Noch eine Woche herrscht Ruhe über Norderstedt. Der Flughafen investiert 2,5 Millionen Euro für die Sanierung, die einmal pro Jahr ansteht.

Norderstedt/Hamburg. 50 Wochen im Jahr sind die Norderstedter nicht gut auf den Flughafen zu sprechen. Der Nachbar lärmt mit seinen Flugzeugen von 6 bis 23 Uhr, manchmal sogar noch länger. Doch in diesen Tagen haben die Menschen unter der Flugschneise nichts zu meckern: Zwei Wochen herrscht in den Häusern und in den Kleingärten zwischen dem Stadtteil Garstedt und Quickborn Ruhe, weil Hamburg Airport seine Bahn 15/33 saniert. 2,5 Millionen Euro lässt der Flughafen sich die Arbeiten kosten, die einmal pro Jahr anstehen und die Norderstedter in Ruhe schlafen lassen.

Schatten suchen die 72 Bauarbeiter auf der Piste vergebens. Kilometerlang zieht sich die Bahn von ihrem Ende am Norderstedter Nordport bis zum Horizont, die Sonne prallt auf Asphalt und Maschinen. Die Luft schmeckt nach Staub und Diesel. Die Wege sind weit: Die Bahn ist 165 000 Quadratmeter groß. Auf der Baustelle herrscht Ruhe. Die Flugzeuge sind auf der zweiten Bahn (05/23) unterwegs, die sich zwischen den Hamburger Stadtteilen Langenhorn und Niendorf erstreckt.

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Bevor die Arbeiter und Techniker der sieben Baufirmen das Flughafengelände betreten dürfen, müssen sie sich einer Sicherheitsüberprüfung unterziehen: "Wir haben ein Sicherheitskonzept für die Baumaßnahmen entwickelt und mit der Hamburger Innenbehörde abgestimmt", sagt Flughafen-Prokurist Johannes Scharnberg "Ohne unser Go kommt niemand auf die Baustelle."

Die meisten Schäden, die jetzt repariert werden, sind entstanden, als sich die Menschen nach dem Sommer sehnten. "Der Winter ist für die Bahn eine besondere Herausforderung", sagt Scharnberg. Die Probleme sind die gleichen wie auf den Straßen: In Risse dringt Wasser in den Asphalt und gefriert. Enteisungsmittel setzen dem Belag der Bahn zu. In der Sanierungsphase reparieren die Baufirmen nicht nur die Deckschicht, sondern auch den Unterbau, der aus Betonplatten besteht.

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Ein Problem, das die Autofahrer nervt, kennen die Piloten allerdings nicht: Schlaglöcher. Sie dürfen keinesfalls entstehen. "Zu gefährlich", sagt Scharnberg. Aus der Bahn herausgebrochene Asphaltstücke könnten hochgewirbelt oder von den Triebwerken angesaugt werden - mit möglicherweise katastrophalen Folgen.

Doch nicht nur das Wetter, sondern auch der tägliche Flugbetrieb setzt der Bahn zu. Die Bahn 15/33 muss pro Woche mehr als 1300 Flüge verkraften. Besonders belastet sind die Flächen, wo die Maschinen bei der Landung aufsetzen. Dabei entsteht ein enormer Abrieb von den Reifen. Scharnberg geht davon aus, dass mit Hochdruckbürsten mehrere 100 Kilo Gummi von der Bahn abgewaschen werden müssen.

Vor einer besonderen Herausforderung stehen Flughafen und Baufirmen in den kommenden beiden Nächten. Dann wird die Kreuzung der beiden Bahnen auf einer Fläche von 9000 Quadratmetern saniert. Die Arbeiten starten mit Beginn des Nachtflugverbots gegen 23.15 Uhr und müssen pünktlich um 6 Uhr beendet sein, wenn die ersten Flieger wieder abheben. Bei Verspätungen wird es teuer: Ohne ein freies Pistenkreuz können Starts und Landungen nicht stattfinden, der Flughafen müsste gesperrt werden. Um Verzögerungen zu vermeiden, steht für alle Fräsmaschinen, Asphaltierer und Lastwagen Ersatz bereit, um Ausfälle sofort kompensieren zu können. Der Flughafen leistet es sich sogar, nachts ein zweites Asphaltmischwerk bereit zu halten.

Zum Programm der Firmen auf der Bahn 15/33 stehen außerdem Markierungsarbeiten. Die 3700 Meter lange Mittellinie und die Markierungen auf den Seiten und Aufsetzzonen werden erneuert. Scharnberg hat ausgerechnet, dass 10 000 Quadratmeter zusammen kommen, die frisch gestrichen werden.

Drittes Projekt während der Bahnsperrung ist die Instandsetzung der Befeuerung. "Eine Fleißarbeit", sagt Scharnberg. Die Techniker nutzen die Zeit der Bauarbeiten, um die Leuchten in der Rollbahn zu erneuern und die Leitungen durchzumessen.

Die Norderstedter können sich noch eine Woche über die Ruhe über ihren Köpfen freuen. Am Sonntag sind die Sanierungsarbeiten voraussichtlich beendet, und die Flugzeuge können kommen - zur Freude der Menschen in Langenhorn und Niendorf, die dann nur noch die Hälfe des Flugbetriebs ertragen müssen. Die alljährliche Phase der kompletten Ruhe auf ihrer Bahn haben sie bereits hinter sich.