Andreas Albrecht und Christian Plaaß sind Apfelliebhaber. Der eine hegt und pflegt sie auf der Streuobstwiese , der andere im Alten Land

Norderstedt. Voller Vorfreude beißt Andreas Albrecht in einen Prinz Albrecht. Der hat sonst eine milde Süße, und der Geschmack erinnert etwas an Banane, jetzt verzieht sein Namensvetter jedoch sofort das Gesicht. "Der braucht noch", sagt Andreas Albrecht und wirft den sauren Apfel rücklings ins kniehohe Grass. Auf der Streuobstwiese an der Niendorfer Straße in Norderstedt wachsen rund 40 verschiedene Apfelsorten; Prinz Albrecht ist Andreas Albrechts Lieblingssorte.

Vor zwölf Jahren pflanzte der Gründer der BUND-Ortsgruppe in Norderstedt den Baum eigenhändig ein. In diesem Jahr trägt er erstmals richtig viele Äpfel; mit den anderen, ebenfalls prächtig bestückten Apfelbäumen wird die Streuobstwiese im September zu einem echten Geheimtipp für Liebhaber.

Dann sind die Herbstäpfel reif, und der eine oder andere nimmt sich ganz offenkundig ein paar mit. "Die meisten Äpfel verschwinden auf geheimnisvolle Weise", sagt Albrecht lachend. Wer Jahr für Jahr so eifrig pflückt, wisse er nicht. "Wir sind aber nicht böse", sagt er. Schließlich sei die Streuobstwiese keine Plantage - im Gegenteil: Es werden keine Chemikalien benutzt und keine Äpfel gespritzt; die Wiese ist völlig naturbelassen. Neben den Apfelbäumen werden auch Kirschen, Birnen, Zwetschgen, Quitten und sogar ein paar wenige Walnüsse angebaut. Um die Bäume zu bestäuben, gibt es am nördlichen Rand mehrere Bienenstöcke. Singvögel, die ewig zirpenden Grillen und andere Insekten verwandeln die versteckt gelegene Wiese bei Sonnenschein in ein kleines Naturschauspiel: Aus allen Richtungen zwitschert, summt und flattert es; ab und zu lässt sich sogar ein Reh blicken.

Ein Paradies vor allem für Kenner, denn hier finden sich viele Apfelsorten, die es im Laden nicht mehr gibt. Die meisten entsprechen nicht mehr der EU-Norm, sind nicht groß oder rund genug. Kaiser Wilhelm, Jakob Lebel, Geheimrat von Oldenburg und natürlich Prinz Albrecht heißen sie.

Die natürliche und extensive Anbauweise verändert nicht nur den Geschmack der Äpfel, auch die Vitamine bleiben eher erhalten. "Die werden sonst regelrecht rausgezüchtet", sagt Albrecht. Der Großteil der Vitamine sitzt unter der Schale. Gesund ist der Apfel aber nicht nur, weil er außergewöhnlich viel Vitamin C besitzt. Anders als beispielsweise die Banane enthält er relativ wenig Fruchtzucker. 17 Kilogramm verzehrt jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr. Ein Großteil kommt aus dem 8500 Hektar großen Anbaugebiet im Alten Land.

Dort baut auch Christian Plaaß an. Auf dem Garstedter Wochenmarkt können seine Kunden dieser Tage Frühäpfel aus eigenem Anbau kaufen. Astramel und Collina heißen die Sorten - schon mittags sind sie ausverkauft, und die Marktbesucher müssen auf den Jonagored zurückgreifen, der das ganze Jahr über erhältlich ist. Ab dieser Woche sind auch die Sorten Jamba und Delba erhältlich. Letztere schmeckt nicht mehr so säuerlich wie die anderen Frühäpfel und ist eine beliebte Alternative zu den nicht mehr so frischen Spätäpfeln. "Dennoch sind die Frühäpfel eigentlich nur eine Notlösung", sagt Christian Plaaß. Sie machen kaum zehn Prozent der Ernte aus. Der größte Umsatz wird in den nächsten Wochen mit den süßeren Varianten erzielt werden.

Bei der Ernte werden Frühäpfel besonders vorsichtig behandelt. Sie sind druckempfindlicher und schlechter zu lagern. Im Kühlschrank halten sich Frühäpfel bis zu zehn Tage lang. Ansonsten sollten sie innerhalb einer Woche verzehrt werden und an trockenen, dunklen Orten gelagert werden.