Yannic Janoske ist mit seinen 21 Jahren einer der jüngsten Marktbeschicker auf dem Garstedter Wochenmarkt . Erbsen isst er am liebsten roh.

Norderstedt. "Grün, knackig, frisch", schreit Yannic Janoske aus vollem Hals in Richtung Kunden. Gemeint sind seine Erbsen, die er in Garstedt unter die Wochenmarktbesucher bringen möchte. Wie zum Beweis nimmt er zwei volle Hände und lässt die Hülsenfrüchte von oben herab regnen.

Seit Ende Juni gibt es sie frisch auf dem Markt. Zunächst kamen die Erbsen aus den sonnigen Regionen in Süddeutschland und Italien; mittlerweile ist der Weg nicht mehr so weit - schon die dritte Saat ist aus den Vierlanden eingetroffen. Die zweite ist durch den vielen Regen im Juli kaputtgegangen. Zurzeit kostet ein Kilo knapp fünf Euro.

Geld, das gut investiert ist, denn die grünen Früchte schmecken nicht nur gut, sie sind auch noch gesund. Wenn sie frisch verzehrt werden, steckt in 100 Gramm Erbsen bereits ein Viertel des Tagesbedarfs an Vitamin C. Auch Sportler könnten statt auf Bananen in der Halbzeit auf Erbsen setzen. Das Kalium unterstützt die Impulsübertragung an Nerven- und Muskelzellen, regelt den Wasserhaushalt des Körpers, baut Eiweiß auf und Kohlenhydrate ab. Das ebenfalls reichlich enthaltene Eisen ist für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlich.

Für besonders Ambitionierte hat Yannic Janoske noch einen Tipp. "Die Erbsen einfach mal roh naschen, wenn man vor dem Fernseher sitzt. Die sind noch besser als Chips", sagt der 21-Jährige. So würde wohl auch der jährliche Durchschnitts-Konsum eines Deutschen auf deutlich mehr als die bisherigen 1,2 Kilogramm steigen. Für seine kräftigen Muskeln verantwortlich sind die Erbsen-Abende auf dem Sofa aber nicht. "Alles harte Arbeit und Verzicht", sagt der Kraftprotz, der seinen Geburtstag vergangene Woche ganz ohne Alkohol feierte und schon früh am nächsten Morgen wieder auf dem Markt stand. Noch ist er allerdings kein Erbsen-Experte, fragt ab und zu bei Oma Rosi nach, die mit ihrer Erfahrung weiterhilft. Seit 40 Jahren verkauft sie auf dem Wochenmarkt in Garstedt und herrscht über ihr kleines Königreich: den eigenen Stand, der immer noch "Rosi & Uwe" heißt, auch wenn sich ihr Mann mittlerweile zur Ruhe gesetzt hat. Dass sie in Yannic schon einen Thronerben gefunden haben, beruhigt die beiden. Viele andere Marktbeschicker verzweifeln derzeit an der Suche nach Nachfolgern.

Erbsen werden in Deutschland heutzutage vornehmlich in Sachsen angebaut, dort herrschen optimale Bedingungen: Lehmböden mit ausreichend Humus und Kalk. Als uralte Kulturpflanze spielt die Hülsenfrucht in Märchen wie "Die Prinzessin auf der Erbse" oder "Aschenputtel" eine prominente Rolle.

Die süßeste und deshalb sehr beliebte Sorte ist die Zuckererbse. Dank der vielen Konserven aus Supermärkten ist die am meisten verzehrte aber die Markerbse. Sie enthält sechs bis neun Prozent Zucker und wird ob des süßen Geschmacks oft mit der Zuckererbse verwechselt. Zum Kochen am besten geeignet ist die Palerbse. Wenn sie roh gegessen wird, muss sie früh geerntet werden; sonst bekommt sie einen leicht mehligen Geschmack. Eine ganz andere Vorliebe haben die Holländer. Für deftige Gerichte bevorzugen sie die "Blauwschokker", eine Erbse mit violetter bis blauer Färbung.

Die Hülsenfrüchte werden aber nicht nur von Genießern gegessen. In Indien zögern Frauen durch den Verzehr der Erbsenhüllen angeblich die Empfängnis hinaus. Tatsächlich erhalten Erbsen sogenannte Phytoöstrogene. Als Verhütungsmittel sind sie zwar nicht anerkannt, schützen aber vor Osteoporose und wirken sich positiv auf den Knochenstoffwechsel aus.

Frische Schoten können Kunden auf dem Markt leicht erkennen: Sie sollten quietschen, wenn sie aneinander gerieben werden. Gelbe Verfärbungen oder dunkle Stellen hingegen kennzeichnen ältere Ware. Im Kühlschrank halten sich die Hülsenfrüchte am längsten in einer Plastiktüte oder einem feuchten Tuch. Fünf Tage bleiben sie so frisch, nur blanchiert und eingefroren sind sie noch länger haltbar.