Die Anwohner von ganzen Straßenzügen stellen ihren Sperrmüll in einer 75 000-Einwohner-Stadt am Rande einer Metropole an den Straßenrand, schließen die Keller- und Garagentüren und überlassen ihr Gerümpel dem fahrenden Volk und den Entsorgern in Orange - das ist in etwa so zeitgemäß wie Scherenschleifen.

Und das nicht nur deshalb, weil es nach den Sammlungen schlicht widerlich aussieht und die Stadt an Sperrmülltagen ein Ekel-Image pflegt. Niemand kann sich über das Abschmelzen der Polkappen aufregen, wenn er gleichzeitig alte Farbeimer, Kühlschränke und anderen Problemmüll auf seine Wohnstraße wirft - das kommt in Norderstedt leider ständig vor. Der Sperrmüll auf Abruf setzt dem ein Ende.

Sozialromantisch ist es anzunehmen, der Bedürftige suche sich im Sperrmüll der Überflussgesellschaft seine Wohnzimmereinrichtung zusammen. Sperrmüllfledderer sind fast ausschließlich gewerbliche Händler. Der Bedürftige hingegen geht ins Sozialkaufhaus. Der Sperrmüll auf Abruf wäre ein guter Zulieferer - denn die gebrauchten Dinge wandern direkt aus den Kellern und Garagen der Leute in das Kaufhaus. Sie stehen nicht im Regen auf der Straße, quellen auf und werden unbenutzbar.

Am Ende spart der Sperrmüllabruf noch die Kosten für das Aufräumen nach der großen Straßensammlungssausen. Das macht im Jahr an die 100 000 Euro für die Stadt aus. Viel Geld für die sorglose Bequemlichkeit der Bürger.