Linke und CDU wollen die Straßensammlungen abschaffen und die Abfuhr auf Abruf einführen. Motto: Weniger Dreck, weniger Kosten.

Norderstedt. Im ganzen Kreis Segeberg wird der Sperrmüll nur noch auf Abruf von den Entsorgern in Orange vom Wege-Zweckverband (WZV) abgeholt. Im ganzen Kreis Segeberg? Nein. In der mit mehr als 75 000 Einwohnern größten Stadt des Kreises wird der Sperrmüll immer noch zu festen Terminen einfach an die Straße gestellt. Und da warten schon die Müll-Fledderer, die alles Verwertbare aus dem Sperrmüll klauben: Tische, Stühle, Sofas wandern auf die Flohmärkte der Region, Elektronikteile mit wertvollem Metallgehalt zu den Verwertern. Und der Rest bleibt, chaotisch auseinander gerissen, auf Norderstedter Bürgersteigen liegen.

Es gibt kaum mehr jemanden in der Stadt, der sich über das Sperrmüllchaos am Tag nach der Sammlung nicht aufregt. Oder über die Hamburger, die die öffentlichen Termine für das Ablagern ihrer Abfälle jenseits der Landesgrenze nutzen. Die Norderstedter Verwaltung versucht seit Jahren, die Sperrmüllsammlung auf Abruf einzuführen - so, wie es im Rest des Kreises oder in Hamburg erfolgreich praktiziert wird (siehe Text rechts). Gescheitert ist sie in der Vergangenheit immer an der Politik, denn die SPD und die Grün Alternative Liste in Norderstedt (GALiN) haben die öffentliche Sammlung immer verteidigt. Und auch ein großer Anteil der Bürger in der Stadt möchte die praktischen Straßensammlungen nicht missen.

Eine schwarz-dunkelrote Allianz gegen die Straßensammlung

Doch damit könnte es nun endgültig vorbei sein. Im Umweltausschuss hat sich eine bislang einmalige schwarz-dunkelrote Allianz gebildet, die den Sperrmüll auf Abruf nun einführen möchte. Grundlage für die Diskussion im Ausschuss am Mittwoch, 19. Mai, von 18.30 Uhr an (Sitzungsraum 1, Rathaus) ist ein Antrag der Linken, der den Beifall der CDU-Fraktion findet, weil er die grundsätzliche Position der Christdemokraten einnimmt. In dem Antrag wird die Stadtverwaltung aufgefordert, "geeignete Möglichkeiten einer bürgerfreundlichen und kostengünstigen Entsorgung von Sperrmüll in einer Kombination von Hol- und Bringsystem" aufzuzeigen. Die Linken empfehlen, dass der Bürger zweimal im Jahr kostenlos eine Abholung von Sperrmüll per Postkarte, Telefon oder Internet an den Entsorger bestellen kann. Dabei soll er gleich sagen, ob die Dinge noch für das Sozialkaufhaus taugen oder gleich in den Müll wandern sollen. Das neue System soll drei Jahre auf Probe laufen, danach soll auf Effizienz, Kosten und Wiederverwertungsgrad geprüft werden.

"Weniger Dreck, weniger Kosten und bessere Verwertung!"

"Wir wollen weniger Dreck auf den Straßen, weniger Kosten für die Verwaltung und eine bessere Verwertung der Gegenstände für Bedürftige", sagt Miro Berbig, der Fraktionschef der Linken. Dass regelmäßig Sperrmüll auf den Straßen breitgetreten werde und sogar Sondermüll wie Farbeimer daneben stehen bleibe, sei nicht weiter hinzunehmen. "Außerdem finde ich die Argumentation von SPD und Grünen absurd, wonach brauchbarer Sperrmüll bei der Straßensammlung von den Fledderern gut verwertet würde", sagt Berbig. Gebrauchte Möbel und andere Gegenstände sollten nicht professionellen Sammlern zugute kommen, sondern Bedürftigen, die sich die Sachen im Norderstedter Sozialkaufhaus abholen könnten.

Gert Leiteritz von der CDU-Fraktion sieht für seine Fraktion Beratungsbedarf, was die Details des Antrags angehe. "Aber wir wollten den Sperrmüll auf Abruf ja schon immer haben. Bisher ist das eben immer an der SPD gescheitert", sagt der Stadtvertreter.

Dort wird jetzt grundsätzlich Gesprächsbereitschaft signalisiert - weil man weiß, dass CDU und Linke den Antrag gemeinsam durchbringen könnten. "Da müssen wir dann eben schauen, dass wir für den Bürger das Beste herausholen", sagt Stadtvertreterin Sybille Hahn. Die Genossen waren immer klar gegen den Sperrmüll-Abruf und für die Straßensammlung. Weil letztere einfach praktisch für den Bürger sei, wenig bürokratischen Aufwand erzeuge und bewirke, dass die brauchbaren Gegenstände unter die Leute kamen. "Und da ist es uns zunächst herzlich egal, wer sich den Sperrmüll holt", sagt Hahn. Das Chaos nach der Sammlung nennt die SPD-Stadtvertreterin gleichwohl furchtbar und dem Bürger nur schwer zumutbar.

Die SPD gibt ihr kategorisches Nein zum Sperrmüll auf Abruf auf

Dem linken Antrag werde sich die SPD nicht kategorisch versperren. Man wolle "neu diskutieren" und sehen, ob sich das neue System ohne Verwaltungsaufwand realisieren lasse. "Es gibt jede Menge ungeklärter Details, wie dieser Abruf des Sperrmülls konkret ablaufen soll.", sagt Hahn.

Bei den Grünen hingegen herrscht unverändert die Erkenntnis, dass die Straßensammlung in Ordnung ist. "Einzelne Auswüchse des Zerfledderns von Müll werden verallgemeinert für das ganze Stadtgebiet, in dem die Sammlung problemlos läuft", sagt die grüne Stadtvertreterin Maren Plaschnick. Die Sammlung laufe in den meisten Straßen problemlos und ohne Chaos. Terminabsprachen für den Sperrmüll seien für berufstätige Bürger umständlich. "Da muss dann für den Sperrmüll ein freier Tag geopfert werden", sagt Plaschnick. Die Grünen könnten sich allenfalls vorstellen, dass der Sperrmüllabruf zusätzlich zur regelmäßigen Straßensammlung eingeführt wird. Daneben habe sich die Regelung mit der Ausgabe von Gutscheinen für die kostenlose Abgabe von Müll auf dem Recyclinghof an der Oststraße gut bewährt.