der Ortsumgehung dürfte es mit der Nachsicht der Heilbad-Aufsicht jedoch vorbei sein. Bad Bramstedt muss jetzt nachweisen, dass in der Innenstadt keine dicke Luft mehr herrscht. 20 000 Euro lässt sich die Stadt einjährige Messungen des Deutschen Wetterdienstes kosten, die im Sommer beginnen sollen.

Dass der Stadt dabei saubere Luft attestiert wird, ist keineswegs sicher. Zwar sind die Lastwagen weitgehend auf die Ortsumgehung ausgewichen, viel Verkehr herrscht in der Ortsmitte dennoch. Nur eine weitere Reduzierung der Automengen durch eine neue Verkehrsführung könnte gute Messwerte garantieren.

Klar ist auch, dass eine aufgehübschte und verkehrsberuhigte Innenstadt als Flanierviertel mit kleinen Geschäften konzipiert wird und ohne große Märkte auskommen muss. Dafür steht nicht eine einzige Immobilie in passender Größe zur Verfügung.

Die großen Märkte sollen wenige 100 Meter entfernt auf dem neuen Gewerbegebiet zwischen der AKN und der Ortsumgehung im geplanten Fachmarktzentrum entstehen, wo die Projektentwicklungsgesellschaft Quantum Investitionen in Höhe von 20 Millionen hinlocken will. Beide Standorte - Innenstadt und Fachmarktzentrum - sollen sich ergänzen und nicht miteinander konkurrieren, sagt Kütbach. 15 000 Quadratmeter stehen im Gewerbegebiet für den Einzelhandel zur Verfügung, wenn der Planungsausschuss am 19. März die Änderung des Flächennutzungsplans absegnet.

Die Ansiedlung eines Baumarktes ist im Gespräch. Angeblich will Wigger aus Hitzhusen nach Bad Bramstedt umziehen. Billigmarken dürften kaum kommen, sie sind in Bad Bramstedt bereits gut vertreten. Das gilt auch für die Discounter. Bürgermeister Kütbach spricht von einem "höherwertigen Angebot", um den Abfluss der Kaufkraft aus der Stadt in die Nachbarorte zu stoppen und die Bramstedter zu animieren, vor Ort einzukaufen.

Das Land will nur Verkaufsflächen bis 800 Quadratmeter zulassen

Für Quantum steht fest, dass zu diesem Fachmarktzentrum auch ein Lebensmittelmarkt gehören muss. Die Landesplanung im Innenministerium hat jedoch genaue Vorgaben gemacht und will nur Verkaufsflächen von 800 Quadratmeter zulassen, da das Angebot - insbesondere an der Hamburger Straße - schon groß sei. Demnächst entsteht dort zusätzlich ein Edeka-Markt. Quantum will jedoch einen Lebensmittelmarkt mit einer Verkaufsfläche von 1500 Quadratmetern bauen lassen.

Famila hat bereits gegen die neue Konkurrenz gewettert. Kütbach sagt, die Kommune wolle keine "Kannibalisierung" im örtlichen Einzelhandel. Und Quantum argumentiert, ohne ein Lebensmittelangebot sei das Fachmarktzentrum nicht zu haben.

Auch beim Tagesordnungspunkt Fachmarktzentrum setzt der Bürgermeister darauf, dass die Fraktionen einen Konsens finden. Sollte ihnen das gelingen, könnten die Bauarbeiten Ende des Jahres beginnen.